: Marcel Huwyler
: Frau Morgenstern und der Abgrund Kriminalroman
: Grafit Verlag
: 9783987080111
: 1
: CHF 10.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die ungewöhnlichste Auftragskillerin der Welt: Violetta Morgenstern ist zurück Violetta Morgenstern, pensionierte Lehrerin und kreative Profikillerin, ist auf der Flucht vor dem Staat, als sie einen neuen Auftrag erhält: Mit ihrem Kollegen, dem Ex-Söldner Miguel Schlunegger, soll sie den mysteriösen Tod eines Journalisten aufklären. Die Spur führt in die finstere Vergangenheit, zum Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Das mörderische Duo findet heraus, dass sich ein furchtbares Ereignis der Weltgeschichte in Wirklichkeit ganz anders abgespielt hat. Und dann muss Violetta Morgenstern auch noch feststellen, dass sie selbst ihrem besten Freund nicht mehr vertrauen kann.

Marcel Huwyler wurde 1968 in Merenschwand/Schweiz geboren. Als Journalist und Autor schreibt er Reportagen über seine Heimat und Geschichten aus der ganzen Welt. Er lebt in der Zentralschweiz. www.marcelhuwyler.com

1

Sterben ist selten schön.

Schon gar nicht mit heruntergelassener Hose.

Nach eingehender Prüfung aller in Frage kommender Eliminierungs-Möglichkeiten hatten sich Morgenstern und Schlunegger für die »Traube« als Tatort entschieden.

Das rustikale, holzgetäfelte Restaurant wurde in vierter Generation von der gleichen Familie geführt, lag in der Altstadt und war wegen seiner keck interpretierten Menü-Klassiker nicht nur bei Wie-früher-bei-Mama-Essern beliebt. Der Hit war das Pot-au-feu im Silbertopf mit kräftiger Bouillon, zartem Siedfleisch, Speck, Rindszunge, Saucisson und einem drallen Markbein. Im GourMillau wurde die urgemütliche Gaststube seit letztem Jahr erstmals mit dreizehn Punkten gelistet, was zu vielen neureichen Neugierigen, aber auch vergrämten Alteingefressenen geführt hatte. Seither versuchte die Wirtefamilie den Kulinarik-Spagat zwischen Foodies und Stammgästen.

Die Zielperson war männlich, siebenundfünfzig Jahre alt und aß jeden Werktag in der Traube zu Mittag.

Der Mann hielt sich stets an die Tagesgerichte, die »Der Chef empfiehlt« auf einer schwarzen Klappwandtafel beim Eingang mit Kreidemarker anpries. An diesem Mittwoch genoss er Menü drei, Hackbraten à la Oma Hedwig mit Kartoffelstock, Erbsen und Rüben und einer Marsalasoße wie nicht von dieser Welt. Dazu trank er seinen obligaten Humpen Bier; ein »Kübeli«, wie er jeweils bei Agnes bestellte, im wohligen Glauben, die Verniedlichungsform mache das Maß weniger voll.

Hackbraten, fand Violetta Morgenstern, sei eine würdige Henkersmahlzeit.

»Daran habe ich noch gar nie gedacht«, sagte Miguel Schlunegger. »Das letzte Gericht vor dem Hinrichter … Was wäre das bei mir?« Er zog erst die Stirn kraus und zeigte dann sein breitestes Schurkengrinsen, was Morgenstern alleweil als Warnung verstand, dass er eben bedenklich kreativ geworden war.

Er hatte gewählt: »Zur Vorspeise nehme ich Mordatella. Danach ein Killi con Carne, mit Sterbsen als Gemüse, und zum Nachtisch dann natürlich – weil bereits auf halbem Weg ins Nirwana – eine Götterspeise. Oder aber, sollte meine letzte Mahlzeit schnell und grausam stattfinden, dann entscheide ich mich für Rosenkohl.«

»Ach, komm, du Schwätzer, Rosenkohl kann sehr lecker schmecken.«

»Stimmt, wenn man ihn vor dem Essen durch ein Steak ersetzt.«

»Was du wieder für Blödsinn verzapfst. Rosenkohl beispielsweise halbiert, zusammen mit Cashewkernen in Butter angebraten und zum Schluss mit Semmelbröseln scharf kurz krustig anrösten. Du, das schmeckt wirklich …«

»Keine Kochschule jetzt, Morgenstern.«

Sie schaute ihn an, als habe er sie beleidigt. »Trotzdem solltest du das Thema Ableben etwas seriöser nehmen, Miguel. Das Ende kann ganz schnell und unerwartet kommen. In unserer speziellen Lebenssituation sowieso.«

»Entspann dich, Morgenstern, hast ja recht.« Miguels Grinsen schmolz zusammen. »Ich mag halt einfach nicht andauernd an mein Finale denken. Finde, damit beschwöre ich es geradezu herauf.«

»Selbstverstä