: Ivy Leagh
: Where Winter Falls (Festival-Serie 2) Spicy Haters to Lovers-Romance an Lost Places im Berliner Untergrund
: Impress
: 9783646609141
: Festival-Serie
: 1
: CHF 7.80
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 464
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es ist vorbei. Wir sollten loslassen. Aber ich weiß nicht, ob ich das kann  Ich liebe meinen Job als Erzieherin, Elektro-Musik und Adrenalinkicks. Genau deshalb bin ich in diese Situation mit Otis geraten. Seit er und seine Polizeikollegen meinen letzten illegalen Rave gecrasht haben, stehe ich in seiner Schuld. Er hat mich beschützt, obwohl wir uns beide nicht ausstehen können. Und ich verstehe nicht, wieso. Das ist ein Problem. Ein großes Problem. Weil ich wirklich keine Lust auf ein gebrochenes Herz habe. Eigentlich müsste es verboten sein, sich immer in die falschen Männer zu verlieben. Aber was soll ich sagen? Ich versuche wirklich alles, um Otis aus dem Kopf zu verbannen. Aber immer wenn er mich mit diesem provokanten Blick ansieht, gräbt er Gefühle in mir aus, gegen die ich machtlos bin. Soll ich ihm vertrauen? Kann ich das überhaupt? Und was passiert, wenn ich es tue? »Where Winter falls« ist eine tiefgründige Slow Burn Romance mit einem hitzigen Haters to Lovers-Paar und viel Spice. Das aufwühlende Katz-und-Maus-Spiel zwischen Erzieherin Ella und Polizist Otis ist der zweite Band der Festival-Serie, kann aber unabhängig davon gelesen werden.

Ivy Leagh wurde 1992 geboren und lebt gemeinsam mit zu vielen ungelesenen Büchern bei Würzburg. Die Autorin von mehreren SPIEGEL-Bestsellerromanen arbeitete eine Weile als freie Journalistin in Berlin und London und widmet sich mittlerweile ausschließlich dem Schreiben. Ihrer Liebe zu Großbritannien gibt sie während ihrer Aufenthalte im englischen Birmingham nach. Auf Instagram und TikTok nimmt sie ihre Leser:innen mit in ihren kreativen Alltag.

WIE EIN BOOM, BOOM, BOOM, BOOM, BOOMERANG
KOMMST DU IMMER WIE-
BITTE NICHT.

Ella

Es ist verdammt kalt in Berlin. Deshalb stehe ich in meine dicke Winterjacke eingepackt vor Juans tragbaremDJ-Pult und muss trotzdem aufpassen, dass ich die Jog-Wheels meines Controllers nicht viel zu grob bediene. Ich habe keine Lust, etwas kaputt zu machen, in das ich mein halbes Erspartes gesteckt habe. Die Drehteller reagieren feinfühlig auf jede Berührung und produzieren so im Normalfall ein krasses Scratch-Geräusch. Im Moment fehlt mir aber in meinen vor Kälte taub gewordenen Fingern jegliches Gefühl, weshalb der Sound eben eher nach einer Katzengeburt klang. Zum Glück hat mich deshalb nur meinDJ-Partner Juan irritiert von der Seite beäugt, der im Gegensatz zu mir an Handschuhe gedacht hat. Die Gäste tanzen weiterhin das wintergraue Gras um mich herum platt – die meisten von ihnen trotz der Temperaturen oberkörperfrei.

In den letzten Wochen gingen ein paar Videos, die Juan auf unserem TikTok-Kanal geteilt hat, durch die Decke, denn er bastelt neuerdings bekannte Memes vor den Beat-Drop einiger Tracks. Ein Clip mit einer Katze hat mittlerweile über eine Million Klicks. Heute können wir die Leute zum ersten Mal endlich auch live von unserer Musik begeistern.

Als ich vor einem Jahr Juans Instagram-Account gefunden und mir die Story-Highlights angesehen habe, in denen er mit Glitzer auf den Wangen und Smokey Eyes amDJ-Pult steht, musste ich ihn anschreiben, und sei es auch nur, um ihm ein paar Komplimente zu seinem Style zu machen.

Juan ist schon viel länger im Business erfolgreich und dass er mir überhaupt auf meine Nachricht geantwortet hat, war ziemlich überraschend. Deshalb hätte ich nie gedacht, dass er mir ein paar Wochen später vorschlägt, unter einem Pseudonym mit ihm gemeinsam beim diesjährigenSecret Rave Festival aufzutreten.

Zwölf Monate später heizen wir aber tatsächlich zu zweit der Menge ein. Und der erste von drei Raves derDirty Feminists ist richtig gut besucht.

Den November über finden überall in Berlin unzählige, illegale Raves statt, die auf Social Media als Baby-Raves bezeichnet werden. Die, an denen ich die vergangenen Festivaljahre als Gast teilgenommen habe, waren nie so voll wie unserer. Selbst wenn ich so zurückhaltend wie meine besten Freundinnen Leni und Charlie wäre, würde mich diese Tatsache verdammt stolz machen. Zugegeben, Juan kennt auch einen der Veranstalter und hat deshalb eine richtig gute Location für uns rausgehandelt.

Buntes Licht blitzt hier auf dem Teufelsberg wie Laserstrahlen über die verfallene Abhörstation der Amerikaner aus dem Kalten Krieg bis runter nach Berlin. Die Radarkuppeln hinter uns erinnern mich an gigantische Golfbälle oder bei den Temperaturen wohl eher Schneebälle, und wenn das Licht wie jetzt gerade durch ihre beschädigte Kunststoffhülle schießt, haucht es dem stillgelegten Spionagezentrum wieder Leben ein.

Gleichbleibend aggressiv hämmert unser Sound in meinen Ohren, bevor ich den Beat anschwellen lasse. Wie kleine Nadelstiche spritzt er mehr und mehr Adrenalin in meinen Körper, bis ich das Gefühl habe, dass er fast zu heftig gegen meinen Schädel drückt.

Ein letztes Mal reiße ich einen Arm hoch und schreie. Meine Kehle ist staubtrocken, schmerzt. Egal – abermals brülle ich in die tanzende Menge, die sofort auf mich reagiert. Die Menschen drängen sich dichter aneinander, Sohle an Sohle, und warten so, mit gesenkten Köpfen und zum Zerreißen angespannten, schweißnassen Oberkörpern, auf den einen Moment, den ganz allein ich bestimme. Ein abgefahrenes Gefühl.

Juan heizt den Tanzenden neben mir unterstützend weiter ein, so wie wir es geprobt haben, bis ich schwöre, ihre Anspannung auf der Zunge schmecken zu können. Jetzt gibt es nichts Wichtigeres mehr als die Musik und meine kalten Fi