: Alexander Oetker
: Luc Verlain ermittelt in Retour - Château Mort - Winteraustern
: Hoffmann und Campe Verlag
: 9783455017755
: 1
: CHF 16.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 960
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Spannende Krimis und kulinarische Abenteuer- entdecken Sie die ersten drei Bände der beliebten Reihe von Bestsellerautor Alexander Oetker in einem Band. Folgen Sie dem charmanten Commisaire Luc Verlain in die Aquitaine mit ihren kilometerlagen Ständen, Weinbergen so weit das Auge reicht und den rauen Winden des Atlantik. Band 1: Retour Luc Verlain liebt gutes Essen, Frauen und sein sorgenloses Leben in Paris. Doch als sein Vater schwer erkrankt, lässt Luc sich versetzen. Ausgerechnet nach Bordeaux in die Region Aquitaine, von wo er als junger Polizist geflohen war. Zurück in seiner Heimat muss Luc sich seinen Erinnerungen stellen. Und schon kurz nach seiner Ankunft erschüttert ein Mord die Gegend: Ein Mädchen liegt erschlagen am Strand von Lacanau-Océan. In dem kleinen Dorf kochen schnell die Spekulationen hoch. Das Opfer hat erst vor kurzem die Beziehung zu dem algerischen Nachbarsjungen beendet, der als dringend tatverdächtig gilt. Der Stiefvater des Mädchens will die Sache selbst in die Hand nehmen. Lucs Ermittlungen führen ihn an die Strände und in die Weinberge der Region und zurück nach Paris, immer an seiner Seite seine Kollegin Anouk, deren Charme er nur schwer widerstehen kann. Band 2: Château Mort Sein erster Sommer im Aquitaine neigt sich dem Ende entgegen - doch kurz vor der Lese der edelsten Weine wird Frankreich von einer Hitzewelle erfasst. Und ausgerechnet nun findet der Marathon du Médoc statt, wo die Läufer in bunten Kostümen antreten und unterwegs auch noch Rotwein verkosten dürfen. Ein riesiges Fest, das für Luc noch schöner wird, weil seine Angebetete Anouk nach einer geheimnisvollen Italienreise wieder ins Aquitaine zurückkehrt. Gemeinsam stehen sie im Schlossgarten von Lucs bestem Freund Richard, der die Marathonläufer mit einem feinen Rotwein verköstigt. Plötzlich brechen einige Sportler zusammen, ein Politiker kommt nur knapp mit dem Leben davon und ausgerechnet der sympathische Winzer Hubert stirbt. So sehr sich Luc auch dagegen sträubt: Alle Spuren führen zu Richard, denn der steckt offenbar in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Der Commissaire muss sich bald entscheiden zwischen der Loyalität zu seinem alten Freund und den Gefühlen für seine Partnerin Anouk, die Richard längst für den Täter hält. Band 3: Winteraustern Winterzeit am Bassin d'Arcachon, das bedeutet für die Austernzüchter Hochkonjunktur. Allerdings auch für die Austerndiebe, denen man mit immer drastischeren Methoden begegnet. Und so mündet das, was eine besinnliche Bootsfahrt werden sollte, für Luc Verlain in einen Mordfall, der es in sich hat. Zusammen mit seinem Vater, einem ehemaligen Austernzüchter, hatte Luc eigentlich nur noch einmal dessen einstige Wirkungsstätte befahren wollen, als sie plötzlich auf die übel zugerichteten Leichen zweier junger Männer stoßen. Handelt es sich um Austernzüchter, die den Austernmogul der Region um einen Teil seines Festtags-Umsatzes bringen wollten? Oder wollte ein anderer Austerndieb von seinem Treiben ablenken? Die Ermittlungen von Luc und seiner Partnerin Anouk führen tief hinein in eine von Profitgier und Konkurrenzdenken korrumpierte Branche.

