: Jo Beverley
: Eine Lady für Lord Charrington
: dp Verlag
: 9783968178455
: 1
: CHF 4.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German

Eine geheimnisvolle Lady und eine unverhoffte Liebe…
Die winterliche Regency Romance für Fans von Olivia Drake

Lord Leander Charrington wurde zu einem charmanten Diplomaten erzogen und kann sich vor Frauenherzen kaum retten. Doch eigentlich sucht er eine vernünftige Frau, die er heiraten kann, ohne dass diese sich in ihn verliebt– eine Ehe voller Bequemlichkeiten. Als er der jungen Witwe Judith Rossiter begegnet, ist sich Lord Charrington sicher, dass sie die ideale Wahl ist: Judith kleidet sich immer noch in schwarz, ist ihrem verstorbenem Ehemann fortan treu ergeben und hat Kinder, um die sie sich kümmert.

Judith Rossiter kann ihr Glück kaum fassen, als sie das attraktive Angebot von Lord Charrington bekommt. Ihn zu heiraten, ist genau das, was sie braucht, um dem Unglück zu entkommen. Doch Judith ist nicht die, für die der Lord sie hält. Ohne sich Lord Charrington zu offenbaren, nimmt sie seine Bedingung, sich nicht in ihn zu verlieben, an. Zumindest glaubt sie das…

Erste Leser:innenstimmen
„Eine sehr amüsante Regency Romance zum Davonträumen!“ br />„Wunderschöne romantische Unterhaltung… nicht nur für die Weihnachtszeit.“
„Ich hoffe die historische Liebesroman-Reihe geht bald weiter!“
„Jo Beverley konnte mich mit ihrem fesselnden Schreibstil und der gefühlvollen Geschichte absolutüberzeugen.&ldquo



Jo Beverley war eine der Top-Autorinnen historischer Liebesromane und eines von nur zwölf Mitgliedern der Romance Writers of America Hall of Fame. Sie wurde in England geboren und wuchs dort auf. Sie hatte einen Abschluss in englischer Geschichte von der Keele University in Staffordshire. Sie wanderte mit ihrem Mann nach Kanada aus, kehrte aber nach England zurück, wo sie blieb, bis sie am 23. Mai 2016 verstarb. Sie hinterlässt ihren Ehemann, zwei Söhne und eine Enkelin. Jo schrieb über vierzig Romane, die in ihrer Heimat England spielen, und sie gewann zahlreiche Auszeichnungen, darunter fünf RITA Awards.

Erstes Kapitel


»Wenn sie sich nur nicht immer gleich in mich verlieben würden.«

Leander Knollis, Earl of Charrington, lehnte das Haupt an die hohe Lehne seines Stuhls und blickte ernst an die in Halbdunkel gehüllte Decke. Es war spät an einem Abend im November. Nur ein knisterndes Feuer und wenige Kerzen in einem Leuchter erhellten spärlich den kleinen Salon von Hartwell, dem bezaubernden Landhaus des Marquis of Arden in Surrey.

Den besagten Marquis schien Leanders kummervoller Ton jedoch nicht zu Tränen des Mitgefühls zu rühren. Lucien de Vaux brach vielmehr in Lachen aus, und selbst Beth, seine Gemahlin, musste ein Grinsen verbergen.

»Was sollte ein gut aussehender Kriegsheld denn schon anderes zu erwarten haben?«, fragte Lucien.

