Martin Rassau
Von der frühen Leidenschaft fürs Theater zum Miet-Butler
Als unser Klassenlehrer Horst Körner in der Gustav-Schickedanz-Hauptschule die Rollen für das Theaterstück verteilte, das wir demnächst anlässlich einer großen Schulveranstaltung aufführen sollten, verstand ich die Welt nicht mehr. Ausgerechnet der Kleinste von uns allen sollte die Hauptrolle, ebenfalls einen Lehrer, spielen. Der arme Bub war kaum größer als ein Hydrant – wie wollte denn der die nötige Präsenz auf die Bühne bringen? Ich war einigermaßen empört, ging nach der Stunde schnurstracks ans Pult und machte meinem Unmut Luft.
»Na gut, Martin, dann machst du das eben«, entgegnete Herr Körner und sah mich leicht genervt an. »Aber jetzt musst du dich anstrengen, wenn du dich hier schon so in den Vordergrund rückst.«
»Kein Problem«, sagte ich und freute mich über diese Entscheidung. Allerdings bemerkte ich erst im Nachgang, dass die Rolle mit jeder Menge Text versehen war, den ich mir wohl oder übel erst noch mühsam merken musste. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Klar wollte ich der wichtigste Schauspieler an besagtem Nachmittag sein. Aber dass ich dafür ein halbes Buch auswendig lernen musste, hatte mir keiner gesagt. In den nächsten Wochen fragte mich meine Mutter zu Hause jeden Abend vor dem Schlafengehen ab. Ich leierte die Passagen, die ich zuvor gelesen hatte, pflichtgemäß herunter und fand das gesamte Stück, das von Herrn Körner ausgedacht worden war, bei näherer Betrachtung ziemlich langweilig. Irgendwie musste ich dem Ganzen etwas mehr Pep verleihen. Ich wusste nur noch nicht, wie.
Als der Tag der Aufführung gekommen war, entdeckte ich in der ersten Reihe unseren Rektor Herrn Fiedler im Publikum. Er war von leicht rundlicher Gestal