: Anna Katharina Laggner
: Fremdlinge
: Residenz Verlag
: 9783701747078
: 1
: CHF 15.30
:
: Erzählende Literatur
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Arzt erklärt der Autorin überraschend, dass es Leben in ihr gibt. Sie hat einen Sohn, nun ist sie wieder schwanger. Mit Zwillingen. Viele Diskussionen später entscheidet sie sich gegen einen Abbruch. Und erkennt, dass eine Zwillingsschwangerschaft öffentliches Eigentum zu sein scheint: Ärzte und Verwandte, wildfremde Menschen und Freundinnen, die Yogalehrerin und die Arbeitskolleg*innen - alle bewerten, beraten und befühlen auch gerne den wachsenden Bauch. Radikal subjektiv und mit unerschütterlichem Humor ergründet Anna Katharina Laggner das Mysterium, drei in eins zu sein, und führt Buch über ihr Leben mit und unter 'Fremdlingen', über erotische Durststrecken und gesellschaftliche Zumutungen, über ihre Ängste und über die große Freude, die da auch ist, immer wieder.

Anna Katharina Laggner, geboren 1977 in Graz, studierte Internationale Wirtschaftsbeziehungen und lebt als Autorin, Radiomacherin und Künstlerin in Wien und Oberösterreich. Sie ist Sendungsgestalterin und Moderatorin für Ö1 und schreibt für FM4 über Film. Als Tonkünstlerin hat sie Hörstücke und Installationen u. a. für den Steirischen Herbst, das Festival der Regionen oder die NGBK Berlin realisiert. Veröffentlichungen in Anthologien. 'Fremdlinge' ist ihr erster Roman.

II. TRIMESTER


SSW 13+0


Um fünf Uhr morgens aufgewacht, steigert sich meine Verzweiflung bis zum totalen Exzess. Ich bin ein heulendes, schniefendes, quiekendes Bündel im Bett. Irgendwann streichelt mich Alex.

Ich muss immer wieder daran denken, dass die Frauenärztin mir, als Alex draußen war und sie mich untersuchte, sagte: »Insgeheim sind Sie doch ganz stolz auf sich selbst, dass Sie in Ihrem Alter noch so etwas schaffen.« Nein, musste ich ihr sagen. Ich empfinde vieles, fast zu vieles, aber keinen Stolz. Eine Schwangere kann durchaus stolz sein, aber stolz auf die Schwangerschaft? Meine Ablehnung dieser Art des Stolzes, sie mag auch damit zusammenhängen, dass gerne suggeriert wird, wir könnten aus Willens- oder Glaubenskraft alles