: Thomas Kohut
: Empathie in der Geschichtswissenschaft Einführendes Verstehen der menschlichen Vergangenheit
: Brandes& Apsel Verlag
: 9783955583644
: 1
: CHF 25.20
:
: Psychoanalyse
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Kohuts Buch will das Bewusstsein von Historiker­Innen für das Thema Empathie schärfen, indem es dessen Entwicklung und Gegenwart innerhalb und außerhalb der Geschichtswissenschaft skizziert. Insbesondere sollen HistorikerInnen darin bestärkt werden, ihre ­Empathie zu nutzen, um Menschen der Vergangenheit zu verstehen. Mit der Definition als imaginatives Sich-Einfühlen und -Eindenken in das Erleben und die Erfahrung Anderer unterscheidet Kohut zwischen der empathischen Beobachtungsposition und der Position des äußeren Beobachters. HistorikerInnen müssen sich ihrer beobachtenden Position ­bewusst und darüber im Klaren sein, wann sie sich in das historische Subjekt einfühlen und wann nicht. Kohut bricht eine Lanze für den bewussten, selbstreflektierten Einsatz der Empathie als wichtiges und nötiges Instrument historischer Untersuchung. Einleuchtend und interdisziplinär ist das Buch ein Muss für HistorikerInnen, Studierende der Geschichte und PsychoanalytikerInnen.

Thomas Kohut ist Sue und Edgar Wachenheim III-Professor für Moderne Europäische ­Geschichte am Williams College in Williamstown (Massachusetts). Seine Forschungsschwerpunkte sind Deutsche Geschichte, Europäische Kulturgeschichte sowie Psycho­historie. Als Historiker mit psychoanalytischer Ausbildung hat Kohut zahlreiche Publikationen zu Themen der deutschen Geschichte und zum Verhältnis zwischen Geschichte und Psychoanalyse veröffentlicht.

Dank


Dieses Buch ist aus mehreren Gründen für mich persönlich wichtig. Erstens beschäftigt es sich mit dem Werk meines Vaters Heinz Kohut, des Psychoanalytikers, der vielleicht mehr als jeder andere die zentrale Bedeutung der Empathie in der Psychoanalyse betont und sie sogar als klinisch wie auch theoretisch definierende Eigenschaft der Psychoanalyse verstanden hat, als ein Feld der Erforschung des inneren Lebens der Menschen. Zweitens hat dieses Buchprojekt es mir ermöglicht, meine beiden Ausbildungen – als Historiker an der University of Minnesota und als Psychoanalytiker am Cincinnati Psychoanalytic Institute – miteinander in einen Dialog zu bringen, nämlich in einen Dialog über die Empathie als Möglichkeit, die Gedanke und Gefühle anderer Menschen zu erkennen und zu verstehen. Ich habe mich bei der Arbeit am Manuskript durchgängig auf meine Kenntnis der psychoanalytischen klinischen Arbeit sowie auf meine eigene, sehr kurze psychotherapeutische Karriere gestützt, um Licht auf die Verwendung der Empathie in der Geschichtswissenschaft zu werfen. Und schließlich waren schon meine wissenschaftliche Arbeit und meine Lehrtätigkeit als Historiker durch den Versuch charakterisiert, mich in Menschen der Vergangenheit einzufühlen. So habe ich in meinem ersten Buch,Wilhelm II and the Germans: A Study in Leadership (1991), versucht, mich empathisch in den letzten deutschen Kaiser und vor allem in seine Beziehung zu seiner Untertanen hineinzuversetzen. In meinem zweiten Buch,A German Generation: An Experiential History of the Twentieth Century (2012) – auf Deutsch unter dem TitelEine deutsche Generation und ihre Suche nach Gemeinschaft 2017 erschienen – habe ich versucht, mich in jene Generation deutscher Frauen und Männer hineinzuversetzen, deren Leben, zu dem auch ihre Begeisterung für den Nationalsozialismus im Dritten Reich gehörte, praktisch das gesamte 20. Jahrhundert überspannte