: Wolf Awert
: Tamalones Verrat Drachenblut 10
: Machandel Verlag
: 9783959591898
: 1
: CHF 2.20
:
: Fantasy
: German
: 180
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Drachentöchter und ihre Freunde wissen, dass der Krieg der Stadtelfen gegen die Waldelfen nur die ersten Vorboten einer größeren Veränderung sind. Aber kann es wirklich möglich sein, dass die Geister und Toten die Welt der Lebenden übernehmen wollen? Und was ist mit den Drachen? Wie will die Drachenmutter den unsterblichen Altvater Godwin umbringen? Meister Treibguts Problem ist vergleichsweise einfach zu lösen. Seine Tarnung ist aufgeflogen, und er muss in Centrell aufräumen, wenn wieder Ordnung herrschen soll. Der Hintergrund: Unerwartet tauchen auf der Welt Halva Gestaltwandler auf. Dem Aussehen nach wilde Tiere, doch mit Vernunft gesegnet und der entsetzlichen Fähigkeit, biologische Grenzen zu durchbrechen und sich mit anderen Arten fortzupflanzen. Bereits ihre bloße Gegenwart bringt in den anderen vernunftbegabten Arten, den Drachen, Elfen und Menschen, die finstersten Seiten zum Vorschein. Die Elfen versuchen deshalb, die Gestaltwandler und ihre Mischlings-Nachkommen einzufangen und wegzusperren, doch der Keim des Zerfalls breitet sich unaufhaltsam aus. Unter den Elfen droht ein Bürgerkrieg, die Menschen dringen in den Siedlungsraum der Elfen ein und die Drachen scheinen unschöne Geheimnisse zu haben. Am Ende beginnt sogar Halva, sich selbst zu zerstören. In dieser Welt macht sich die Viertelelfe Tamalone auf, ihre Ziehmutter wiederzufinden und die Rätsel ihrer Herkunft zu lösen. Niemand rechnet mit dem, was ihre Suche auslösen wird - sie selbst am wenigsten.

Ab wann Wolf Awert anfing, Geschichten zu schreiben, ist nicht überliefert. Erfunden und erzählt hat er sie, ab dem Zeitpunkt, an dem seine Erinnerung einsetzte. Vielleicht auch früher. Weggefährten berichten, dass er oft auf dem Weg zur Schule in ständige Selbstgespräche vertieft war. Später studierte er Geographie, Biologie, Geologie, Bodenkunde, Meterologie und Ethnologie, nicht alles mit Abschluss, und arbeitete danach als Umweltwissenschaftler an der Universität. Er schrieb wissenschaftliche Publikationen, Sachbücher und Lehrbücher, erfand Denkwerkzeuge und baute ein System für ein Ideenmanagement auf. Seine Berufstätigkeit führte ihn in viele Teile der Welt, wo er mehr als nur Konferenzsäle besuchte. In China bekam er 1980 zum ersten Mal Kontakt mit dem Qi Gong und Tai Chi Quan, das er heute ehrenamtlich lehrt. Für Fantasygeschichten sind es ideale Voraussetzungen, wenn man Waffen wie Schwert, Säbel, Lanze, Langstock und Fächer aus der eigenen Erfahrung kennt. Katana und Jo (Kurzstock) kamen aus dem Aikido dazu, Florett, Degen und Sportsäbel sorgten bereits zu Studentenzeiten für die Fitness. Heute führt Wolf Awert das geruhsame Leben eines Pensionär in der Eifel und schreibt nur noch Belletristik.


Seele des Ausgleichs


Seele des Ausgleichs konnte auf ihrem Weg nach Neustadt der Versuchung nicht widerstehen, ihre alte Wirkungsstätte zu besuchen. So landete sie außerhalb der Bergarbeitersiedlung und legte die restliche Strecke zu Fuß zurück.

„Was willst du hier?“, blaffte der Aufpasser sie an. „Du bist nicht erwünscht.“

Seele des Ausgleichs starrte in die leicht verkniffenen Augen ihres ehemaligen Lebensgefährten.

