: Boris Augurzky, Sebastian Krolop, Johannes Hollenbach, Daniel Monsees, Adam Pilny, Christoph M. Schm
: Krankenhaus Rating Report 2023 Die Revolution?!
: medhochzwei Verlag
: 9783862169771
: 1
: CHF 277.60
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: Allgemeines
: German
: 250
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der neue Krankenhaus Rating Report zur aktuellen wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser mit Ausführungen zur Corona-Pandemie, zur Personalsituation und neuen Vergütungsmodellen Nach wie vor bestimmt die Corona-Pandemie die Krankenhausversorgung. Diese ist inzwischen jedoch vor allem durch personelle Engpässe in den Krankenhäusern geprägt, weshalb viele Leistungen derzeit nicht erbracht werden können. Wie auch vor einem Jahr stellt sich daher die Frage, ob das frühere Leistungsniveau des Jahres 2019 jemals wieder erreicht werden kann - oder ob es überhaupt noch erreicht werden sollte. Denn viele stationären Leistungen könnten künftig auch ambulant erbracht werden. Leeren sich die Krankenhäuser und werden zu 'Geisterhäusern'? Der AOP-Katalog nach §115b SGB V befindet sich in der Überarbeitung bzw. Ausweitung. Die Frage, inwieweit künftig Leistungen vermehrt ambulant erbracht werden, wird sich an einem dafür geeigneten Vergütungssystem entscheiden. Wenn wir es richtig angehen, steckt für alle Akteure im Gesundheitswesen ein großes Potenzial in der Ambulantisierung: für Patienten, Beschäftigte und Leistungserbringer. Und Potenziale müssen wir realisieren, wenn wir die Gesundheitsversorgung in hoher Qualität und ohne Rationierung aufrechterhalten wollen - bei alterungsbedingt wachsenden Bedarfen, aber schrumpfenden Personalressourcen. Der Krankenhaus Rating Report 2022 widmet sich erneut der Darstellung der aktuellen wirtschaftlichen Lage der Krankenhäuser mit Ausführungen unter anderem zur Corona-Pandemie, der Personalsituation und neuen Vergütungsmodellen. Er geht in Exkursen auf das ambulante Potenzial ein - differenziert nach verschiedenen Krankenhaustypen -, stellt ein Vergütungssystem vor, das die Ambulantisierung begünstigen kann, und diskutiert alternative Vergütungsmodelle für die Pflege im Krankenhaus. Darüber hinaus berichtet der Report über das laufende Projekt zur Messung des digitalen Reifegrads der Krankenhäuser und widmet sich erstmals dem wichtigen Thema der Klimaneutralität: wie sie erreicht werden kann und was sie kostet. Als Grundlage für den 18. Krankenhaus Rating Report dienen rund 550 Jahresabschlüsse von fast 1.000 Krankenhäusern. Diese wurden von den Studienautoren des RWI und der hcb GmbH mit freundlicher Unterstützung der Bank im Bistum Essen analysiert und ihre Beiträge anhand zahlreicher farbiger Schaubilder, Karten und Tabellen veranschaulicht, darunter umfangreiche Benchmarks. Für Krankenhäuser und deren Geschäftspartner sowie für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft bietet der Report wertvolle, empirisch abgesicherte Erkenntnisse über die Entwicklung des Krankenhausmarkts.

Prof. Dr. Boris Augurzky ist Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit am RWI und Geschäftsführer der Institute for Health Care Business (hcb) GmbH sowie Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch. Dr. Sebastian Krolop, Global Chief Operating& Strategy Officer der HIMSS, Chicago, USA. Johannes Hollenbach, Wissenschaftler im Kompetenzbereich Gesundheit am RWI Daniel Monsees ist Wissenschaftler im Kompetenzbereich Gesundheit am RWI Dr. Adam Pilny ist Projektleiter in der Institute for Health Care Business (hcb) GmbH. Prof. Dr. Christoph M. Schmidt ist Präsident des RWI. Dr. Christiane Wuckel ist Wissenschaftlerin im Kompetenzbereich Gesundheit am RWI.

Executive Summary


Status quo. Der deutsche Gesundheitsmarkt erreichte im Jahr 2021 ein Volumen von rund 474 Mrd. €, das sind 13,3 % des Bruttoinlandprodukts. Im Jahr 2019 lag der Wert noch bei 11,9 %. Etwa einen Prozentpunkt dieses starken Anstiegs lässt sich auf die Corona-Pandemie zurückführen. In den drei Jahren der Corona-Pandemie stand der Krankenhaussektor in vielfältiger Hinsicht im Mittelpunkt des Geschehens: Betroffen waren die Auslastung und Fallstruktur der Häuser, ihre Ertragslage sowie Aspekte der Personalstruktur und deren Entwicklung.

Nach einem wirtschaftlich guten Jahr 2020 hat sich die Lage der Krankenhäuser im Jahr 2021 wieder verschlechtert. Maßgeblich dafür war der Rückgang der Ausgleichszahlungen im Rahmen der COVID-19-Pandemie bei einem nach wie vor geringen Leistungsniveau der Krankenhäuser. Die durchschnittliche Insolvenzwahrscheinlichkeit der Krankenhäuser, die im Jahr 2019 bei 1,5 % gelegen hatte, hatte sich im Jahr 2020 auf 1,0 % verbessert, stieg im Jahr 2021 aber wieder auf 1,3 %. Dabei befanden sich 11 % der Krankenhäuser im roten Bereich mit erhöhter Insolvenzgefahr, 16 % im gelben und 73 % im grünen Bereich.

