: Lotte R. Wöss
: Für die Liebe musst du nicht perfekt sein
: Empire-Verlag
: 9783757957339
: Einfach Liebe
: 1
: CHF 3.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 312
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
***DER ABSCHLUSS DER EINFACH-LIEBE-REIHE. LOTTE R. WÖSS LÄSST EURE GEFÜHLE NOCHMALS ACHTERBAHN FAHREN***

Juliane ist Studentin an einer der renommiertesten Modeschulen Europas in Berlin. Gerade steht der wichtigste Wettbewerb ihres Lebens vor der Tür: Edda-Dessous verspricht dem Gewinner eine Anstellung in ihrem Design-Team und die Umsetzung der Kollektion. Das wäre eine offene Tür in die Welt der Modeschöpfer. Wäre da nicht Tanja, Julianes größte Konkurrentin, die mit allen Mitteln versucht, ihre Kollektion zu sabotieren. Aber an Julianes Seite steht ihr Freund Rene, ein gefragter Modefotograf, der ebenfalls dabei ist, die Karriereleiter zu erklimmen. Gemeinsam scheinen sie unschlagbar! Doch an einem Abend, nur wenige Wochen vor dem Wettbewerb, muss Juliane erkennen, dass ihre Beziehung eine Lüge war, und ihre Konkurrentin noch viel durchtriebener ist, als sie es je für möglich gehalten hätte.

Sie glaubt, alles verloren zu haben, doch dann trifft sie auf Guido ...

Für die Liebe musst du nicht perfekt sein ist der sechste und damit letzte Teil der Einfach-Liebe-Reihe. Alle Bände sind in sich abgeschlossen und durch wiederkehrende Figuren miteinander verbunden. Sie können unabhängig voneinander gelesen werden.

Der Roman ist eine Neuauflage und erschien ursprünglich unter dem Titel Veilchen küsst Distelprinz.

Lotte R. Wöss, geboren 1959 in Graz, absolvierte nach der Matura die Ausbildung zur Diplom-Krankenschwester. Schon als Kind schrieb und dichtete sie, es folgten Artikel und Gedichte für kleine Zeitungen, doch erst im reiferen Alter fand sie zurück zu ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, und veröffentlichte ihren Debütroman"Schmetterling im Himmel". Mittlerweile hat sie zahlreiche Liebesromane, Krimis und auch Kurzgeschichten veröffentlicht, sowohl als Selfpublisherin, als auch in Verlagen.

Der Lauscher an der Wand


Liebes Julchen! Ich möchte dir toi, toi, toi für die Modenschau am Samstag wünschen. Deine Modelle werden die Schönsten sein, bitte vergiss nicht, mir Bilder zu schicken. Herzlichst, Oma.

 

»Bist du heute bei der Dicken?«

»Ja. Ich frage mich, ob sie wirklich glaubt, dass sie Karriere machen kann.«

»Ihre Kleider sind klasse.«

»Das stimmt. Aber in der Branche muss man schon ein gewisses Auftreten haben. Obwohl sie ihre Rundungen gut kaschieren kann, das muss man ihr lassen. Eine Schönheit ist sie nicht, vor allem diese grässlichen Sommersprossen.«

»Ihr Freund schaut super aus.«

»Was der an ihr findet?«

»Ich habe gehört, sie kommt aus einer reichen Familie.«

»Ah!«

Der Lauscher an der Wand. Juliane holte Luft. Ihre Hände schwitzten und sie formte eine Hohlhand, damit die Kleider, die sie an sich gedrückt hielt, nicht etwa Flecken bekamen. Ihr Magen ballte sich zu einem schweren Klumpen zusammen. Der fettige Donut, den sie kurz zuvor hinuntergeschlungen hatte, drohte den Weg retour zu nehmen. Sie blieb stehen und schloss die Augen.

Ruhe! Du hast nichts gehört.

In den vergangenen zweieinhalb Jahren hatten sich zahlreiche Vorstellungen von Juliane, was Studium und Ausbildung betraf, als naive Illusionen entpuppt. Hier an der privaten Modeakademie in Berlin tobte der Konkurrenzneid. Da an Julianes Designs nichts auszusetzen war, konzentrierten sich die feinen Spitzen auf ihr Aussehen. Das passte so gar nicht in die Glitzerwelt der mageren Models und des äußeren Scheins. Juliane hatte sich nie als dick empfunden, aber gemessen an den Magerhaken, die ihre weiblichen Formen durch einen Push-up-BH modellierten, fiel sie natürlich auf.

»Juliane, ich bin ja so gespannt, wie deine neuen Kreationen ankommen!« Eiskristalle bohrten sich in ihre Haut, obwohl die Stimme liebevoll flötete. »Du bist ja schließlich unsere Allerbeste.« Niemand verstand sich in dieser Meisterschaft, lobende Worte allein durch den Tonfall ins Gegenteil zu verwandeln, so perfekt wie Tanja.

Die kühle Schönheit, Marke Barbiepuppe, war von Beginn an Julianes Feindin gewesen. Am Anfang hatte Juliane sich noch um Freundlichkeit bemüht. Aber die Berlinerin hatte die Fronten bereits nach kurzer Zeit abgesteckt. Sie wollte die Königin der Klasse sein, Konkurrenz war ihr ein Dorn im Auge.

Juliane atmete flach, bekämpfte die verstärkte Übelkeit. Nur keine Schwäche zeigen. Tanja stand vor ihr, gertenschlank, die honigblonden Haare lockig gestylt, der fleischgewordene Männertraum. Zudem war sie niemals allein. Zwei Freundinnen – oder besser Speichelleckerinnen? – begleiteten sie auf Schritt und Tritt. Die dunkelhaarige Silke und die rotblonde Vanessa, ebenfalls beide dünn und groß gewachsen. Alle drei balancierten Getränkedosen vor sich her, zusätzlich zu ihren Kleiderbündeln.

»Bestimmt hast du wieder ein Über-Drüber-Design.« Silke kiekste, strich mit der Hand ihre Kleiderhüllen entlang. »Da sehen meine simplen Kleidchen blass aus, nicht wahr?«

»Das ist doch Unsinn!« Julianes Hals kratzte. Es war schwer, alle drei im Auge zu behalten. Was hatten sie vor?

»Wäre wirklich schade, wenn deinen Arbeiten etwas passieren würde. Ein bedauerlicher Unfall ist rasend schnell geschehen.« Vanessa hob ihre Getränkedose und neigte sie vorsichtig.

»So ein feuchter Fleck kann alles ruinieren.« Silke grinste.

»Der glatte Boden ist eine Plage. Ein kleiner Fehltritt zum Beispiel.« Die Worte trieften vor Honig, dann gab Tanja ihrer Freundin einen Schubs und Vanessa stolperte nach vorn, ihr Getränk kippte endgültig. Ein Tropfen fiel auf Julianes Kleiderbündel, die Dose war zum Glück leer. Die Kleidersäcke waren nicht wasserdicht und eine Limonadendusche wäre durchgesickert.

Julianes Zunge klebte am Gaumen und sie verfluchte ihre Regungslosigkeit. Sie hatten sich auf das Landei, so nannten sie Juliane unter sich, eingespielt, ließen sie den Neid spüren, dass eine aus Bayern – für sie tiefste Provinz – talentierter war als sie. Juliane schluckte. Davonlaufen war ihre einzige Option. Blöd, dass ihre Füße am Boden festgew