: Frank Esser
: Wenn Märchen sterben
: Empire-Verlag
: 9783757949273
: Jana-Brinkhorst-Krimi
: 1
: CHF 3.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 300
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
***NACH »WIR SCHWEIGEN BIS INS GRAB« DER NÄCHSTE HOCHSPANNENDE FALL DER JANA-BRINKHORST-REIHE!*** br />»Ich bin der Tod und ich bin die Erlösung.«
Mordalarm im Amphitheater im Hamburger Stadtpark! Kriminalhauptkommissarin Jana Brinkhorst und ihr Team sind als Erste am Tatort und machen eine außergewöhnliche Entdeckung. Die Leiche wurde als Rotkäppchen verkleidet und entsprechend des Märchens in Szene gesetzt. Im Korb des Opfers befindet sich eine Botschaft des Mörders, die die Ermittler vor ein Rätsel stellt.
Noch ehe die Ermittlungen richtig in Gang kommen, wird eine zweite Leiche entdeckt. Dieses Mal ist die Tote als Hexe aus dem Märchen Hänsel und Gretel verkleidet. Eine weitere Botschaft des Täters lässt keinen Zweifel daran, dass es sich hier um eine Mordserie handelt.
Bei der Suche nach Gemeinsamkeiten der beiden Opfer wird Jana Brinkhorst schnell fündig. Das Motiv des Täters jedoch bleibt weiterhin unklar. Während sie die Vergangenheit der beiden Frauen durchleuchtet, kommt es zu einer überraschenden Wendung, die die Ermittlungen in eine völlig neue Richtung lenken. Werden noch weitere Leichen folgen? Und was hat es mit den Märchenmorden auf sich?
Der zweite Teil der Jana-Brinkhorst-Reihe ist ein in sich geschlossener Fall. Beide Teile können unabhängig voneinander gelesen werden.

Frank Esser, Jahrgang 1974, absolvierte nach dem Abitur eine Ausbildung zum Industriekaufmann und arbeitet seitdem in der Medienbranche. Er lebt in der Nähe von Aachen. Seine Liebe zu Krimis inspirierte ihn, seinen ersten Regionalkrimi zu schreiben, der in der alten Kaiserstadt spielt und 2017 veröffentlicht wurde. Mittlerweile veröffentlicht er neben seiner Aachen-Krimi-Reihe weitere Thriller und Krimis, u.a. im Empire-Verlag.

Kapitel 1


 

Tag 1, Montag, 14. März

 

Eigentlich hätte der Morgen für die vierundvierzigjährige Kriminalhauptkommissarin Jana Brinkhorst gar nicht schöner anfangen können. Gegen sechs war die Leiterin der Hamburger Mordkommission von einem frühmorgendlichen Konzert geweckt worden, das Rotkehlchen und Amseln im Dauerwettsingen gegeben hatten. Die ersten Sonnenstrahlen, die durchs Schlafzimmerfenster ihrer kleinen Mietwohnung in der Helbingstraße fielen, kündigten bereits an, dass es ein schöner Märztag werden würde. Aber als ihr Handy geklingelt und der Anruf vom KDD, dem Kriminaldauerdienst, geendet hatte, war diese Morgenidylle zerstört gewesen. Der Kollege hatte sie über einen Leichenfund am Amphitheater im Hamburger Stadtpark informiert, der Begriff »bizarr« war in dem Zusammenhang gefallen. Sie müsse es mit eigenen Augen gesehen haben, um es zu verstehen.

Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, schwang sie seufzend die Beine aus dem Bett. Sie las die Jeans vom Vortag auf, die sie achtlos auf den Boden geworfen hatte, holte einen frischen Pulli aus dem Kleiderschrank und eilte Richtung Badezimmer. Unterdessen wählte sie die Nummer ihres Kollegen Steffen Hempel, um ihn kurz darüber aufzuklären, was geschehen war, und ihn zum Grasweg in der Nähe der Heinrich-Hertz-Schule zu beordern. Von dort war es nicht weit bis zum Fundort der Leiche am Amphitheater, der jedoch nur zu Fuß erreichbar war. Dasselbe Gespräch führte sie im Anschluss mit ihrem zweiten Partner, Henning Kruse. Der zweifache Familienvater versprach, sich sofort auf den Weg zu machen. Im Gegensatz zu ihr war er offenbar schon länger auf, was sie nicht weiter verwunderte, da seine Kids schulpflichtig waren und er morgens in der Regel den Weck- und Fahrdienst übernahm. Jedenfalls, wenn nichts anderes dazwischenkam, wie heute.

Sie beschränkte die Morgentoilette auf das Nötigste, schnappte sich in der Küche noch eine Banane und nur wenige Minuten, nachdem sie den Anruf des KDD-Kollegen erhalten hatte, machte sie sich auf den Weg.

Kruse erwartete sie bereits. Sein knallgelber Pullover, den er unter der Lederjacke trug, schien mit der Sonne um die Wette zu strahlen. Henning halt, dachte Jana lächelnd, als sie aus ihrem roten MX5 stieg. Kruse war berühmt-berüchtigt für seine farbenprächtigen Outfits. Auch die Kollegen der Spurensicherung waren schon vor Ort, sie hatte beim Einparken Horst Königs Wagen entdeckt. Steffen Hempel traf soeben ein.

»Moin, Chefin«, rief der Hüne aus dem Ruhrpott, als er ihr entgegenkam. Henning bedachte er mit einem kurzen Nicken. Er sah übernächtigt aus, wie so oft in letzter Zeit, aber sie verkniff sich einen Kommentar.

»Perfektes Timing, dann lasst uns gleich mal losstiefeln und uns die Sauerei anschauen«, erwiderte Jana. »Brettschneider vom KDD sagt, dass er nie zuvor so etwas gesehen hat. Aber der Grünschnabel ist ja auch noch nicht so lange bei der Truppe wie wir.«

Sie überquerten die Straße und steuerten geradewegs auf den Parkeingang zu. Nicht einmal eine Minute später erreichten sie den Eingang zur Freilichtbühne des Römischen Gartens. Es herrschte rege Betriebsamkeit. Schon von Weitem erkannte Jana den Leiter der KTU, er hatte ihnen den Rücken zugewandt. Horst König fuchtelte wild mit den Armen, offenbar gab er Anweisungen. Ein Stück weiter hinten machte sie den Rechtsmediziner Doktor Dürr aus, der ebenfalls die Arbeit aufgenommen hatte. Sie wollte König gerade ansprechen, als er sich plötzlich umdrehte.

»Da seid ihr ja endlich«, schmetterte der schlanke Endvierziger ihnen genervt entgegen.

»Viel länger könnt ihr auch noch nicht da sein, wenn ich mich hier so umschaue«, hielt Jana dagegen.

»War gar nicht vorwurfsvoll gemeint. Es ist nur so …«, er suchte offenbar nach den richtigen Worten, »… seltsam. Ihr müsst das mit eigenen Augen gesehen haben. Ich hab ja schon einiges erlebt, aber so was …« König schüttelte angewidert den Kopf.

»Dann hat Brettschneider nicht übertrieben?« Jana hob fragend die linke Augenbraue.