: Beate Rygiert
: Das Geheimnis der Mona Lisa Historischer Roman. Das mitreißende Schicksal der Frau mit dem schönsten Lächeln der Welt
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751748124
: 1
: CHF 13.60
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 604
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Flor nz, 1494: Lisa Gherardini und Giuliano aus der mächtigen Dynastie der Medici sind heimlich ein Liebespaar. Als die Medici aus der Stadt vertrieben werden, zwingt Lisas Vater die junge Frau zur Heirat mit dem viel älteren Seidenhändler Francesco del Giocondo. Doch ihr Herz hängt an ihrem Geliebten.

V nedig, 1495: Leonardo da Vinci ist der berühmteste Künstler seiner Zeit. Als Giuliano de' Medici ihn bittet, Lisa zu porträtieren, um seiner Geliebten auf diese Weise Nachrichten zukommen zu lassen, geht Leonardo auf das riskante Spiel ein. Dadurch gerät Lisa nicht nur in eine gefährliche Verschwörung - auch ihr Herz wird auf eine schwere Probe gestellt.

Das mitreißende Schicksal der Frau mit dem geheimnisvollen Lächeln

Bestsellerautor n Beate Rygiert entfaltet vor einem farbenprächtigen historischen Panorama die spannende Geschichte des berühmtesten Gemäldes der Welt




Die Schriftstellerin und Malerin Beate Rygiert wurde in Tübingen geboren und wuchs im Schwarzwald auf. Mit zwölf schrieb sie in ihr Tagebuch: »Eines Tages werde ich Schriftstellerin!« Dieses Vorhaben verwirklichte sie bereits während ihres Studiums in München und Florenz. Schon damals fragte sie sich, wer Mona Lisa war. Sie entdeckte eine starke Frau mit einem großen Geheimnis, das sie in ihrem Roman einfühlsam und eindrucksvoll in Szene setzt.

1
DIE FLUCHT


Florenz, 1494


Der graue Novemberhimmel lastete schwer über Florenz. Feiner Regen sprühte Lisa ins Gesicht, als sie durch die Gassen des Viertels Santa Croce hastete. Sie zog die Kapuze des groben Wollmantels so tief wie möglich in die Stirn, um nicht erkannt zu werden. Vom Gerberviertel am Ufer des Arnos wehte der beißende Gestank nach frischer Tierhaut und Alaun herüber, aus dem Gewirr der Gassen erklang Geschrei und das rasselnde Geräusch von aufeinandertreffenden Degen.

»Nieder mit den Medici!«

»Palle! Palle!«, antworteten andere mit deren Schlachtruf.

»Am Arsch kannst du sie haben, deine Palle«, brüllte jemand zurück. Dann klirrten ganz in ihrer Nähe blanke Klingen.

Lisa Gherardini begann zu laufen und wäre um ein Haar auf den feuchten Steinplatten ausgeglitten. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Aufruhr lag in der Luft, seit Piero de’ Medici am Tag zuvor von seinen Verhandlungen aus dem Feldlager des französischen Königs bei Sarzanello zurückgekehrt war. Lisas Vater Antonmaria Gherardini, der als Mitglied im »Rat der Hundert« am Morgen Pieros Bericht im Palazzo della Signoria mit angehört hatte, war außer sich vor Wut nach Hause gekommen. Am Mittagstisch hatte er von Verrat an den eigenen Leuten gesprochen und sich darüber empört, wie fahrlässig der Sohn und Nachfolger von Lorenzo, den alle nur »den Prächtigen« nannten, die Sicherheit der Republik aufs Spiel setzte.

»Was für ein Stümper«, hatte er sich aufgeregt. »Dümmer hätte er sich gar nicht anstellen können. Den richtigen Zeitpunkt zum Verhandeln hat er verstreichen lassen. Und dann muss er es im letzten Moment mit der Angst zu tun bekommen haben. Herrgott, stellt euch vor, er hat den Franzosen Pisa, Livorno und Sarzana in den Rachen geworfen! Und 200.000 Goldflorin noch obendrein. Dabei wird CharlesVIII. Florenz keineswegs verschonen, oh nein. Was waren wir für Narren, diesem Bengel unsere Geschicke anzuvertrauen!«

»Er ist eben noch jung«, hatte Lucrezia, Lisas Mutter, sanft eingewandt.

»Sein Vater war noch jünger, als er die Macht übernahm«, hatte Antonmaria zornig zurückgegeben. »Aber Lorenzo hat seine Söhne verzogen. Feste! Turniere! Ballspiele! Pah!«

Lisa hätte gerne widersprochen. Was ihr Vater über Piero sagte, mochte stimmen. Sein jüngster Bruder Giuliano war jedoch aus vollkommen anderem Holz. Giuliano de’ Medici war nicht nur der schönste junge Mann in ganz Florenz, sondern auch klug und besonnen. Und er hatte ein gutes Herz. »Diese Sippe hat lange genug über uns bestimmt«, hatte ihr Vater schließlich gesagt. »Es wird Zeit, dass wir uns wieder auf unser republikanisches Erbe besinnen.«

Und dann hatte Betta, ihre Amme, ihr nach dem Essen diesen Zettel von Giuliano zugesteckt.Wir müssen fliehen, stand darauf.Komm so schnell du kannst zur Gartenpforte. Ich liebe dich. Nun war sie auf dem Weg dorthin.

Das Portal des Hauses, an dem sie soeben vorbeieilte, wurde aufgerissen. Vier Männer stürmten heraus. Rasch wich Lisa in eine Toreinfahrt zurück und ließ die Burschen vorüberziehen. Alle waren mit Knüppeln bewaffnet, zwei von ihnen hielten brennende Fackeln in den Händen, dabei war es noch längst nicht dunkel. Als Lisa ihnen nachspähte, sah sie, dass sich ihnen an der nächsten Straßenecke weitere bedrohliche Gestalten anschlossen. Die Horde schlug dieselbe Richtung wie Lisa ein, zur Via Larga, zum Medici-Palast.

Lisa raffte den Mantel und rannte weiter. Das Papier mit Giulianos Botschaft fühlte sie in ihrem Mieder, wo auch