: Giacomo Casanova
: Ikosameron. Gesamtausgabe Die Reise in das Innere unseres Erdballs
: apebook Verlag
: 9783961305520
: 1
: CHF 4.40
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: Fantastische Literatur
: German
Das Buch 'Ikosameron - Die Reise zum Inneren unseres Erdballs' ist eine Reise ins Innere, eine außergewöhnliche Initiationsgeschichte, ein meisterhaftes Originalwerk, das von dem berühmten Venezianer Giacomo Casanova geschaffen wurde, dessen Name in der Geschichte der Großen dieser Welt einen Platz im Pantheon einnimmt. Neben seinen 'Memoiren' sollte dieses Werk die Unsterblichkeit dieses Giganten seiner Zeit sichern, auch wenn nur eine kleine Zahl den wahren Wert dieses Werkes erkennen mag. Dieser spannende Bericht über die 81 Jahre, die Edward und Elisabeth im Inneren der Erde bei den Megamikren verbringen, liest sich wie eine eigenwillige und phantastische Mischung aus 'Gullivers Reisen' und der 'Genesis'. Casanova führt uns in das Herz einer echten 'Begegnung der dritten Art': Unter dem Deckmantel einer angeblich übersetzten Erzählung, in der man auf jeder Seite Casanova als Schriftsteller erkennt, führt uns dieser große Mann des 18. Jahrhunderts in eine seltsame Kosmologie ein, in der wir sehen, wie 'Innerirdische', die sogenannten 'Megamikren', zwei Erdenbewohner bei sich aufnehmen. Es ist unmöglich, den genauen Ort dieses Abenteuers zu bestimmen, aber die Details, die Casanova angibt, sind unglaublich visionär. Es gibt Elektrizität (Leuchttafeln an den Wänden), Autos (vierrädrige Fahrzeuge, die sich ohne Pferde fortbewegen) usw., und die Art der megamikrischen Zivilisation ist sehr plausibel, beinahe zu plausibel, um erfunden zu sein. Es ist kaum zu fassen, dass all das vor weit über 200 Jahren geschrieben wurde. Das Buch ist eine Einladung zur Meditation über das Thema der Vielzahl möglicher bewohnter Welten und ein Klassiker, der in keiner guten Bibliothek fehlen sollte. Dies ist die Gesamtausgabe und umfasst zwei Bände plus Vorwort und Einleitung.

EINLEITUNG


Unweit des St. Georg-Kanals, in der Richtung von Monmouth saßen eine Stunde nach Sonnenuntergang beim Kamin im schönen Hause des Grafen von Bridgend zwei gute Alte, Jakob Alfred und seine Frau Wilhelmine, als sie einen schönen jungen Mann ins Zimmer eintreten sahen, der eine sehr hübsche junge Frau am Arme führte: dies geschah am 15. Februar (alten Stils) des Jahres 1615. Sobald die beiden Unbekannten einen Blick auf die Greise geworfen hatten, blieben sie stehen, aber eine Minute später riefen sie gleichzeitig aus: »Sie sind es, daran ist kein Zweifel!« Mit diesen Worten warfen sie sich den alten Leuten zu Füßen, überschütteten sie mit den zärtlichsten Liebkosungen, küßten sie und benetzten sie mit Freudentränen. Jakob und Wilhelmine waren ganz erstaunt über diesen Gefühlsausbruch ihnen ganz unbekannter Personen und entzogen sich ihm, indem sie sich erhoben. Nachdem sie mit der größten Aufmerksamkeit das schöne Paar betrachtet hatten, redete sie der ehrwürdige Greis mit folgenden Worten an: »Aber wer sind Sie denn? Wie kommen Sie dazu, uns mit so ungewohnter Zärtlichkeit zu überschütten und eigenmächtig und unbekannt unser Haus zu betreten? Woher kommen Sie? Was wollen Sie? