: Lara Kalenborn, Gerog K. Berres, Holly Sin, Sonja-Maria Drescher, Reimon Nischt, Susan Baumann, Paul
: Betthupferl
: Elysion Books
: 9783960002659
: 1
: CHF 3.60
:
: Anthologien
: German
: 200
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In dieser Anthologie versammeln wir die schönsten Geschichten rund um gute Nächte, sinnliche Träume, rauschhafte Liebeswünsche und verführerische Abwechslung im Bett. Zum Allein-Lesen, zu Zweit genießen oder zu Dritt vernaschen

1. Der junge Poet


Lara Kalenborn

 

 

Während die Literatur, die ich schreibe, nicht verruchter sein könnte, lebe ich in der spießigsten Straße von ganz Kalifornien. Und genau jetzt sitze ich zwischen den Frauen meiner Laufgruppe, stoße mit ihnen auf unsere Qualifikation für einen Mini-Marathon in L.A. an und bin sehr froh, dass sie nichts von meinen erotischen Texten ahnen. Gut, sie wissen, dass ich Autorin bin, aber sie denken, ich würde Rezeptbücher für Fleischgerichte schreiben. Natürlich sind sie alle vegan und haben mir damit die perfekte Tarnung geliefert.

»Noch Wein, Julia?«, fragt mich in diesem Augenblick die Gastgeberin Erica.

»Ja, gern«, antworte ich und halte ihr mein Glas hin.

Als sie mir die rote Flüssigkeit, die mein Gehirn ein bisschen wattig gemacht hat, einschenkt, ertönt ein Piepen von der Eingangstür. Keine fünf Sekunden später kommt ein junger Mann in das Wohnzimmer, in dem sich die gesamte Laufgruppe zusammengefunden hat.

»Jesse!«, ruft Erica nun aus und läuft zu dem Fremden hin, der wuschelige Haare hat und großgewachsen ist.

Meine ich das nur oder fixiert er mich mit einem interessierten Blick und bedeutungsvollen Grinsen auf den Lippen?

»Das ist mein Sohn Jesse!«, sagt Erica und schiebt ihn mit Stolz geschwollener Brust in unsere Runde hinein. »Er studiert Kreatives Schreiben in New York und hat es endlich mal nach Hause geschafft.«

Seit einem Jahr wohne ich in derCleek Street und in dieser Zeit habe ich Jesse definitiv nicht gesehen. Er scheint seine Mom nicht oft zu beehren ... Immer noch hängt seine Aufmerksamkeit an mir fest, was mich etwas verunsichert. Wieso schaut er ausgerechnet mich so durchdringend an?

Erica platziert ihn neben mir auf der Couch, was ihm offenbar gefällt, denn er wendet sich mir mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zu. Mir fällt auf, wie hübsch er ist. »Ich bin Jesse und du musst Julia sein.«

Überrascht merke ich auf. »Du kennst meinen Namen?« »Meine Mom hat erzählt, dass eine Autorin in die Straße gezogen ist. Natürlich weiß ich, wie du heißt.«

Hoffentlich nur den, denke ich. Aber da lehnt er sich schon zu mir und sagt: »Und ich habe jedes einzelne deinerFleischgerichte gelesen.«

Aus großen Augen schaue ich ihn an. Die Betonung auf Fleischgerichte, lässt keinen Zweifel zu, dass er meine sexy Romane meint ... Mist! Auf unseren Laufrunden wird immer wieder klar, wie konservativ die Ladys der Cleek Street sind. Dass hier überhaupt Kinder rumlaufen, ist quasi ein Wunder!

»Jesse, ich würde es bevorzugen, wenn