Alexander Oetker, geboren 1982, ist Bestsellerautor und TV-Journalist, als Frankreich-Experte von RTL und n-tv berichtet er seit 15 Jahren über Politik und Gesellschaft der Grande Nation. Er ist zudem Kolumnist und Restaurantkritiker der Gourmetzeitschrift Der Feinschmecker. Seine Krimis um Luc Verlain sind Erfolgsgaranten im Buchhandel, für Mittwochs am Meer erhielt er die DELIA, den Literaturpreis für den besten Liebesroman des Jahres. 2022 wurde Alexander Oetker außerdem mit dem Deutsch-Französischen Freundschaftspreis des Saarlandes ausgezeichnet. Sein Kochbuch Chez Luc wurde wurde vielfach prämiert, u.a. mit Silber bei den Swiss Gourmetbook Awards, dem Gourmand World Cookbook Award und dem ITB BuchAward 2023. Er lebt en famille zwischen Brandenburg, Berlin und der französischen Atlantikküste.

Lundi – MontagRetour


Kapitel 1


»Mein Gott, wie öde.«

Luc Verlain schnaubte verächtlich, als er unter der Pont François-Mitterrand die graue Plörre sah. Die träge dahinfließende Garonne bahnte sich ihren Weg in Richtung Bordeaux – und in Richtung Atlantik. Morgens um vier war er in Paris losgefahren, fünfeinhalb Stunden hatte Luc bis hierher gebraucht. Immer wieder war sein Blick auf den Tacho gefallen:120 km/h. Normalerweise fiel es ihm schwer, sich an das erlaubte Tempo 130 auf Frankreichs Autobahnen zu halten. Doch heute hatte er seinen alten blauen JaguarXJ6 unbewusst immer wieder abgebremst, gerade so, als wollte er die Fahrt von Paris in die Provinz auf Tage verlängern. Als wollte er nie ankommen.

Nun aber war er da, sein Blick fiel auf das Schild auf der Brücke: Bordeaux Centre. Er setzte den Blinker und fuhr von der Route Nationale auf die kurze Autobahn, die ihn immer am Fluss entlang in die Stadt bringen sollte. Links lagen die Gewerbegebiete, der alte riesige Schlachthof, der schon seit einigen Jahren außer Betrieb war. Auf der anderen Seite am rechten Ufer des Flusses standen kleine Häuser auf Stelzen im Fluss, Hütten für Angler. Die Boote schaukelten angeleint davor und warteten auf ihren nächsten Einsatz auf dem grauen Fluss.

Die Garonne war für Luc schon immer ein Phänomen gewesen. Sie bahnte sich ihren Weg durch Bordeaux und dann weiter durchs Médoc, wo sie sich mit der Dordogne zur Gironde vereinigte, ehe sie sich in der riesigen Mündung nördlich von Soulac in den Atlantik ergoss. Touristen fanden ihre grau-braune Farbe häufig abstoßend, Luc aber wusste, dass sie nichts damit zu tun hatte, dass der Fluss verschmutzt war. Es war vielmehr Natur pur: Durch die Gezeiten wurde das Wasser des Atlantiks weit in die Mündung der Garonne gedrückt, mit dem ganzen Salz, das der Ozean enthielt. Im Fluss traf das Salz auf die Tonpartikel, die die Garonne aus Spanien mit sich führte, und Ton und Salz ergaben die braune Farbe.

Eine halbe Stunde von hier landeinwärts lagen die Weinberge von Saint-Émilion, eine halbe Stunde westlich die Strände des Atlantiks. Wie viel Zeit er hier verbracht hatte … Es war, als sei er wieder sechzehn und verdammt, für immer hierzubleiben. In den letzten fünfzehn Jahren war Luc höchstens mal für ein paar Tage hergekommen. Nachdem seine Mutter die Familie verlassen hatte, plagte Luc sein schlechtes Gewissen: Eigentlich hielt er es hier im Aquitaine nicht mehr aus, aber er wollte für seinen Vater da sein, seinen einsamen Vater, den er immer so bewundert hatte. In der Vergangenheit war meistens nichts daraus geworden. Manchmal war er ein ganzes Jahr lang nicht hier gewesen. Sein alter Herr hatte ihn ab und zu in Paris besucht, aber seit einigen Jahren mochte er nicht mehr Zug fahren und verabscheute die laute hektische Hauptstadt. Und nun, dieses Mal, würde Luc bleiben müssen. Ein halbes oder vielleicht auch ein ganzes Jahr. Er wusste noch nicht, wie lange. Für seinen Geschmack aber auf jeden Fall zu lange.

