: Nicola Upson
: Mit dem Schnee kommt der Tod
: kein& aber
: 9783036996394
: Josephine Tey und Archie Penrose ermitteln
: 1
: CHF 15.30
:
: Historische Kriminalromane
: German
: 336
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Auf der kleinen Insel St Michael's Mount verbringen Krimiautorin Josephine Tey und Detective Chief Inspector Archie Penrose in illustrer Runde und mit Marlene Dietrich als Ehrengast ihre Weihnachtstage. Die festliche Stimmung schlägt jedoch schnell um, nach zwei Morden scheint jede und jeder verdächtig - dass die Insel auch noch durch Schneesturm und Flut vom Festland abgeschnitten ist, macht die Angst der Gäste nicht kleiner.



Nicola Upson wurde 1970 in Suffolk, England, geboren und studierte Anglistik in Cambridge. Ihr DebütExperte in Sachen Mord bildet den Auftakt der erfolgreichen, mehrbändigen Krimireihe. Bei deren Hauptfigur Josephine Tey handelt es sich um eine der bekanntesten Krimiautorinnen des Britischen Golden Age.Mit dem Schnee kommt der Tod war nominiert für den CWA Historical Dagger Prize (2021). Nicola Upson lebt in Cambridge und Cornwall.

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Je älter Josephine wurde, desto überzeugter war sie davon, Weihnachten bereite einem nur dann Freude, wenn man dem Fest aus dem Weg ging. Jedes Jahr im Januar nahm sie sich vor, beim nächsten Mal alles anders zu machen – weniger Geschenke, Karten nur an Leute, die sie leiden konnte, Gerichte, die wenigstens einer im Haus essen würde –, doch kaum wurde es Dezember, trat der Erwartungsdruck alle Jahre wieder seine Schreckensherrschaft an. Neben dem Kamin stapelten sich Winterbücher, für die sie aus unerfindlichen Gründen Zeit zu finden geglaubt hatte, und warteten darauf, wieder ins Regal gestellt zu werden; unzählige Listen bedeckten den Beistelltisch im Flur und erinnerten sie unablässig daran, was vor ihrer Abreise noch alles erledigt werden musste. Die weihnachtsverrückten Deutschen waren ihr eine Erklärung schuldig, dachte sie, und nicht nur wegen des drohenden Kriegs. Sie griff nach ihren Handschuhen und verließ Crown Cottage.

Auf der Straße fiel es ihr leichter, die Weihnachtsstimmung zu genießen, da sie nicht dafür verantwortlich war. Die Gegend rund um Inverness war um diese Jahreszeit immer besonders schön, und das winterliche Wetter in den letzten Wochen hatte der Stadt einen zeitlosen Zauber verliehen, der sich bestens für eine Weihnachtskarte eignen würde. Sie nahm den längeren Weg, um die Stimmung zu genießen. Die frische Luft war belebend, und sie zog ihren Pelz enger um sich, während sie langsam den Hügel hinabging. Der Winter in Schottland kam ohne Vorwarnung; die Kälte schlug bitter entschlossen zu, entstellte die Landschaft und hinterließ kahle Ödnis. Südlich der Grenze gingen die Jahreszeiten langsam ineinander über, fast schon entschuldigend, doch sie konnte sich an keinen Dezember hier oben erinnern, der nicht mit Pauken und Trompeten eingetroffen wäre.

Bis Weihnachten waren es nur noch wenige Tage, und entsprechend war in den Geschäften in Queensgate einiges los. Dennoch herrschte eine entspannte Atmosphäre, also sah sie sich ein wenig um, bevor sie zur Post ging. Dort hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet, und innerlich verfluchte sie ihre Freundin in Suffolk, deren Weihnachtskarte sie als einzige vergessen hatte, bis am Morgen mit einer gewissen Süffisanz ein in Ipswich abgestempelter Umschlag bei ihr eintrudelte. Sie stellte sich an und befand sich kurz darauf zwischen der örtlichen Zeitungshändlerin und einem Mieter ihres Vaters aus der Castle Street, an dessen Namen sie sich nicht erinnern konnte. »Sind Sie über Weihnachten zu Hause?«, fragte die Zeitungshändlerin, nachdem sie sich erschöpfend über das Wetter ausgetauscht hatten.

Wenn es einen Satz gegeben hätte, der ihr ein schlechteres Gewissen bereiten konnte, war er Josephine noch nicht untergekommen. »Dieses Jahr nicht«, erwiderte sie, wobei sie im letzten und im vorletzten Jahr die gleiche Antwort gegeben hätte. »Ich besuche jemanden in Cornwall.«

»Oh, da sind Sie aber eine Weile unterwegs. Sie machen keine halben Sachen