: Daniel Holbe, Andreas Franz
: Schwarze Dame Julia Durants neuer Fall | SPIEGEL Bestseller-Autor
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426465202
: Julia Durant ermittelt
: 1
: CHF 10.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 432
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein gerissener Killer fordert Julia Durant heraus - zu einer tödlichen Partie Schach ... »Schwarze Dame« ist der 24. Frankfurt-Krimi mit der ebenso mutigen wie kompromisslosenKommissarin Julia Durant von den Bestseller-Autoren Daniel Holbe und Andreas Franz. In Frankfurt geht die Angst um, nachdem ein Obdachloser mit einem Hammer erschlagen wurde. Hat ein berüchtigter Frankfurter Serienmörder hier etwa einen Nachahmer gefunden? Für Kommissarin Julia Durant und ihr Team gestalten sich die Ermittlungen äußerst zäh: Es gibt keine Zeugen und kaum verwertbare Spuren. Als kurz darauf eine Frau ermordet wird, scheinen die Fälle nicht zusammenzuhängen, denn der Modus Operandi ist ein völlig anderer. Erst ein weiterer Hammer-Mord bringt Julia Durant ins Grübeln. Dann wird ihr ein alter Stadtplan zugespielt, auf dem Frankfurt in acht mal acht Felder unterteilt ist - wie ein Schachbrett! Jeder Tatort passt zu einem Spielfeld. Und das Feld der schwarzen Dame ist das Polizeipräsidium ... 1996 schrieb Andreas Franz seinen ersten Krimi mit der toughen Kommissarin Julia Durant. Seit dem Tod des Bestseller-Autors 2011 führt Daniel Holbe die erfolgreiche deutsche Krimi-Serie fort. Alle Fälle von Julia Durant im Überblick: -     Jung, blond, tot -     Das achte Opfer -     Letale Dosis -     Der Jäger -     Das Syndikat der Spinne -     Kaltes Blut -     Das Verlies -     Teuflische Versprechen -     Tödliches Lachen -     Das Todeskreuz -     Mörderische Tage -     Todesmelodie -     Tödlicher Absturz -     Teufelsbande -     Die Hyäne -     Der Fänger -     Kalter Schnitt -     Blutwette -     Der Panther -     Der Flüsterer -     Julia Durant. Die junge Jägerin -     Todesruf -     Der doppelte Tod -     Schwarze Dame

Daniel Holbe, Jahrgang 1976, lebt mit seiner Familie im oberhessischen Vogelsbergkreis. Insbesondere Krimis rund um Frankfurt und Hessen faszinierten den lesebegeisterten Daniel Holbe schon seit geraumer Zeit. So wurde er Andreas-Franz-Fan - und schließlich selbst Autor. Als er einen Krimi bei Droemer-Knaur anbot, war Daniel Holbe überrascht von der Reaktion des Verlags: Ob er sich auch vorstellen könne, ein Projekt von Andreas Franz zu übernehmen? Daraus entstand die Todesmelodie, die zum Bestseller wurde. 

Sonntag


Palmsonntag,14. April2019

Weltkriegsbombe!

Für die Presse war das eine Schlagzeile, die sie dankbar annahm. Für eine Handvoll Frankfurter der älteren Jahrgänge weckte diese Meldung allerdings Erinnerungen an eine dunkle Zeit. Schatten, die im Lodern der Flammen umhersprangen. Sirenenheulen und die beklemmende Enge von Schutzkellern. Dröhnen am Himmel, Sirren in der Luft. Ohrenbetäubende Detonationen und einstürzende Fassaden. Ein Inferno von fünfundsiebzig Bombenangriffen hatte die Stadt in Schutt und Asche hinterlassen. Man hatte sie wiederaufgebaut. Zuerst notdürftig, dann kamen die Hochhäuser. Und jetzt gab es eine neue Bauwelle. Alt gegen neu. Gebäude. Straßen. Und unter den Fundamenten und Asphaltschichten der Fünfzigerjahre wurden immer wieder Blindgänger gefunden, zentnerschwere Metallhüllen, die vor einem Dreivierteljahrhundert vom Himmel gefallen waren und ihre zerstörerische Ladung noch immer in sich trugen; hinter Zündern, die so sensibel waren, dass man am besten einen weiten Bogen um sie schlug. Der Kampfmittelräumdienst war praktisch wöchentlich im Einsatz, um verdächtige Funde zu überprüfen. Die meisten Einwohner der Stadt hatten sich an die Schlagzeilen gewöhnt. Man checkte meistens nur noch, in welchem Stadtteil sich das Ganze abspielte. Ob der Evakuierungsradius die eigene Wohnung oder den Arbeitsplatz betraf. Wie stark der Verkehr davon betroffen war. Der Rest war Routine – zumindest für einen selbst. Bomben wurden ausgegraben. Bomben wurden entschärft. Der Mensch war ein Gewohnheitstier und wollte in seinem Komfort nicht gestört werden.

