: Tanya Carpenter
: Slapshot Hard Rules 3
: Elysion Books
: 9783960002840
: 1
: CHF 3.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 360
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eigentlich dachten Vigo und Alec, dass die schwierigste Zeit ihrer Beziehung bereits hinter ihnen liegt. Doch nicht die kriminellen Hintergründe von Vigos Familie oder der Konflikt mit Alecs Job als Staatsanwalt sind die wahre Bewährungsprobe für ihre Liebe. Vielmehr machen Vigos anhaltende psychische Probleme Alec die größten Sorgen, und dann stehen den beiden auch noch unerwartete Vaterfreuden in Gestalt des ebenfalls traumatisierten Tony ins Haus. Zwischen gestohlenen Rindern, misshandelten Pferden und queerfeindlichen Klassenkameraden kämpfen Alec und Vigo darum, ihre Ranch nicht zu verlieren und Tony einen Halt im Leben zu geben, auch wenn ihre Liebe dabei auf der Strecke zu bleiben scheint. Gerade als sie Hoffnung schöpfen, dass sich alles zum Guten wendet, kehren böse Geister aus ihrer Vergangenheit zurück, und ehe sich die beiden versehen, stecken sie erneut mitten drin in einem Spiel auf Leben und Tod.

Kaum eine deutsche Autorin ist so vielseitig, wie Tanya Carpenter, die neben ihrer bekannten Vampirserie (Diana-Verlag, Club Bertelsmann) auch Crime, Humor, Sci-Fi, Erotik, Romance, Steampunkt und Queere-Literatur schreibt. Neben ihren Arbeiten im Fabylon-Verlag ('Mit Schuh, Charme und Biss') schreibt die 1975 geborene Carpenter auch für den Arunya-Verlag, bei Oldigor und Emotion-Books und interessiert sich für Mystik, Magie und alte Kulturen, liebt Musik und genießt in den Wintermonaten gerne gemütliche Leseabende vorm Kamin.

 

August


 

Vigo

In den panisch aufgerissenen Augen sieht man fast nur noch das Weiße. Die Nüstern weit gebläht, der ganze Körper gespannt wie eine Bogensaite. Ich kann die Angst bis hierhin riechen. Ein Pferd in Panik schwitzt auf eine spezielle Weise. Ich kenne Blues Geruch. Und ich erkenne, wenn der Schweiß nicht harter Arbeit, sondern Furcht geschuldet ist.

Ihre Muskeln zittern, der Körper scheint zusammenzuschrumpfen, nur um jede Sekunde zu explodieren und die Stricke zu zerreißen, mit denen man versucht, den Willen dieses stolzen Tieres zu brechen. Mir blutet das Herz. Ein plötzlich ausgestoßenes schrilles Wiehern reißt an meinen Nerven, vibriert in mir, als wäre es mein eigener Schrei.

Ich muss etwas tun, muss ihr helfen. Sie vertraut mir. Wenn ich nichts tue, ist das ein Verrat an ihrer Seele, den sie mir niemals verzeihen wird. Wie könnte sie auch?

Doch ich bin wie gelähmt, kann mich nicht rühren. Als ob auch um meinen Leib Fesseln liegen, die ihn dazu zwingen, an Ort und Stelle zu bleiben.

»Du bist ein Krüppel! Ein Niemand. Schwuchtel. Du bist wertlos. Schwach.« Zischelnde Stimmen rund um mich herum. Sie verspotten mich. Die Worte bohren sich in meinen Körper wie Pfeile mit schrecklichen Widerhaken, die an mir reißen, mich innerlich zerfetzen, bis ich weinend in mich zusammensacke.

»Schwächling! Du kannst niemandem helfen. Zu nichts nutze.«

Mit jedem Wort spüre ich, wie mich mehr und mehr die Kraft verlässt. Mein kaputtes Bein will mir nicht gehorchen. Ich kann Blue nicht helfen, weil ich tatsächlich zu schwach bin. Zu schwach, mich zu befreien. Zu schwach, auf meinen Beinen zu stehen. Zu schwach … zu schwach …

Irgendjemand ruft meinen Namen. Es klingt furchtbar weit weg. Ich will zu dieser Stimme laufen, weil sie Sicherheit verspricht. Aber ich kann nicht. Und ich will auch mein Mädchen nicht im Stich lassen. Ich muss wenigstens bei ihr bleiben, wenn ich ihr schon nicht helfen kann. Denn ich kann mich immer noch nicht bewegen, aber mir wird allmählich klar, dass mich keine Seile binden, sondern bloß kräftige Hände meine Arme umklammern. Zu kräftig, um sich ihnen zu entwinden. Sie müssen mich stützen, weil ich sonst zu Boden sinken würde. In den Dreck.

»Da, wo du hingehörst«, zischt es wieder.

Stattdessen schütteln mich diese Hände, packen immer fester zu, wie Schraubstöcke. Es tut weh. Da ruft mich die Stimme erneut. Mit der gleichen Panik darin, die auch in Blues Wiehern liegt.

»Vigo! Vigo! Vice!«

 

 

Erst als mein einstiger Spielername fällt, fahre ich aus den verworren-düsteren Träumen hoch, starre in diffuse Dunkelheit, in der ich nur schemenhaft ein Gesicht erkenne.

»Gott sei Dank, du bist wach.« Die Worte klingen rau und voller Sorge. Der Griff um meine Arme hingegen wird weicher, geht in ein beruhigendes Streicheln über.

Der Schlaf weicht langsam, desorientiert lasse ich meinen Blick schweifen. Wo ist Blue? Wo sind die Männer, die sie gefangen halten und sie brechen wollen?

Keiner da. Keiner real. Und auch kein Wiehern. Es ist alles still, bis auf rasselnden Atem. Ich brauche einige Sekunden, um zu realisieren, dass es meiner ist, nicht Alecs. Alec, der mich immer noch festhält und nicht wagt, seinen Griff gänzlich zu lösen. Dessen Augen im schwachen Lichtschein, der von draußen hereinfällt, Schreck und Sorge zeigen. Wieder ein Alptraum. Hört das denn niemals auf? Ich sacke in mich zusammen, lasse mich gegen meinen Mann sinken und er legt sofort seine Arme um mich, zieht mich an seine B