Fast ein Drittel (32 %) der Krankenhäuser schrieben im Jahr 2021 auf Konzernebene einen Jahresverlust, nach lediglich etwas mehr als einem Fünftel (22 %) im Jahr davor. Das durchschnittliche Jahresergebnis betrug 2021 lediglich 0,8 % der Erlöse, im Jahr davor waren es 1,8 %. Datengrundlage für diese Analysen ist eine Stichprobe von 521 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2020 und 525 Abschlüssen aus 2021, die insgesamt 976 Krankenhäuser umfassen. Über das Jahr 2022 lagen bisher noch keine Jahresabschlüsse in ausreichender Zahl vor.

Aufgrund der COVID-19-Pandemie sank im Jahr 2020 die stationäre Fallzahl außerordentlich stark um 13,5 %. Im zweiten Pandemiejahr 2021 sank sie nochmals leicht um 0,3 %, im dritten Jahr 2022 nahm sie geringfügig um etwa 0,8 % zu. Dagegen stieg der Casemixindex 2020 um 4,7 % und 2021 um 1,3 %, weil während der Pandemie vor allem leichtere Fälle nicht stationär erbracht wurden. Im Ergebnis sank das Casemixvolumen weniger stark als die Fallzahl, lag aber im Jahr 2022 vermutlich weiterhin deutlich um etwa 7 % unter dem Niveau von 2019.

Die Investitionsfördermittel der Länder beliefen sich im Jahr 2021 auf 3,3 Mrd.  €, 0,6 % mehr als im Vorjahr. Bezogen auf die Krankenhauserlöse entspricht dies einem Anteil von 3,2 %, im Jahr 1991 waren es noch rund 10 % gewesen. Zum Erhalt und zur Weiterentwicklung der Unternehmenssubstanz sollten jährlich 7-8 % der Erlöse in Investitionen fließen. Wir schätzen den jährlichen förderfähigen Investitionsbedarf der Plankrankenhäuser zum Substanzerhalt auf mindestens 5,7 Mrd. €, zuzüglich Universitätskliniken insgesamt auf 6,6 Mrd. €.

Krankenhäuser schließen diese investive Lücke nur zum Teil aus eigener Kraft; dies führt zu einem Substanzverzehr, der auch in den Bilanzen sichtbar wird. Besonders stark war der Substanzverzehr bei den ostdeutschen Krankenhäusern, die sich – von einer sehr guten Unternehmenssubstanz kommend – dem niedrigen Niveau der westdeutschen Krankenhäuser immer weiter annähern. Bezogen auf die Erlöse sank das Sachanlagevermögen in Westdeutschland zwischen 2007 und 2021 um fast 15 %, in Ostdeutschland um 40 %.

Auf Grundlage der vorliegenden Jahresabschlüsse von 2007 bis 2021 konnten zeitstabile Muster herausgearbeitet werden – die in begrenztem Ausmaß für zugrundeliegende Ursachen indikativ sein können. Signifikant besser fällt das Rating in Ost-Deutschland aus, am schlechtesten in Bayern und Baden-Württemberg. Ferner schneiden Kliniken in freigemeinnütziger und privater Trägerschaft deutlich besser beim Rating und der Ertragslage ab als öffentlich-rechtliche Kliniken.

Eine Ausnahme bilden öffentlich-rechtliche Kliniken in ärmeren Kreisen, die signifikant besser abschneiden als solche in reicheren Kreisen. Die fehlende Möglichkeit von Subventionen ärmerer kommunaler Träger könnte eine Erklärung dafür sein. Verschlechtert hat sich die Ertragslage privater Krankenhäuser 2021 im Vergleich zum Jahr 2019, während sie bei öffentlich-rechtlichen nur leicht zurückging und sich bei freigemeinnützigen Häusern sogar verbesserte.

Größere Häuser schneiden beim Rating und der Ertragslage besser ab. Dieser Größenvorteil kehrt sich jedoch ab einer bestimmten Größe um. Das bedeutet, kleine sowie besonders große Krankenhäuser erzielen eine geringere Umsatzrendite als Häuser mit einer Bettenzahl zwischen 500 und 900, ausgenommen Fachkliniken. Häuser in Klinikketten, solche mit einem mittleren und hohen Spezialisierungsgrad sowie Einrichtungen mit einem hohen Casemixindex weisen ein signifikant besseres Rating und Ertragslage auf.

Personal. In den Krankenhäusern ist die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten zwischen 2015 und 2022 um 12,0 % gestiegen. Gleichzeitig hat allerdings der Anteil der Teilzeitbeschäftigten leicht zugenommen. Im ärztlichen Dienst in Krankenhäusern hat er sich zwischen 2004 und 2020 von 12 % auf 30 % mehr als verdoppelt. Eine starke Zunahme war zudem bei ausländischen Beschäftigten in Krankenhäusern zu beobachten, insbesondere bei den Pflegekräften. Trotz der Zunahme der Zahl an Beschäftigten in den medizinischen Gesundheitsberufen sind nach wie vor zahlreiche Stellen nicht besetzt.

Im Jahr 2022 lag die Zahl der von Krankenhäusern gemeldeten offenen Stellen um 88 % höher als 2015. Erfreulicherweise ist seit 2019 im Gesundheitswesen eine Zunahme bei der Anzahl der Auszubildenden zu beobachten. Während sie von 2015 bis 2018 in Krankenhäusern und Hochschulkliniken bei etwa 75 500 lag, wa