„Vielleicht hat mich die Sehnsucht nach dir zurückgebracht. Oder es war der Wind des Zufalls, denn mein Auftrag hat nichts mit dir zu tun? Aber vielleicht möchtest du mir helfen. Um der alten Zeiten willen. Weißt du, ich kann mir meine Aufträge nicht immer aussuchen und muss auch mal etwas annehmen, für das ich dicke Handschuhe benötige.“

„Ich weiß, für wen du arbeitest. Er fordert viel, aber nie mehr, als seine Leute zu leisten in der Lage sind. Was sollst du für ihn herausfinden?“

„Mein Herr möchte wissen, warum der Krieg zwischen den Stadt- und den Waldelfen zu Ende gegangen ist.“

Der Aufpasser lachte laut auf. „Mein Herr! So hast du mich nie genannt. Ich muss wohl etwas falsch gemacht haben in unserer Beziehung.“

„Ich habe dich nie so genannt, weil du nie mein Herr gewesen bist.“

„Dann sag ihm, dass der Krieg zu Ende ist, weil die Soldaten und Stadtelfen abgezogen sind.“

„Ich denke, das weiß mein Herr schon.“

Der Aufpasser wurde wieder ernst. „Dann sag ihm, der ein guter Freund von mir ist, dass ich nicht mehr für ihn habe als das. Es sei denn, er wäre an Gerüchten und Redereien interessiert. Danach soll ein Drache Neustadt niedergebrannt haben. Doch das ist Unsinn, denn es wurden zwar etliche Leute verletzt, aber niemand getötet. Nur Barionstab ist verschwunden. Da seine Leiche nicht gefunden wurde, könnten wir annehmen, dass ihm die Flucht gelang. Doch teile ich diese Meinung nicht, weil Barionstab keiner war, der so einfach weglief. Und dann soll es noch eine Elfe gegeben haben, die die Soldaten nach Hause geschickt hat. Ich frage dich, was für eine Elfe das denn gewesen sein soll, die ihre Feinde einfach nach Hause schicken konnte, nachdem alle Waldelfen sich haben vertreiben lassen? Wahrscheinlich war alles ganz anders, einfach und harmlos. Jedenfalls zu Beginn. Jemand hat nicht aufgepasst und ein Feuer ausgelöst. Das Feuer ist dann von Haus zu Haus gesprungen. Oder jemand hat ein Feuer gelegt. Und Barionstab wurde entweder getötet und sein Leichnam versteckt, oder er wurde entführt. Dein Herr hat viel Geld verloren. Ist es das? Er hat sich immer viel Sorgen um sein Geld gemacht.“

„Ja, für ihn sind Geld und Gold immer sehr wichtig. Aber er spricht von einer Investition und versucht, nun sein Geld zu retten.“

„Dann ist er ein Dummkopf. Er hat Barionstabs Feldzug auf Bitten eines gemeinsamen Freundes hin finanziert. Ich habe ihm damals gesagt, dass er darauf bestehen soll, einen Teil der Befehlsgewalt zur Bedingung zu machen, aber ihm gefiel die Idee, ganz aus dem Hintergrund zu agieren und unsichtbar zu bleiben, besser. Mit Barionstabs Tod hat er alles verloren.“

„Was hätte er denn gewinnen können?“

„Das geht dich nichts an. Du würdest es auch nicht verstehen. War’s das?“

Seele des Ausgleichs nickte gleichmütig. Sie wusste, wann der Aufpasser bereit war zu sprechen und wann nicht. Jetzt tat sie so, als wenn das alles für sie persönlich ohne Bedeutung wäre. Dabei hatte sie mehr erfahren, als sie zu hoffen gewagt hatte. Und so fragte sie nur noch, wann der nächste Frachter vorbeikommen würde, der zu den Drachenbergen fuhr. Sie musste sich unbedingt ansehen, was von Neustadt übriggeblieben war. Und noch etwas spukte in ihrem Kopf herum. Wer war der gemeinsame Freund? Und womit sollte ihr Herr bezahlt werden, wenn es nicht einfach nur Kriegsbeute war? Sie brauchte Zeit zum Nachdenken. Also setzte sie sich einfach neben den Schienenstrang und wartete auf das Schwarze Biest.

Das Schwarze Biest kam, hielt bei der Mine, entlud einen Teil seiner Ladung und nahm Seele als einzigen Passagier auf. Anschließend fuhr es weiter in Richtung Drachenberge. Als Neustadt in Sichtweite kam und der Maschinenführer weder ein Signal gab, noch Anstalten machte, die Geschwindigkeit zu senken, sprang Seele des Ausgleichs ab. Ganz offensichtlich war Neustadt für die Besatzung des Transporters schon nicht mehr vorhanden. Wer von hier fortkommen wollte, musste sich wahrscheinlich auf die Schienen stellen und hoffen, wahrgenommen zu werden oder auf den fahrenden Zug aufspringen. Der Drachentochter war all das gleichgültig. Sie war nur gekommen, um sich umzusehen. Die paar Stunden restlichen Tageslichtes mussten dazu reichen. Ob sie dann blieb, um mit den Waldelfen zu sprechen, oder ob sie im Dunklen zurückfliegen würde, war noch offen.

Das Bild der zerstörten Stadt schlug jedem aufs Gemüt, dessen Herz nicht versteinert war. Die Ordnung der Stadt war immer noch gut zu erkennen, weil die Straßen und Gassen nahezu unver