Doch mit dieser Bombe war es anders, denn sie lag nicht auf einer Baustelle, nicht an einem Verkehrsknotenpunkt, jedenfalls nicht so, wie man es erwartet hätte. Einige Tage zuvor war sie im Rahmen einer Übung zufällig von Feuerwehrtauchern entdeckt worden. Ein verdächtiges Objekt auf dem schlammigen Grund des Mains unter der Alten Brücke. Und diesmal hielt die Stadt den Atem an.

Am Palmsonntag feiert das Christentum den Einzug Jesu in Jerusalem. Damals, so heißt es, säumten die Menschen die Straßen, jubelten ihm zu und warfen Palmzweige auf seinen Weg. Heute standen die Gläubigen mit wachsender Verärgerung vor dem Dom, manche rüttelten an der verschlossenen Tür, einige stießen unschöne Worte aus.Sperrzone. Evakuierung. Die Anwohner gingen auf die Straße, aber nicht mit Palmzweigen, sondern mit dicken Jacken und ohne Feierlaune. Noch eine Woche bis Ostern. Es war unwirtlich. Dreihundertfünfzig Einsatzkräfte durchkämmten die Straßenzüge, um sechshundert Menschen zu evakuieren. Einer der Schutzräume befand sich im Gemeindehaus am Römer, nur knapp außerhalb des gesperrten Bereichs. Es war eines der rekonstruierten Häuser der neuen Altstadt, unten Sandstein, oben Schiefer, dazwischen gelber Putz und Unmengen an Sprossenfenstern. Wie viele Scheiben drohten zu zerbersten, wenn der große Knall kam?

Uniformierte gingen von Haus zu Haus, mehrstöckige Gebäude, die sich an der Uferpromenade des rechten Mainufers aneinanderreihten. Ein breiter Grünstreifen, auf dem sich sonst die Menschen tummelten. Radfahrer, Gassigänger, Pärchen. Alte und junge Menschen. Einheimische und Touristen. Heute jedoch war der Bereich wie ausgestorben. Leer gefegt. Eine Geisterstadt. Endlich waren die Einsatzkräfte bis zu den Obdachlosen vorgedrungen, die in der Nähe des Wassers Unterschlupf gesucht hatten.

»Nein, Sie dürfen hier auch nicht im Freien bleiben.«

»Wir wissen nicht, wie lange die Sperrung andauern wird.«

»Ich will aber nicht hier weg!«

Es waren stets dieselben Dialoge. Plötzlich schien es gleichgültig, woher man stammte oder welcher Schicht man angehörte. Alle mussten aus diesem Bereich verschwinden, der zur Evakuierungszone geworden war.

Hausbesitzer. Mieter. Durchreisende. Menschen, die ihre Komfortzone verlassen mussten, weil sie zum Sperrgebiet geworden war. Wenn auch nur vorübergehend. Würde die »kontrollierte Sprengung« – falls es so etwas überhaupt gab – die Fensterscheiben zersplittern lassen? Was war mit dem teuren Porzellan, dem Aquarium oder dem Spülkasten im Bad? Wie wurde das Gebiet gegen Einbrüche gesichert? Was passierte mit Haustieren, die nicht ohne Weiteres zu transportieren waren?

»Wo sollen wir denn hin?«

»Es wurden extra Schutzräume eingerichtet.«

»Ja. Es tut uns leid, aber Sie müssen den Bereich jetzt verlassen.«

Jedes Mal dieselben Gespräche. Viele reagierten mit Verständnis, wenige mit Trotz. Und zusätzlich stieß die Polizei bei fast jeder Evakuierungsaktion auf delikate Situationen wie illegal gehaltene Exoten, Hehlerware oder auch mal einen gesuchten Kriminellen mit falscher Identität.

Eine Leiche al