DUIN
Deutsch-tschechischer Geburts- und Taufschein meiner Mutter Valerie Brustmann, geb. Huber, aus dem Jahr 1917
Meine Mutter war die älteste Tochter des Josef Huber und der Maria Denk. Zwei jüngere Schwestern hatte sie und einen älteren Bruder, der Walter hieß und nicht mehr aus dem Krieg heimkam.
Kodau, 30. April 1945, sechs Jahre nach ihrer Heirat, da zerschlugen russische Soldaten die Eingangstür des Bauernhauses meiner Eltern und befahlen meiner Mutter kalt, am nächsten Tag den Bauernhof zu verlassen. Mit ihren drei kleinen Kindern und der alten Schwiegermutter (mein Vater war schon in Kriegsgefangenschaft) wurde sie anderntags in einen überfüllten Viehwaggon gepfercht, mitnehmen durfte man nur, was man mit eigenen Händen tragen konnte, die Kinder waren ein, zwei und vier Jahre alt.
Die schwere Rolltür des Viehwaggons schnappte zu, niemand wusste vom Ziel der Reise. Vor Sibirien hatte man die größte Angst. Als die Tür am nächsten Tag wieder aufgeschoben wurde, strahlte der Himmel blau, in den Bergen hing noch reichlich Schnee, man war in Teisendorf, in Oberbayern, aufgeschlagen. Am Bahndamm ein bizarres Gewirr von Menschen. Die heimatlosen Flüchtlinge mit Kindern und all ihrer kümmerlichen Habe, dazwischen die Einwohner von Teisendorf, Bauern und Handwerker meist, von den amerikanischen Besatzern gezwungen, Flüchtlinge aufzunehmen. Nur meine Mutter mit den drei kleinen Kindern und ihrer schon reichlich alten Schwiegermutter blie