: Chris Svartbeck
: Wüstenfeuer Spiegelmagie Band 10
: Machandel Verlag
: 9783959593571
: Spiegelmagie
: 1
: CHF 3.60
:
: Fantasy
: German
: 294
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Wüste ist gnadenlos - ihre Bewohner auch. Er ist der Schamane der Wüstenstämme. Einst hat er sein Volk fast vernichtet. Jetzt setzt er alles daran, ihm eine Zukunft zu geben. Doch was, wenn sein Volk sich diese Zukunft gänzlich anders vorstellt als er? Wenn selbst die Geister der Vergangenheit mit seinen Plänen nicht einverstanden sind? Plötzlich muss der Schamane an mehreren Fronten zugleich kämpfen - und feststellen, dass selbst er immer noch Fehler machen kann. Große Fehler. Und erkennen, dass auch andere Personen seines Volkes wichtig sind im Spiel des Schicksals. Wie zum Beispiel der junge Krieger Ikti, Sohn des Mannes, dessen Körper der Schamane erobert und besetzt hat. Ein Buch für alle Fans der Serie, die sich gefragt haben, was aus Nior und Ikti wurde, und ob Nior seinem Freund Jo noch einmal begegnen durfte.

Chris Svartbeck schreibt Fantasy. Dark and gritty, mit Verrat und Rache, Schwertern, wilden Kriegern, heißblütigen Frauen, Intrigen, Morden und einer ordentlichen Portion Magie. Derzeit umfasst die Serie zehn Bände, weitere Bücher sind in Planung. Band 1 bis 3 gehören als Trilogie zusammen, Band 4 bis 6 bilden ebenfalls eine Trilogie (die nächste Generation). Für verschiedene weitere Einzelbände gibt es schon Ideen. Dazu gehören die Geschichte der Zauberin Ak und die Zaubererkriege vor der Gründung des Reiches Karapak sowie einige Kurzgeschichten über die Drachenherren. Die Welt Karapak ist bunt und faszinierend genug, um mindestens ein Dutzend Bücher darüber zu schreiben. Auf der Autoren-Homepage svartbeck.de finden Sie hinter den Leseproben eine kleine Übersicht zu den handelnden Figuren der ersten Bücher und Informationen über zukünftige Bücher.


Das brennende Tal


„Morgen ist Tagundnachtgleiche.“

Der Schamane antwortete nicht. Er wusste so gut wie jeder andere der Männer, was morgen passieren würde. Seitdem die Zauberer vor drei Generationen das Versteck der Stämme im Grünen Tal gefunden hatten, war ihr Auftauchen dort so sicher, wie es Felsen in den Bergen gab. Bequemer konnten sie es nicht haben, wenn sie ihren Tribut einsammelten. Alle Stämme und damit alle Kinder an einem Ort versammelt.

Wie hatte das nur passieren können?

Der Schamane kannte die Antwort. Die Zauberer waren stärker als die Schamane. Die Tarnzauber seiner Vorgänger hatten versagt. Die Zauberer hatten ihre Beute so leicht gefunden, wie ein Drache eine Hornziege an den Steilhängen sah.

Das Kind rückte näher an ihn heran, versuchte, seinen dürren Körper unter den Arm des Schamanen zu drücken.

Er verzog das Gesicht. Die Angst der Kleinen, die er ohnehin fast greifen konnte, verstärkte sich durch den direkten Kontakt um ein Mehrfaches.

„Werden sie mich mitnehmen?“

Weshalb das Unvermeidliche leugnen? „Vermutlich ja. Du gehörst zu den stärkeren. Solche wie dich nehmen sie immer mit.“

„Ich will aber nicht weg. Ich habe Angst!“

Das Stimmchen war zaghaft, leise, kaum zu hören. Die Männer nickten, denn auch sie hatten Angst. Es gab keine Sippe hier, die nicht schon Kinder an die Zauberer verloren hatte. Und das Schlimmste war, man hörte nie wieder etwas von ihnen.

„Du wirst dort andere von uns antreffen“, sagte der Schamane. „Erinnerst du dich an deine Cousine Kalani, die vor drei Regenzeiten geholt wurde?“

Ein Zittern durchlief den Kinderkörper. „Ich habe von ihr geträumt. Sie hat geschrien, in meinem Traum.“

„Träume sind nur Träume“, sagte der Schamane.

Aber er wusste es besser. Es gab Träume, die verwehten. Und es gab Träume, die Bestand hatten. Sai gehörte zu denen, deren Träume Bestand hatten.

Mufa rieb sich fröstelnd die Arme. Der Nachtwind war kalt, selbst hier in der Schlucht, wo die Felsen tagsüber die Wärme der Sonne förmlich in sich hinein sogen. Da half nicht einmal das Feuer. Ohne schützende Zeltwände blieben die Nächte kalt.

„Du spürst es auch, nicht wahr?“ Der jüngere Mann auf der anderen Seite des Feuers warf einen scheuen Blick in Richtung der nördlichen Felswand. Unwillkürlich zog er die Schultern hoch. „Ich würde tausendmal lieber meine Herden auf den Weiden im Osten gegen einen hungrigen Berglöwen verteidigen, als hier auf sie zu warten.“

„Sie erwarten nun mal, dass sie hier jemand begrüßt.“ Mufa hörte, wie belegt seine Stimme klang. Nein, er konnte weder sich selbst noch dem jüngeren Wächter etwas vormachen. Es war nicht der Nachtwind. Es war die Drohung, die über ihnen schwebte, über den Zelten, über dem Tal. Das, was in jeder Trockenzeit zur Tagundnachtgleiche geschah, geschehen war, solange er lebte. Er ballte die Fäuste. Wie konnte so viel Grausamkeit hinter so freundlich wirkenden Gesichtern stecken! Lächelnde Münder, federnde Schritte, Hände, die nie eine Waffe getragen hatten. Und die doch tödlicher waren als Schwerter. Junge Körper mit alten Augen, die kalt blickten, kälter als das harte blauweiße Wasser in den höchsten Bergen. Seit Mufa diese Augen das erste Mal erblickt hatte, suchten sie ihn in seinen Alpträumen heim.

Erneut rieb er sich die Arme, neigte sich noch etwas näher über das Feuer. Aber die Kälte in seiner Seele blieb.

Beide Wächter waren mehr als froh, als der Himmel sich endlich aufhellte und der rote Rand der Sonne sich über die Berge schob. Egal, welchen Schrecken der Tag bringen mochte, er konnte nicht so schrecklich sein wie die Ungewissheit des Wartens.

Immer wieder wanderten ihre Blicke zu den Felsen. Mufa dachte an das Trockenfleisch in seiner Tasche. Aber alleine der Gedanke an