»Mein Lieber, Kriegshelden kriegst du jetzt, nur ein paar Monate nach Waterloo, doch regelrecht nachgeworfen.«

»Ich sprach aber von einemgut aussehenden Kriegshelden. Hör auf, den hoffnungsvollen jungen Damen im Almack’s zuzulächeln. Die Wirkung deines Lächelns ist dir doch sehr wohl bewusst.«

Leander warf ihm einen so humorvollen wie bitteren Blick zu. »Durchaus, mein lieber Luce. Aber mit einer Leichenbittermiene kann ich ja wohl kaum auf Brautschau gehen.«

Die drei pflegten einen angenehm zwanglosen Umgangston miteinander. Leander und Lucien hatten ihre Halstücher abgelegt und die Hemdkragen aufgeknöpft. Beth trug ein weites Tuchkleid und einen großen Norwich-Schal um die Schultern. Sie saß auf einem Schemel vor dem Stuhl ihres Mannes, lehnte zufrieden an seinem Knie und genoss die angenehme Wärme seiner Hand auf ihrem Nacken.

»Ich weiß nicht«, sagte sie nachdenklich und betrachtete Leander mit einem Funkeln im Blick. »Eine gequälte Seele hat etwas Unwiderstehliches. Und ich denke, so ziemlich jede Frau glaubt, sie allein könne einer solchen Seele den nötigen Trost spenden. Einer derartigen Herausforderung können wir Frauen einfach nicht widerstehen.«

»Ich stelle keine Herausforderung dar«, protestierte Leander. »Ich verhalte mich seit Wochen schon geradezu vorbildlich – tanze mit den Mauerblümchen, bin höflich zu den Anstandsdamen und gehe bei meiner Brautschau nicht allzu offensichtlich ans Werk.«

»Dann«, meinte Lucien, »schlage ich vor, dass du dir schnellstmöglich eine erwählst. Ich kann nämlich bestens bezeugen, dass die Ehe das Leben in vieler Hinsicht erfreulicher macht.« Seine Finger spielten mit den Locken in Beths Nacken und übermittelten dieser eine heimliche Botschaft, und sie blickte lächelnd zu ihm auf.

Sie waren frisch verheiratet. Zumindest sahen sie selbst sich immer noch so. Die Hochzeit war im Juni gewesen, doch wirklich begonnen hatte ihre Ehe erst einige Wochen später, und eine Reihe von Ereignissen hatte die beiden bis zum September von ihren Flitterwochen abgehalten.

Und nun, nach nur sechs Wochen seliger Ungestörtheit, war ein ungeladener Gast bei ihnen aufgetaucht.

Bis zu diesem Abend war Leander Knollis, Earl of Charrington, neuerdings bei den Guards, für Beth nicht mehr als ein Name gewesen. Aber er war einer der »Rogues«, und so hatte es sie nicht überrascht, als Lucien ihm ohne zu zögern ihr Refugium auf dem Land mitteilte.

Die Company of Rogues, die Gesellschaft der »Schurken« oder »Spitzbuben«, war in Luciens ersten Tagen in Harrow von dem unternehmungslustigen Nicholas Delaney gegründet worden. Er hatte zwölf sorgsam ausgewählte Jungen um sich geschart und mit ihnen einen »Schutzverein« ins Leben gerufen. Während ihrer Schulzeit hatten sie einander gegen Ungerechtigkeiten und Schikanen verteidigt. Danach blieben sie in erster Linie als eine gesellige Gruppe zusammen, die sich traf, wenn sich die Gelegenheit ergab, doch es herrschte Einigkeit darüber, dass ihr Bund unverbrüchlich Bestand hatte. Jeder konnte auf die anderen zählen, wenn er jemanden brauchte.

Beth kannte inzwischen sieben der Rogues, und drei waren in den Kriegen gegen Napoleon Bonaparte gefallen. Die zwei restlichen waren Simon St. Bride, der eine Verwaltungsposition in Kanada innehatte, und Leander Knollis. Alles, was sie von ihm wusste, war, dass er eine vielversprechende Laufbahn im diplomatischen Dienst aufgegeben hatte, um in die Armee einzutreten; er hatte Vittoria, Toulouse und Waterloo überlebt, und nun suchte er offenbar eine Frau – und sträubte sich dagegen, dass sich die jungen Damen reihenweise in ihn verliebten.