: Jutta von Kampen
: Ihr armen Fürstenkinder! Fürstenkinder 87 - Adelsroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783987578502
: Fürstenkinder
: 1
: CHF 2.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In der völlig neuen Romanreihe 'Fürstenkinder' kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe - ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit. Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann. Fürst Konrad von Hohensteinbrück stand am Fenster seiner Bibliothek und starrte hinaus in den Schloßgarten. Es war Sommer, und die Aussicht, die sich ihm bot, war bezaubernd. In weiten Terrassen zog sich der riesige Park bis hinunter zum Ufer des Flusses, wo ein Pavillon, einem griechischen Tempel nachempfunden, stand, in welchem man auch heute wieder den Tee einnehmen würde. Mit seinen sechsundfünfzig Jahren war der Fürst eine blendende Erscheinung. Hochgewachsen, schlank, mit vollem weißem Haar, einem weißen Schnurrbart und dunklen Augen unter eisgrauen dichten Brauen über einer eleganten Hakennase war er der Inbegriff eines Aristokraten. Sein alter Name und sein ebenso alter Reichtum verliehen ihm das Selbstbewußtsein und entsprechendes Auftreten, wohin immer er kam. Es war keineswegs verwunderlich, daß die damals schönste Prinzessin des englischen Hochadels, Janine, die Tochter des Herzogs von Beadford, unter allen Bewerbern ihn erhörte. Sie war die typische englische Rose: groß, schlank, blauäugig, silberblond, mit einem makellosen Porzellanteint, hoch-mütig und kühl. Damals glaubte der Fürst, durch diese Heirat zum glücklichsten Mann der Welt geworden zu sein. Inzwischen wußte er es besser. Als das erste Kind eine Tochter war, Annina, war seine Gemahlin so enttäuscht, daß er sie nur mit Mühe trösten konnte. Als das zweite Kind wiederum ein Mädchen war, Isabell, beschuldigte sie ihn, nicht imstande zu sein, einen Sohn und Erben zu zeugen, und weigerte sich, das kleine Mädchen auch nur zu sehen, geschweige denn zu stillen. Als auch das dritte Kind ein Mädchen war, verweigerte sich die Fürstin ihm fast zwei Jahre lang, und erst die Rücksprache mit ihrem Vater, dem nicht minder adelsstolzen englischen Herzog, machte sie bereit, noch ein viertes Kind zu akzeptieren. Dieses Kind wurde ein Sohn. Erbprinz Friedrich, der Erbe von Titel und Vermögen. Die Einstellung der Fürstin zu ihren Töchtern hatte sich in all den Jahren nicht geändert. Dabei hätte sie allen Grund gehabt, stolz auf die drei Prinzessinnen zu sein, denn jede von ihnen war etwas ganz Besonderes. Annina, die älteste, war eine dunkle Schönheit von hervorragender Intelligenz, sie sah von allen Kindern dem Vater am ähnlichsten. Nach einem erstklassigen Abitur setzte sie mühsam durch, Medizin zu studieren. Medizin!

Fürst Konrad von Hohensteinbrück stand am Fenster seiner Bibliothek und starrte hinaus in den Schloßgarten. Es war Sommer, und die Aussicht, die sich ihm bot, war bezaubernd. In weiten Terrassen zog sich der riesige Park bis hinunter zum Ufer des Flusses, wo ein Pavillon, einem griechischen Tempel nachempfunden, stand, in welchem man auch heute wieder den Tee einnehmen würde.

Mit seinen sechsundfünfzig Jahren war der Fürst eine blendende Erscheinung. Hochgewachsen, schlank, mit vollem weißem Haar, einem weißen Schnurrbart und dunklen Augen unter eisgrauen dichten Brauen über einer eleganten Hakennase war er der Inbegriff eines Aristokraten. Sein alter Name und sein ebenso alter Reichtum verliehen ihm das Selbstbewußtsein und entsprechendes Auftreten, wohin immer er kam.

Es war keineswegs verwunderlich, daß die damals schönste Prinzessin des englischen Hochadels, Janine, die Tochter des Herzogs von Beadford, unter allen Bewerbern ihn erhörte. Sie war die typische englische Rose: groß, schlank, blauäugig, silberblond, mit einem makellosen Porzellanteint, hoch-mütig und kühl.

Damals glaubte der Fürst, durch diese Heirat zum glücklichsten Mann der Welt geworden zu sein. Inzwischen wußte er es besser.

