2 Die Welt explodiert, wenn man etwas Verrücktes tut
Charlie Winter
Es ist laut, stickig und diese unvergleichliche Spannung liegt in der Luft. Diese ganz besondere Atmosphäre zwischen Kontrolle und Ekstase, zwischen sich gehen lassen und vernünftig bleiben, zwischen spielen und es nicht übertreiben. Die Bässe wummern, lassen den Boden unter den hunderten Tanzwütigen zusätzlich vibrieren. Lichteffekte surren über die Köpfe hinweg, Laser formen abstrakte Figuren und Strobos flackern im Einklang mit der Musik.
Mit jeder Stunde, die vergeht, mit jedem weiteren Song, mit jeder auf der Tanzfläche verbrachten Minute, wachsen die Anwesenden mehr zusammen. Körper an Körper, dicht an dicht, Haut an Haut; die Tanzenden bilden eine Einheit. Eine homogene Masse, geformt durch Licht, Sound und dieser einzigartigen Stimmung, die man nur in einem vollen Club an einem Freitagabend findet. Der Stress der Woche fällt langsam ab und die Freizeit öffnet ihre Arme und empfängt einen mit breitem Grinsen.
Julia schließt einen Moment die Augen und saugt alles in sich auf: die Musik, den Geruch nach Alkohol, Zucker und Parfum, die Körper um sie herum, die sie immer wieder berühren. Magisch und einzigartig.
Ein Umstand, den man im normalen Leben eher nicht duldet, sogar eher unterbinden würde, genießt man hier und lässt sich davon treiben. Sie war noch nie eine ausgesprochene Partygängerin, keine die man jedes oder jedes zweite Wochenende in einem Club findet. Und wahrscheinlich ist das auch einer der Gründe, warum sie das alles mit ihren »schon« 26 Jahren immer noch in ihren Bann zieht.
Und wahrscheinlich ist auch ihr Job ein Grund.
Bestimmt sogar.
Trotz der Anonymität gehört man hier zusammen. Hier fügt man sich in die Masse ein oder findet sich mit einem einzelnen Tänzer zusammen und fühlt sich dadurch zugehörig, entspannt. Man ist eins mit der Umgebung, der Situation. Auf Arbeit wird von ihr erwartet, dass sie mit jemanden zusammenarbeitet in dessen Gegenwart sie sich unwohl und eingeschränkt fühlt …
Julia stöhnt, aber nicht vor Freude. Es ist ein genervtes Fruststöhnen. Sie öffnet die Augen und die Magie ist weg. Als wäre der Filter aufgehoben, erstrahlt plötzlich alles in einem anderen Licht. Der Club und die Menschen fühlen sich nicht mehr gut an; eher zu viel, zu stickig, zu voll, zu laut.
Und das alles wegen der Arbeit. Nein, eigentlich eher wegenihm!
Nicht mehr im Flow der Masse wird die junge Frau von allen Seiten angerempelt. Wie ein Fremdkörper wird sie hin- und hergeschoben. Sie ist kein Teil mehr vom Rest, gehört nicht mehr dazu. Die Nacht hat si