Er lenkte den Wagen von der Autobahn runter in Richtung Gare Saint-Jean. Hinter dem Bahnhof bog Luc nach links ab in Richtung Stadtzentrum. Er scheute sich davor, schon jetzt am Place de la Bourse vorbeizufahren – diesem hochherrschaftlichen Platz im Zentrum der Stadt mit seinen pompösen Palästen. Dieses Wahrzeichen Bordeaux’ symbolisierte alles, was die Stadt für Luc ausmachte und was er verabscheute: die Bourgeoisie, die überbordende Arroganz des Bürgertums, der zur Schau gestellte Reichtum und die Spießigkeit. Dagegen hatte er sich als Jugendlicher aufgelehnt – und deshalb war er als junger Polizist von hier geflohen. Niemals hätte er länger in Bordeaux leben können. Und er wollte es auch jetzt nicht.

Wenn er den guten Wein aus der Region trinken oder Austern aus Arcachon essen wollte, konnte er auch in Paris in dieGaleries Lafayette gehen oder seinem LieblingsrestaurantFontaine de Mars, ganz in der Nähe seiner Wohnung im7. Arrondissement, einen Besuch abstatten. Dort servierten sie die typischen Gerichte aus dem Südwesten des Landes in Perfektion, und Luc konnte sie genießen, ohne die spießigen kleinen Orte an der Küste aufsuchen zu müssen. Doch nun war er zum Hierbleiben verdammt.

Heute lag die Stadt sonnig da, und Luc betrachtete die großen hellen Gebäude mit den bodentiefen Sprossenfenstern, für die die Stadt des Weines berühmt war. Er seufzte und fuhr seinen Schleichweg am Bahnhof vorbei über den Place de la Victoire mit dem Obelisken und dann in Richtung Mériadeck. Der Name des Viertels klang lieblich und passte so gar nicht zu seiner äußeren Erscheinung. Die Stadtoberen hatten in den Sechzigern ausgerechnet hier das Geschäftsviertel der Stadt erbaut, mit gesichtslosen Büroblöcken, grauen Parkhäusern und unförmigen Betonklötzen. Weinliebhaber, die aus aller Welt mit großen Erwartungen in die Stadt kamen, mussten von der Realität bitter enttäuscht sein. Und genau hier lag auch das Hôtel de Police, das Hauptquartier der Police Nationale. Es war nur einen Katzensprung entfernt vom touristischen Zentrum der Stadt hinter dem Rathaus und der Kathedrale, untergebracht in einem dieser scheußlichen modernen Neubauten.

»Bonjour Tristesse«, murmelte Luc und dachte wehmütig an das wunderschöne Commissariat in Paris, die alten Mauern auf der Île de la Cité, den Blick auf die Seine. Und an seine Wohnung hinter dem Musée d’Orsay, umgeben von kleinen Läden und hippen Galerien. Er konnte mit seiner Vespa zur Arbeit rasen, über die Quais und durch die kleinen Pariser Gassen. Nun sollte er hier arbeiten – in diesem grauen Kasten in Bordeaux. Er holperte über die Schienen der Straßenbahn und parkte den alten Jaguar vor dem Commissariat im Halteverbot.

Als er ausstieg, spürte er den Wind des Meeres. Bis hierher drang er, die ganzen fünfzig Kilometer vom Atlantik herüber. Es war windig heute, fast stürmisch. Dieses unbändige Strömen, das durch nichts aufgehalten zu werden schien. Wer einmal eine Nacht im Sturm am Atlantik erlebt hatte, der wusste, wovon Luc sprach. Wenn die Wellen mit großem Getöse gegen den Strand peitschten, schafften es der Wind und die Möwen bis in die Gassen von Bordeaux. Luc Verlain hatte viele von diesen Nächten durchstehen müssen. Auf dem Boot seines Vaters auf dem Bassin d’Arcachon und im Ha