Als das erste Kind eine Tochter war, Annina, war seine Gemahlin so enttäuscht, daß er sie nur mit Mühe trösten konnte. Als das zweite Kind wiederum ein Mädchen war, Isabell, beschuldigte sie ihn, nicht imstande zu sein, einen Sohn und Erben zu zeugen, und weigerte sich, das kleine Mädchen auch nur zu sehen, geschweige denn zu stillen. Als auch das dritte Kind ein Mädchen war, verweigerte sich die Fürstin ihm fast zwei Jahre lang, und erst die Rücksprache mit ihrem Vater, dem nicht minder adelsstolzen englischen Herzog, machte sie bereit, noch ein viertes Kind zu akzeptieren.

Dieses Kind wurde ein Sohn. Erbprinz Friedrich, der Erbe von Titel und Vermögen.

Die Einstellung der Fürstin zu ihren Töchtern hatte sich in all den Jahren nicht geändert. Dabei hätte sie allen Grund gehabt, stolz auf die drei Prinzessinnen zu sein, denn jede von ihnen war etwas ganz Besonderes.

Annina, die älteste, war eine dunkle Schönheit von hervorragender Intelligenz, sie sah von allen Kindern dem Vater am ähnlichsten. Nach einem erstklassigen Abitur setzte sie mühsam durch, Medizin zu studieren.

Medizin! Ein Dienstleistungsberuf! Das war kein Studium für eine deutsche Prinzessin, die Tochter einer englischen Herzogin. Ihre Mutter war entsetzt. Mit was für Leuten würde Annina dort zusammentreffen! Jura – wenn es unbedingt sein mußte, oder Kunstgeschichte, um die Zeit bis zu einer standesgemäßen Hochzeit zu überbrücken. Doch der Fürst unterstützte Annina – und letzten Endes war es ihrer Mutter gleichgültig, was sie trieb, bis sie einen passenden Mann heiratete – wahrscheinlich lange vor Beendigung dieses unpassenden Studiums. Doch inzwischen hatte Annina bereits den Doktor in der Tasche, und noch immer war nicht die Rede von einer Hochzeit!

Und dies, obgleich sich genügend Freier für die schöne Prinzessin gefunden hätten. Englische Lords, spanische Granden, französische und italienische Prinzen – und natürlich auch die ansehnlichsten Vertreter des deutschen Adels.

Fürstin Janine empfand es als persönliche Niederlage, daß noch keine ihrer Töchter verheiratet war. Denn auch Isabell, von der silberblonden Schönheit ihrer Mutter, ohne freilich deren kaltes Herz geerbt zu haben, und deshalb von bezaubernder Lieblichkeit, und Jessica, rotblond und ebenso apart wie temperamentvoll, schienen sich für niemanden begeistern zu können, den die Fürstin ihnen vorschlug und auf großartigen Festen vorstellte, um sie endlich aus dem Haus zu haben und sich ganz ihrem verwöhnten Liebling, dem Prinzen Friedrich und seiner Vermählung widmen zu können.

Für ihn erträumte sie sich eine Verbindung mit einem königlichen Haus, einem regierenden am liebsten. England, Spanien oder eines der skandinavischen Königshäuser.

Friedrich teilte die Ansicht seiner Mutter, daß das Beste für ihn gerade gut genug war. Im Gegensatz zu seinen schönen und liebenswerten Schwestern war er – wohl nicht zuletzt dank der Erziehung seiner Mutter – völlig aus der Art geschlagen. Er war arrogant, frech und zeichnete sich durch Taktlosigkeiten gegenüber jenen aus, denen er sich dank seiner Herkunft überlegen fühlte. Und dank seines Reichtums.

Er war ebenso groß wie sein Vater, aber schwammig und ungelenk. Seine Feigheit – er weigerte sich zu reiten oder an einer Jagd teilzunehmen – erklärte seine verliebte Mutter mit allzu großer Sensibilität. Im Gegensatz zu seinen klugen Schwestern war er ein miserabler Schüler, der von mehreren Gymnasien flog und trotz Spenden seiner bekümmerten Eltern und bester Beziehungen das Abitur nicht schaffte.

Fürst Konrad machte sich nichts vor: Sein Erbe war schlichtweg dumm.

Die Fürstin dagegen beharrte darauf, daß es an allen liegen würde, den unfähigen Lehrern, dem veralteten Schulsystem, den neidischen Klassenkameraden – nur nicht an ihrem Friedrich!

Vielleicht hätte sich der faule und dicke Junge