: Josef Brustmann
: Jeder ist wer Menschenwege in Herzgegenden
: Allitera Verlag
: 9783962334017
: 1
: CHF 10.70
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 140
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Josef Brustmann wächst in großer Armut als achtes von neun Kindern auf. Zwei sterben viel zu früh, die anderen wärmen einander mit Singen, Lachen und Musizieren. Der Vater, für 8 Jahre von Krieg und Kriegsgefangenschaft verschluckt; dass er Josef liebt, zeigt sich erst ganz spät, aber auch, dass es dafür nie zu spät ist. Josef gibt alle Liebe weiter an seine Kinder und Enkelkinder. Seine eigenen Großväter kürzten unglücklich ihr Leben ab. Trauer, die lange nachhallt in den nächsten Generationen. Vertrieben werden aus der Heimat, zufällig stranden im »gelobten« Land Bayern, in Waldram bei Wolfratshausen, ehemals Föhrenwald, ehemals Displaced-Persons-Lager und jüdisches Schtetl. Wie schnell die einen »vergessen« können, die anderen nie; was ist der Mensch, was ist das Leben? Für beides gibt es keine Generalprobe.

JOSEF BRUSTMANn, wurde 1954 als achtes von neun Kindern geboren und wuchs in Waldram bei Wolfratshausen unter ständigem Singen, Musizieren und Lärmen auf. Daraus resultierend - sozusagen aus Notwehr - entwickelte er eine kräftige Stimme und erlernte zahlreiche große und möglichst laute Instrumente (Tuba, Kontrabass, Klavier, Cello). Seit 2004 ist er als Solokabarettist unterwegs und erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise, u.?a. den »Deutschen Kabarettpreis«, die »Tuttlinger Krähe« und den »Gutedel-Kabarettpreis«.

DUIN

Deutsch-tschechischer Geburts- und Taufschein meiner Mutter Valerie Brustmann, geb. Huber, aus dem Jahr 1917

Meine Mutter war die älteste Tochter des Josef Huber und der Maria Denk. Zwei jüngere Schwestern hatte sie und einen älteren Bruder, der Walter hieß und nicht mehr aus dem Krieg heimkam.

Kodau, 30. April 1945, sechs Jahre nach ihrer Heirat, da zerschlugen russische Soldaten die Eingangstür des Bauernhauses meiner Eltern und befahlen meiner Mutter kalt, am nächsten Tag den Bauernhof zu verlassen. Mit ihren drei kleinen Kindern und der alten Schwiegermutter (mein Vater war schon in Kriegsgefangenschaft) wurde sie anderntags in einen überfüllten Viehwaggon gepfercht, mitnehmen durfte man nur, was man mit eigenen Händen tragen konnte, die Kinder waren ein, zwei und vier Jahre alt.

Die schwere Rolltür des Viehwaggons schnappte zu, niemand wusste vom Ziel der Reise. Vor Sibirien hatte man die größte Angst. Als die Tür am nächsten Tag wieder aufgeschoben wurde, strahlte der Himmel blau, in den Bergen hing noch reichlich Schnee, man war in Teisendorf, in Oberbayern, aufgeschlagen. Am Bahndamm ein bizarres Gewirr von Menschen. Die heimatlosen Flüchtlinge mit Kindern und all ihrer kümmerlichen Habe, dazwischen die Einwohner von Teisendorf, Bauern und Handwerker meist, von den amerikanischen Besatzern gezwungen, Flüchtlinge aufzunehmen. Nur meine Mutter mit den drei kleinen Kindern und ihrer schon reichlich alten Schwiegermutter blie