: Hugo Mennemann, Mona Frommelt
: Praxis Care und Case Management Entwicklungslinien, Praxisbeispiele, Kommunikation
: medhochzwei Verlag
: 9783862169719
: 1
: CHF 50.60
:
: Pflege
: German
: 230
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Eine erfolgreiche Implementierung von Care und Case Management setzt Netzwerk-, Sozial- und Qualitätsmanagementkenntnisse ebenso voraus wie ein Wissen über Beratungsmethoden und -techniken.

In vielen Organisationen und Regionen wird Case Management seit Jahren erfolgreich umgesetzt. In diesem Buch stellen Praktikerinnen und Praktiker konkrete Implementierungsbeispiele regionaler und bundesweiter Leistungserbringer vor. Erläuterungen zu fachlichen Entwicklungslinien, zur gesetzlichen Verankerung, zur Digitalisierung sowie zu Haltungs- und Kommunikationsgrundlagen runden das Werk ab.

Die Beiträge werden ergänzt durch eine Auswahl von Bildern der Schweizer Künstlerin, Musikerin und Psychotherapeutin Verena Staggl, die während der DGCC-Jahrestagung in Münster gemalt wurden.



Prof. Dr. Hugo Mennemann, FH Münster, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management

Mona Frommelt, Vorsitzende des Vorstands der Hans-Weinberger-Akademie, stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management

Case Management goes future – Komplexität begegnen


Abstract:

Case Management wird im folgenden Beitrag zunächst umfassend in soziologische Erklärungen der (Post-)Moderne eingeordnet, um die unausweichlichen Komplexitätsherausforderungen an die Gesellschaft und einzelne Personen zu beschreiben. Mit Hilfe des Handlungskonzepts Case Management lassen sich in der Folge auf den drei Ebenen Einzelfall, Organisation und Netzwerk neue Formen komplexitätsreduzierender Wahrnehmung und der Vergemeinschaftung in Form von Räumen der Begegnung aufzeigen. So kann ein Wesenskern des Handlungskonzepts Case Management, der in die Zukunft hineintragen wird – Case Management goes future – herausgearbeitet werden. Die Attraktivität von Case Management und zugleich seine Voraussetzungen und Rahmenbedingungen lassen sich kennzeichnen, um verkürzten Lösungsansätzen argumentativ begegnen zu können.

1

Case Management kann begriffen werden als personenorientiertes Handlungskonzept im Umgang mit Komplexität. Um diese Definition von Case Management richtig einzuordnen, ist es hilfreich, zunächst dieBegriffe „personenorientiert“ im Rahmen eines professionellen Handlungskonzepts sowie „Komplexität“ zu erläutern.

2

Personen (lat.persona) sind Menschen mit bestimmten Eigenschaften. In Beratungskontexten, so auch im Case Management, sind Auftrag und Ziel, Personen mit ihren spezifischen Bewusstseins- und Verhaltensweisen in ihrer Umgebung wahrzunehmen und angemessene Hilfeformen zu finden. Personen sind und werden im Austausch mit Umwelt begriffen, weil sie diese mitgestalten und sich von ihr zentrale Bewusstseins- und Handlungsformen aneignen – das meint auch seit der Aufklärung der Begriff des Subjekts (lat.subiectum: das dem Menschen Unterworfene oder Zugrundeliegende ist seine Vernunft, bewusst mit der Umwelt umzugehen). Im professionellen Kontext gibt es für die Beratenden stets eine gesetzliche und funktionsbezogene Beschreibung der Zuständigkeit sowie eine fachlich-selektierende Perspektive auf die Personen und ihren Hilfebedarf. In diesem Zusammenhang macht es Sinn, die BegriffeBedürfnis undBedarf zu unterscheiden. Bedürfnisse sind subjektive Wünsche, Anliegen und Perspektiven der Personen mit Unterstützungsbedarf. Der Bedarf als Grundlage eines professionellen Hilfeprozesses ist bereits ein Aushandlungsergebnis eines Gespräches. Denn in den Bedarf fließen sowohl die subjektiven Bedürfnisse ein als auch eine fachliche (Zuständigkeits-)Bewertung. Ausgangspunkt des Beratungsgesprächs sind zunächst die geschilderten Phänomene und die Bedürfnisse der Menschen. Grundlage des Hilfeprozesses ist der gemeinsam zwischen Personen, die Hilfe benötigen, und Berater:innen benannte Bedarf. Ein personenorientiertes Handlungskonzept beinhaltet demnach die Ermittlung des Bedarfs als Ausgangspunkt des professionellen Hilfeprozesses. Die Orientierung an Personen mit Unterstützungsbedarf meint die Berücksichtigung der Bedürfnisse, der Fachlichkeit, des (gesetzlichen und fachlichen) Auftrags sowie die Rahmenbedingungen der Organisationen. Personenorientierte Handlungskonzepte sollten nicht missverstanden werden als Ausrichtung der Hilfe nur an den Bedürfnissen und Wünschen der Personen. In Bera