: Frank Göhre
: Harter Fall. Kriminalroman
: CULTurBOOKS
: 9783959882392
: 1
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 168
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Rock auf der Reeperbahn, Reggae in Jamaika »Kopfkino vom Feinsten.« Nils Kahlefendt Es sind die Monate nach der großen norddeutschen Schneekatastrophe im Winter 1978/79: In Hamburg wird eine unbekannte Tote gefunden. Zur selben Zeit brechen drei junge Männer nach Jamaika auf. Sie wollen zu den Roots des Reggae, in die Berge und ans Meer, auf den Spuren des Kultfilms »The Harder They Come«. Die Schwester des einen bleibt zurück, ihr Weg führt in den Musikclub Chikago und das Kiez-Milieu dieses zu Ende gehenden Jahrzehnts. Die Geschichte der Reisenden verzahnt sich mit den Aktivitäten der Daheimgebliebenen und den Ermittlungen um die tote Frau, die bis in die Politik führen. Neue Drogen erobern den Kiez, Freundschaften zerbrechen, Schuldzuweisungen vertiefen die Kluft. Und doch bleibt die Sehnsucht nach einer Befreiung aus der realen und emotionalen Kälte jener Tage. In kurzen, schnellen Szenen entwirft der Meister des deutschen Noir eine spannende Geschichte zwischen Hamburger Kiez und Jamaika. »Göhre hat einen scharfen Blick für die verschiedenen Milieus und braucht immer nur ein paar Sätze, um eine Szene so lebendig werden zu lassen wie in einer guten Reportage.« FAZ »Virtuos demonstriert Frank Göhre, wie Noir auf Deutsch gehen kann.« Tages-Anzeiger

Frank Göhre, aufgewachsen im Ruhrgebiet, lebt in Hamburg. Der Autor der der inzwischen legendären »Kiez Trilogie« wurde dreimal mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet, zuletzt für seinen Krimi »Verdammte Liebe Amsterdam« (2020), für den er auch den Stuttgarter Krimipreis 2021 erhielt. Sein letzter Roman »Das Geld, die Stadt und der Tod« stand drei Monate in Folge auf der KrimiBestenliste. Frank Göhre gab das Gesamtwerk des Schweizer Autors Friedrich Glauser neu heraus und schrieb dessen Lebensroman »Mo«. Mit Alf Mayer veröffentlichte er Bücher über Ed McBain und Elmore Leonard. Zu seinen Drehbucharbeiten zählen »Abwärts« und »St. Pauli Nacht« (Deutscher Drehbuchpreis, verfilmt von Sönke Wortmann).

EINS


Aber so sprach Jah
ich werde gehen und euch einen Platz vorbereiten
denn wo ich bin, da sollt ihr bleiben
so sprach Jah

Ein Rasta in den Bergen Jamaikas

 

1 »The Harder They Come«

Der Film: Die Küste, der Palmenwald, ein rot-weißer Bus auf der Straße entlang am Meer, Sonne und Strand, und die ersten Takte des Songs ertönen … »the harder they com …« Der Bus, voll besetzt und mit Kisten und sonst was beladen, fährt durch eine Ortschaft, fährt auf einer schmalen, kurvenreichen Straße einen dicht bewaldeten Hang hinab. Ein Laster kommt dem Bus entgegen, es ist kein Ausweichen möglich, beide Fahrzeuge werden knapp vor einem Zusammenstoß abgebremst … »but between the day you’re born and when you die, they never seem to hear even your cry«, singt Jimmy Cliff.

Er kommt aus den Bergen Jamaikas mit dem Bus nach Kingston. Er kommt in die Stadt.

Es ist eine lärmende, eine pulsierende, eine große Stadt.

Überall ist der Reggae zu hören.

Wabernde Rhythmen in Endlosschleife.

Dominosteine werden auf Holztische geknallt.

Billardkugeln klacken aneinander.

Gras wird geraucht. Ganja, Ganja.

Kiff, Kiff.

Jimmy lacht.

Er lacht ein breites Lachen aus dem Rückfenster des Busses heraus. Das Leben beginnt. Ein neues Leben.

Sein neues Leben.

 

2 Dänemark, Herbst 1978: Sie schlich in der Morgendämmerung aus dem Haus. Nebel hing über dem flachen Land, es war kühl. Sie ruckelte ihren Rucksack zurecht und marschierte los. Sie marschierte quer durch den Ort bis zum Kreisverkehr. An der Ausfahrt in Richtung Süden stellte sie sich auf.

Sie musste nicht lange warten.

Der Fischhändler stoppte seinen Lieferwagen und ließ sie einsteigen.

»Ich will meinen Freund besuchen«, sagte sie. »Er lebt in Flensburg.« Es gab für sie keinen Grund, daraus ein Geheimnis zu machen. Auf dem Zettel für ihre Mutter, den sie an die Kaffeemaschine gelehnt hatte, stand nicht viel mehr.

 

Sie hieß Kirsten Poulsen, und sie war siebzehn. Sie war das einzige Kind einer ledigen Mutter. Über ihren leiblichen Vater bekam sie nur zu hören, dass er sich irgendwo in Europa herumtrieb und gelegentlich als Gärtner oder Bademeister arbeitete.

 

Kirsten hatte den schon voll entwickelten Körper einer jungen Frau, ihr Gesicht aber war das eines Kindes. Aus ihren großen blauen Augen blickte sie in eine Welt, die ihr weitgehend fremd und unheimlich erschien.

Dennoch aber war sie von zu Hause aufgebrochen.

Sie war verliebt. Sie war verliebt in Rainer.

Sie nestelte an ihrer dünnen Halskette mit dem dunkelgrünen Plastikring. Das Zeichen ihrer Liebe.

Rainer hatte mit seinen Eltern die Sommerf