: Peter Henisch
: Nichts als Himmel
: Residenz Verlag
: 9783701747054
: 1
: CHF 16.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In 'Nichts als Himmel' verbindet Peter Henisch souverän südliche Idylle mit politischer Aktualität und erzählt von einer ungewöhnlichen Freundschaft. Mit 'Nichts als Himmel' kehrt Peter Henisch an seinen Sehnsuchtsort San Vito zurück, in die versteckte Wohnung unter den Dächern der italienischen Kleinstadt. Für den Musiker Paul Spielmann, der vor Pandemie und Lebenskrise aus Wien flüchtet, wird sie zum Refugium. Abends auf seiner Terrasse kommt Paul zur Ruhe, er beginnt Wolkenmetamorphosen und Vogelschwarmflüge zu fotografieren, bis plötzlich ein Mann über die Dächer kommt, einer der Clandestini, der Flüchtlinge aus Afrika, gegen die die rechte Hetze in Italien immer lauter wird. 'Gimme shelter', fleht der Mann, und Paul nimmt ihn auf und hilft ihm. Und schon wird er hineingezogen in einen Strudel aus zwiespältigen Gefühlen, politischer Stimmungsmache - und in die wachsende Freundschaft mit Abdallah ...

Peter Henisch, geboren 1943 in Wien. Nachkriegskindheit, Wiederaufbaupubertät. Studium der Philosophie und Psychologie. 1969 gemeinsam mit Helmut Zenker Begründung der Zeitschrift 'Wespennest'. Seit den 1970er­Jahren freischwebender Schriftsteller. 1975 erschien Henischs erster Roman 'Die kleine Figur meines Vaters', seitdem zahlreiche Romane, u. a. 'Die schwangere Madonna' (2005), 'Eine sehr kleine Frau' (2007), 'Mortimer und Miss Molly' (2013), 'Suchbild mit Katze' (2016). Zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Österr. Kunstpreis. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: 'Der Jahrhundertroman' (2021) und 'Nichts als Himmel' (2023).

2


AM NÄCHSTEN Morgen, im Halbschlaf, Amselgesang. Aber dann ein erschütternder Donnerschlag. Da bebte das Haus. Ein Donnerschlag, auf den kein Blitz folgte. Nein, das war kein Donner, das waren Flugzeuge.

Kampfflugzeuge, die die Schallmauer durchbrachen. Ich sprang vom Bett auf und lief auf die Terrasse. Ein Dachziegel war hinuntergerutscht und auf den Fliesen zerbrochen. Der wilde Oleander war erschrocken und hatte Blüten abgeworfen.

Aber der falsche Donner war schon viel weiter. Nur mehr ein in die Ferne rollendes Grollen. Also dem Anschein nach war das nur eine Übung! Zögerlich begannen die Amseln, die auf den Antennen saßen, wieder zu singen.

Eine gab ein Motiv vor, eine andere antwortete mit Variationen. Dann mischte sich eine dritte ein, mit einem Vorschlag für ein neues Motiv. Dieses Motiv wurde aufgegriffen und erprobt. Die Donnervögel wurden darüber vergessen.

Ich schaute über den Park, die Beete da unten lagen jetzt noch im Schatten. Aber die Stadtmauer und das schmale Haus, das in die Mauer eingefügt war, lagen im schönsten Frühlicht. Die alten Ziegel in einem zarten Rosa, als ob sie von innen her leuchteten. Der Himmel hellblau mit weißen Streifen, wie ausgekehrt.

Und da waren auch schon wieder die Tauben.

Woher kommst