Der schlimmste Abend meines Lebens
DiePaillettenscheuern an meinen Oberschenkeln, und ich frage mich, wieso ich mich überhaupt darauf eingelassen habe.
Eigentlich hatte ich von Anfang an kein gutes Gefühl dabei. Vor zwei Wochen, auf der Tribüne unserer Sporthalle, während die Zuschauer, die das Spiel unseres Basketballteams sehen wollten, in die Halle strömten, hatte Haley Stewart drei eng anliegende, schwarze Kleider vor uns hochgehalten. Sie waren mit Fransen verziert, die sich wie die Streifen einer ziemlich nuttigen Zuckerstange an den Stoff schmiegten. Die Kleider waren so eng und so kurz, dass sie sogar dann gegen jegliche Vorschriften verstoßen hätten, wenn sie von Mädchen getragen worden wären.
Joe Thomas mit seinen eins fünfundachtzig war skeptisch. »Soll das ein Witz sein? Coles Oberschenkel passen doch niemals in so ein Ding da rein.«
Auch besagter Damien Cole hatte Zweifel. »Wir sollen uns alle drei in diese winzigen Fummel quetschen? Also, ich weiß nicht …«
Ich selbst stand regungslos da, voller Angst, dass jede noch so kleine Bewegung mich verraten könnte. Ich versuchte, ähnlich zögerlich zu wirken wie Joe und Damien und mir nicht anmerken zu lassen, wie verzweifelt ich dieses Kleid tragen wollte, wie dringend ich dieses Kleid tragenmusste, wie das bloße Wissen um die Existenz dieses winzigen Kleidchens mein Herz unverzüglich zum Stillstand gebracht hätte, wenn ich es nicht tragen durfte.
Aber wenn man sich etwas so unbedingt wünscht, dann kann das kein gutes Ende nehmen.
Jetzt, zwei Wochen später, stehe ich wartend hinter den Kulissen, während lautes Gejohle aus dem voll besetzten Saal über die leere Bühne hallt. Ich werde aus meinem Traum gerissen wie eine aufgeplatzte Dose mit Aufbackbrötchen.Ich muss raus aus diesem Kleid. Der Stoff unter den Pailletten juckt wie Windpocken. Die Armlöcher sind zu eng, sodass ich mich fühle, als hätte mich jemand mit einer Angelschnur umwickelt. Eines steht fest: Das Ganze ist eine unfassbar schlechte Idee.
Allerdings … ich hatte keine andere Wahl. Das werde ich nachher jedenfalls zu meinen Eltern sagen. Und zu meinem Freund. Ich hatte keine andere Wahl. Wenige Sekunden vor Anpfiff des Basketballspiels hatte Haley, die sich gefühlt schon seit ihrem sechsten Geburtstag wie ein Teenager verhält, mir mit derselben Autorität, mit der sie sich Dates mit älteren Schülern besorgt und die Abgabefrist für ihre Mathehausaufgaben verlängert, Folgendes eröffnet: »Das wird superwitzig, und ehrlich gesagt fragen wir dich auch gar nicht, sondern teilen dir mit, dass wir dich ausgesucht haben und dass du das machst.« Ihre Worte hatten dieselbe Entschlossenheit wie eine zugeknallte Spindtür. »Ich und Beth ziehen das Ende schön in die Länge –RollingontheRiiii-iii-veeeeeer – und dann wird die Musik wieder schneller, ihr rennt auf die Bühne und fangt an zu tanzen.«
»Und dann gewinnen wir den Talentwettbewerb«, fügte Beth hinzu und wackelte rhythmisch mit den Schultern.
Im Grunde genommen gebe ich meinem Bruder die Schuld. »Wenn du das machen willst, dann mach es, Alter. Wen interessiert es schon, was die anderen sagen könnten?«, hatte er gesagt. »Sei d