: Ewald Grothe
: Freiheitliche Ideen Der schwierige Weg zur liberalen Demokratie
: CEP Europäische Verlagsanstalt
: 9783863936471
: 1
: CHF 15.30
:
: Geschichte
: German
: 376
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
»Namen und Programm, Mittel und Wege mögen sich [...] ändern: der Liberalismus als Weltanschauung wird jedoch bleiben.« Moritz Julius Bonn Der deutsche Liberalismus erlebte im 19. und 20. Jahrhundert große Erfolge und dramatische Herausforderungen. Die Katastrophe des Nationalsozialismus schien zu beweisen, dass der Liberalismus gescheitert war, eine Diagnose, die ideengeschichtlich jedoch in die Irre führt. Liberales Gedankengut hatte auch in Deutschland eine bedeutende Tradition, an die man nach 1945 anknüpfen konnte. Ewald Grothe untersucht historische Wandlungsprozesse und liberale Schriften. Er porträtiert Wissenschaftler, Publizisten und politische Akteure, die für Verfassung, Rechtsstaatlichkeit und bürgerliche Freiheit stritten, und zeigt, dass abseits deutscher Sonderwege die liberale Demokratie auf unterschiedliche Ideengeber zurückgeführt werden kann. Oft gegen den Mainstream gewandt, setzten sie sich mit Common Sense und festen Überzeugungen für Gerechtigkeit, sozialen Fortschritt und bürgerliche Mit- und Selbstbestimmung ein. Sie repräsentieren einen zukunftsorientierten, reformbereiten und sozial engagierten Liberalismus, dessen Wurzeln im 19. Jahrhundert lagen, der die Weimarer Republik prägte und in der Bundesrepublik politisch wieder reaktiviert werden konnte.

Ewald Grothe, geboren 1961, Studium der Geschichte, des Öffentlichen Rechts und der Rechtsgeschichte an der Philipps-Universität Marburg, 1994 Promotion in Marburg, 2004 Habilitation an der Bergischen Universität Wuppertal, seit 2007 Lehrbeauftragter an der Universität Köln, seit 2009 außerplanmäßiger Professor fu?r Neuere und Neueste Geschichte in Wuppertal, seit 2011 Leiter des Archivs des Liberalismus der Friedrich-Naumann-Stiftung fu?r die Freiheit in Gummersbach. Forschungsgebiete: Liberalismusgeschichte, Verfassungsgeschichte, Wissenschaftsgeschichte.

Liberalismus als historisches Forschungsthema


(Koautor: Wolther von Kieseritzky)


Organisations-, Sozial- und politische Ideengeschichte des Liberalismus in den letzten dreißig Jahren


Die Beschäftigung mit der Geschichte des Liberalismus hat in Deutschland eine gut einhundertjährige Tradition. Dies gilt sowohl für Darstellungen zur Organisations- als auch zur politischen Ideengeschichte. Einer ersten sehr zeitgebundenen und interessengeleiteten Arbeit des Publizisten Oskar Klein-Hattingen aus den Jahren kurz vor dem Ersten Weltkrieg folgte die Darstellung des Ideenhistorikers Guido de Ruggiero aus der Endphase der Weimarer Republik.1 Grundlegend für die Liberalismus-Deutung nach 1945 wurde zunächst die Darstellung des Historikers Friedrich C. Sell (1953), der mit seiner These von der Tragödie des deutschen Liberalismus dem älteren Topos einer schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts behaupteten Krisengeschichte der liberalen Ideen eine neue Facette hinzufügte.2 In den 1960er Jahren erschien für die politische Bildungsarbeit der Überblick eines Autorenteams aus dem unmittelbaren Umkreis der Friedrich-Naumann-Stiftung.3 Die bis heute anspruchsvollsten historischen Synthesen zur Geschichte des deutschen Liberalismus aber stammen von dem amerikanischen Historiker James J. Sheehan (1978/83) zum einen und von Dieter Langewiesche (1988) zum anderen.4 Eine neuere Gesamtdarstellung des Liberalismus von Hans Fenske (2019) ist leider unbefriedigend.5

Bei einem wissenschaftlichen Diskurs über die Geschichte des Liberalismus lassen sich einige grundsätzliche Vorüberlegungen anstellen, um zu Perspektiven für die künftige Forschung zu gelangen. Hierzu gehört die Frage, welchen Stellenwert die Liberalismus-Forschung in der aktuellen Historiographie einnimmt, welche Aufgabe ihr heute zukommt und wie eine moderne Liberalismus-Geschichte aussehen könnte. Die folgenden Ausführungen verstehen sich nicht als umfassender Überblick über die Geschichtsschreibung zum politischen Liberalismus, sondern sollen vielmehr das Augenmerk auf einige forschungsrelevante Phänomene legen.

Die letzten dreißig Jahre der deutschen Liberalismus-Geschichte haben sich hauptsächlich in den Bänden des Jahrbuchs zur Liberalismus-Forschung niedergeschlagen. Wichtige Monographien sind in den online verfügbaren Rezensionen zur Liberalismus-Forschung besprochen worden. Dabei zeig