: Sofia Andruchowytsch
: Die Geschichte von Uljana
: Residenz Verlag
: 9783701746965
: 1
: CHF 18.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 348
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Jahrhundert ukrainischer Geschichte, fesselnd erzählt - Band 2 gehört Uljana und ihrer verbotenen Liebe zu einem Juden im Nationalsozialismus. Mit der 'Geschichte von Uljana', dem zweiten Band des Amadoka-Epos, entführt uns Sofia Andruchowytsch in die 1930er-Jahre, in das galizische Städtchen Butschatsch mit seiner multiethnischen Bevölkerung. Zwischen dem ukrainischen Mädchen Uljana und dem jüdischen Jungen Pinkhas wächst eine ungestüme, jedoch heimliche Liebe. Mit der nationalsozialistischen Besatzung 1941 beginnen die Deportationen der jüdischen Bevölkerung. Uljanas Vater versucht unter Lebensgefahr zu helfen, manche im Ort allerdings beteiligen sich aktiv am Morden, und wieder andere schlagen sich auf die Seite der anrückenden Sowjets. Zu Kriegsende jedoch zieht sich eine Schlinge aus Geheimnis, Verrat und Gewalt unerbittlich zu - und weder Uljanas Liebe noch ihre Familie werden ihrem grausamen Schicksal entgehen ...

Sofia Andruchowytsch, geboren 1982 in Iwano-Frankiwsk, Ukraine. Sie lebt in Kiew als Schriftstellerin, Übersetzerin und Essayistin. Sie ist die Tochter des Autors Jurij Andruchowytsch. 2014 gelang ihr der literarische Durchbruch mit dem Roman 'Der Papierjunge', der in mehrere Sprachen übersetzt sowie verfilmt wurde und 2016 im Residenz Verlag erschienen ist. 2023 erschien 'Die Geschichte von Romana' und 'Die Geschichte von Uljana' es sind die ersten beiden Bände des dreiteiligen Amadoka-Epos.

Fotografie: Stillleben, Rainfarn in einem Dreiliterglas


Das ist das letzte. Das letzte, auf dem man ihren Körper sieht. Was meinst du, wieso fotografiert man Tote? Wieso hebt man diese Fotos auf, in einem Stapel von Fotos, die Säuglinge, Familienfeste und Szenen des täglichen Lebens zeigen? Um den Menschen so in Erinnerung zu behalten? Um nicht zu vergessen, dass er wirklich gestorben ist, in einen Sarg gelegt wurde, seine Hände auf der Brust überkreuzt wurden, sein Kiefer mit einer Schnur zusammengebunden wurde? Dass dieser Mensch nicht spurlos verschwunden ist, sich in Luft aufgelöst hat, nein, dass mit ihm die einfachste Sache der Welt passiert ist: Seine Zeit ist abgelaufen, seine Tage sind zu Ende gegangen, und seine Liebsten haben alles entsprechend arrangiert, sich um seine Überreste gekümmert, sie an den dafür vorgesehenen, verborgenen Ort gebettet.

Was meinst du? Gibt uns das ein Gefühl von Ordnung? Beruhigt es? Und was beruhigt mehr: Das Foto eines sorglosen Säuglings mit speckigen Hautfalten, der das gesamte Chaos der Welt, unzählige Entdeckungen und die gnadenlose Erkenntnis der Ausweglosigkeit des Lebens noch vor sich hat? Oder das Foto vom Ende, vom Sarg mit dem Leichnam auf einem Tisch in der Mitte des Raums, wenn klar ist, dass es schlimmer nicht werden kann, dass der Faden der Geschichte abgerissen ist, dass das Chaos keine Früchte mehr tragen und sich nicht mehr vermehren wird, dass seine Quelle versiegt ist.

Denkst du wirklich, Bohdan, dass nach dem Tod eines Menschen das Durcheinander seines Lebens erschöpft ist, dass dessen Griff sich mit einem Mal lockert und dann erstarrt? Denkst du, die Geschichte reißt für immer ab? Vielleicht ist es umgekehrt? Vielleicht liegt genau darin die wahre Unsterblichkeit? Vielleicht pulsieren die Motive des Verstorbenen und