: Tauno Vahter
: Die 11 Fluchten des Madis Jefferson
: Residenz Verlag
: 9783701747153
: 1
: CHF 16.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Madis Jefferson hält es an keinem Ort, schon gar nicht unter Zwang: Mit Witz und Tempo berichtet Tauno Vahter von einem, der nur auf der Flucht zu Hause ist. Vahters packendem Schelmenroman liegt die unglaubliche Lebensgeschichte von Johannes Lapmann alias Madis Jefferson zugrunde, der Anfang des 20. Jahrhunderts in einem Dorf an der Küste Estlands geboren wird. Bereits mit acht Jahren wird Madis in Stockholm aufgegriffen und zu seiner entsetzten Mutter heimgebracht: Er hatte sich als blinder Passagier auf einem Schiff nach Schweden versteckt, weil er mehr von der Welt sehen wollte. Das bleibt nicht die letzte Eskapade des Vagabunden, weitere spektakuläre Fluchtversuche werden folgen und Madis bis in die USA führen - ihm allerdings auch Gefangenschaft in sowjetischen Lagern einbringen. Dieses Buch ist ein hinreißender und tragikomischer Roman über Freiheit und die Frage, wie weit Gesellschaften gehen, um die Freiheitsliebenden zu unterdrücken.

Tauno Vahter, geboren 1978 in Tallinn, lebt in Estland als Verleger, Lektor, Übersetzer (aus dem Finnischen und Englischen) und Schriftsteller. Für seinen Debütroman 'Die 11 Fluchten des Madis Jefferson' erhielt er den renommierten Eduard-Vilde-Preis. In seiner Freizeit ist er aktiv im Quiz-Sport und belegte 2012 mit seinem Team den ersten Platz der European Quizzing Championships.

Das Quartett aus dem Kongo


Hafengefängnis von Antwerpen, 1928

Madis Jefferson lugte in den Raum, dessen Tür der Wächter geöffnet hatte, und zuckte zusammen. Aus der nur knapp zehn Quadratmeter großen Zelle blickten ihm vier neugierige Augenpaare entgegen. Tatsächlich konnte er außer den Augen nicht viel erkennen, das Licht war schwach und die Hautfarbe der Zellengenossen machte die Sache nicht einfacher. In Avipalu gab es keine Schwarzen, nicht einmal in Tallinn.

Die Tür fiel ins Schloss und Madis setzte sich auf die einzige freie Pritsche. Die Zellengenossen sahen Madis schweigend an, der aus Verlegenheit seine Jacke auszog und zusammenrollte. Die Afrikaner begannen untereinander zu reden. Nun sah Madis, dass drei von ihnen höchstens zwanzig Jahre alt waren, der vierte jedoch deutlich älter war. Einer der Jüngeren stand auf und sagte etwas zu Madis, das dieser nicht verstand.

Zum Teufel, was wird das? Selbst den Gürtel hatte man ihm abgenommen.

Der Mann sagte erneut etwas, das sich französisch anhörte. Madis schüttelte den Kopf und zeigte mit dem Finger auf sich. »Madis. Madis Jefferson.«

»Ah … Bodika«, sagte der Mann jetzt. Als Nächstes stellten sich Bintu, Wemba und Musa vor.

Als Musa, der Älteste, seinen Namen sagte, bemerkte Madis, dass ihm eine Hand fehlte.

»Français?«, fragte wieder der junge Mann. Madis schüttelte abermals den Kopf.

»Tabac?« Er führte die Finger zum Mund. Nein, hab ich nicht.

Der Mann schien das Interesse verloren zu haben und setzte sich zurück auf seine Pritsche. Madis schnaufte erleichtert durch, stand auf und ging zu dem kleinen Zellenfenster. Dahinter ersc