: T. Kingfisher
: Was die Toten bewegt (Eine packende und atmosphärische Nacherzählung von Edgar Allan Poes Klassiker 'Der Untergang des Hauses Usher')
: Cross Cult
: 9783986664589
: 1
: CHF 13.50
:
: Fantasy
: German
: 192
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Eine packende und atmosphärische Neuerzählung von Edgar Allan Poes Klassiker 'Der Untergang des Hauses Usher'. Als Alex Easton, ein Soldat im Ruhestand, die Nachricht erhält, dass seine Jugendfreundin Madeline Usher im Sterben liegt, eilt Alex augenblicklich zum Stammsitz der Ushers in der abgelegenen Landschaft Ruritaniens. Was Alex dort vorfindet, ist ein Albtraum aus Pilzwucherungen und besessenen Tieren, die einen dunklen, pulsierenden See umgeben. Madeline schlafwandelt und spricht nachts mit seltsamen Stimmen, und ihr Bruder Roderick wird von einer mysteriösen Nervenkrankheit heimgesucht. Mit Hilfe eines gefürchteten britischen Mykologen und eines verblüfften amerikanischen Arztes muss Alex das Geheimnis des Hauses Usher lüften, bevor es sie alle verschlingt.

T. Kingfisher ist das Pseudonym von Ursula Vernon. Die in North Carolina lebende mehrfach preisgekrönten Autorin und Illustratorin ist vor allem für ihre Kinderbücher bekannt. Sie wurde bereits für den Ursa Major Award und den Eisner Award nominiert und gewann 2015 den Nebula Award für die beste Kurzgeschichte und 2017 den Hugo Award für die beste Novelle. Ihr Debüt-Horrorroman wiederum wurde 2020 mit dem Dragon Award für den besten Horrorroman ausgezeichnet. 2023 erschien von ihr in Deutschland 'Wie man einen Prinzen tötet'.

KAPITEL


1


Die Pilzlamellen waren dunkelrot, fast schon violett. Sie hatten die Farbe durchtrennter Muskeln, die in so schauderhaftem Kontrast zum Blassrosa von Eingeweiden steht. Bei totem Wild oder sterbenden Soldaten hatte ich sie schon oft beobachtet, hier dagegen erschreckte sie mich.

Womöglich wäre es weniger beunruhigend gewesen, hätten die Pilze nicht so sehr an rohes Fleisch erinnert. Die beigen Hüte glänzten feucht und wölbten sich aufgedunsen über den roten Lamellen. Sie wuchsen aus den Steinspalten des kleinen Bergsees wie Krebsgeschwüre aus der Haut eines Kranken. Ich verspürte den überwältigenden Drang, davor zurückzuweichen, mehr noch juckte es mich jedoch in den Fingern, mit einem Ast darin herumzustochern.

Dumpf meldete sich mein schlechtes Gewissen, weil ich die Reise unterbrochen hatte und abgestiegen war, um mir die Pilze genauer anzusehen, aber ich war müde. Und wichtiger noch: Mein Pferd war müde. Madelines Brief hatte über eine Woche bis zu mir gebraucht. Ganz gleich wie dringlich er formuliert war, fünf Minuten mehr oder weniger würden keinen Unterschied machen.

Hob, mein Hengst, war dankbar für die Pause, die Umgebung schien ihn allerdings verdrießlich zu stimmen. Er blickte zuerst auf das Gras und dann zu mir auf, als wollte er mir zu verstehen geben, dass es nicht seinen gewohnten Standards entsprach.

»Du könntest hier eine