: Leif Karpe
: Das Mädchen hinter dem Vorhang Ein Fall für Peter Falcon: Kriminalroman | Origineller und historischer Kunstkrimi | Über holländischen Maler des Barock Jan Vermeer
: HarperCollins
: 9783749906758
: Peter Falcon ermittelt
: 1
: CHF 8.90
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

asant, historisch akkurat, cineastisch erzählt: Leif Karpe schreibt über die dunkle Seite der Kunst

Als Peter Falcon ins Büro der Chefin des Auktionshauses Chrosebys bestellt wird, ahnt er schon, dass sein neuer Auftrag ihm noch mehr abverlangen wird als alles zuvor: Giovanna ist ein Brief in die Hände gefallen, der die Macht besitzt, unser Verständnis der Kunstwelt zu revolutionieren. Um 1600 schreibt ein junger Linsenschleifer, der sich selbst Grinderman nennt, von der Kunst seines Handwerks, von seinen großen Ambitionen - und seinen Kunden, darunter Jan Vermeer. Hat der Meister der Malerei wirklich mit einer Camera Obscura gearbeitet, um seine Gemälde so realistisch werden zu lassen? Und was macht diese Vermutung mit der Trennschärfe zwischen bloßem Handwerk und »wahrer« Schöpfung? Peter Falcon fliegt nach Amsterdam, um den Spuren des mysteriösen Grindermans zu folgen. Doch was so lange versteckt war, möchte nicht gefunden werden ...



<p>Leif Karpe, geboren 1968, wuchs im Schwarzwald, in Brasilien und dem Ruhrgebiet auf. Seit über dreißig Jahren arbeitet er als Regisseur und Kameramann für Dokumentar- und Spielfilme mit dem Schwerpunkt Kunst. Daneben betätigt er sich als Autor. Seine Romane sind vom Magischen Realismus geprägt.</p>

DER BRIEF


Der Flieger war riesig und einschüchternd. Einem Rat aus dem Internet folgend hatte sich Peter vor dem Abflug intensiv mit dem Fluggerät auseinandergesetzt. Das, so hieß es in dem Artikel, könne die Flugangst nehmen oder wenigstens lindern. Er erinnerte sich an seine Bekannte Martha, wie sie es damals verstanden hatte, ihn auf ihrer gemeinsamen Flugreise über den Ärmelkanal mit Fakten zu beruhigen. Er spähte aus dem Panoramafenster am Gate. Da stand es, fest verbunden mit dem Rüssel der Gangway. Das war kein Flugzeug, das war ein Leviathan, dachte Peter. Sollte er da wirklich einsteigen?Die Boeing777-300, auch Triple Seven genannt, ist das größte zweistrahlige Verkehrsflugzeug der Welt, repetierte er im Geiste.Sie ist74Meter lang, hat eine Spannweite von64Metern und ist18,60Meter hoch. Sie bietet bis zu550Passagieren Platz. Die Reisegeschwindigkeit beträgt ca.900Stundenkilometer in einer Höhe von rund13.100Metern. Nichts, aber auch gar nichts von alldem, was er mühsam auswendig gelernt hatte, half ihm jetzt weiter. Dagegen riet ihm sein Fluchtinstinkt, kehrtzumachen und so schnell er konnte zu laufen.Die Boeing777ist eines der ersten Verkehrsflugzeuge mit einerETOPS-Zulassung von330Minuten. Das bedeutet, die Maschine muss im Falle eines Triebwerksausfalles innerhalb von330Minuten auf einem Flughafen landen. Vordergründig klang das gut. Der Flieger konnte also mit einem Triebwerk noch fünfeinhalb Stunden weiterfliegen. Er sollte also zumindest nicht ins Wasser fallen. Aber was bedeutete das in Wahrheit? Wieso sollte überhaupt ein Triebwerk ausfallen? Alleine, dass es diesesETOPS-Dings gab, war doch schon Beweis genug, dass die Triebwerke ausfallenkönnten. Die Ingenieure sollten, verdammt nochmal, ihren Job tun. Und was passierte, wenn beide Triebwerke gleichzeitig ausfallen sollten? Alles schon vorgekommen. Immerhin musste Peter zugeben, dass erst zwei B777 wirklich vom Himmel gefallen waren. Die eine war über der Ukraine abgeschossen worden und die andere einfach vom Radar verschwunden. Aber das machte nun alles nicht besser. In seinem Drang, sich endlich von seiner Flugangst zu lösen, war er auch dem Rat gefolgt, ganz offensiv einen Fensterplatz zu buchen. Nun verfluchte er sich dafür. Wenigstens wurde es langsam dunkel. Die Maschine nach Amsterdam sollte um19 Uhr starten und um11.15 Uhr Ortszeit in Schiphol landen. Wenn er es richtig timte, dann schlief er vielleicht, wenn es in drei, vier Stunden schon wieder hell wurde, und er musste nicht in den Abgrund schauen.

Die Maschine rollte zur Startbahn, und je lauter die Motoren röhrten, desto schneller schlug Peters Herz. Als die Boeing zum Start beschleunigte, klammerte er sich an den Armlehnen fest und presste die Augenlider fest aufeinander. Die Maschine stieg unerbittlich, aber das Dröhnen ließ nach. Ganz langsam öffnete Peter seine Augen, aber vorsichthalber nur einen winzigen Spalt. Er sah durch das Fenster eine schmale, bleiche Mondsichel, halb auf dem Rücken liegend. Ihr gegenüber funkelte ein heller Stern: die Venus. Und plötzlich fielen bei Peter Angst und Beklemmungen ab und er sah sich wieder in der Provence, konnte den Lavendel riechen, fühlte den warmen Wind auf der Haut, sah die Sternennacht über sich und hörte eine Melodie, die sich zu d