: Rijula Das
: Die Frauen von Shonagachi
: CULTurBOOKS
: 9783959882378
: 1
: CHF 15.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 336
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Kapitel 2


Wie so viele Männer mit omnipotenter Macht innerhalb ­eines begrenzten Kosmos genoss es Samsher Singh, sie breit zu demon­strieren. Ein paar Monate, nachdem man ihn zum Leiter des Burtolla-Polizeireviers ernannt hatte – zugleich zeitweilige Unterkunft für Shonagachis Zuhälter, Schlepper, Puffmütter und kleine Halbstarke, die in die Unterwelt vorstießen –, ließ er sich eine private Toilette einbauen. Der Zutritt war strengstens verboten. Alle anderen mussten sich mit Generationen von Graffiti, nicht herunterspülbaren Zigarettenkippen und dem Gestank der Gemeinschaftstoilette abfinden. Jeden Morgen schlängelte er sich seitwärts durch die Blechtür, die sich nie ganz öffnen ließ, in sein schmales Klosettprovisorium.

Nur kurz nachdem Samsher sich niedergelassen hatte, pochte Naskar an die glänzende Blechtür. Er war der neueste Rekrut, daher wurde immer er mit den unangenehmen Aufgaben ­betraut.

»Sir?«, rief er zaghaft mit seiner Samtstimme, die viel besser zu einem Sänger romantischer Balladen gepasst hätte.

Samsher grunzte. Naskars Stimme hatte so etwas Einschmeichelndes, was jedes Wort nach Heiratsantrag klingen ließ. Es war die letzte Stimme, die Samsher in einem derart unpassenden Augenblick hören wollte.»Was?«, fragte er auf Englisch, das tat er nur, wenn er zeigen wollte, dass er sich ärgerte.

»Ach, Sir, bitte lassen Sie sich von mir nicht stören, Sir … Ich meine, Sir, Balok-da sagt, ich soll Sie holen, S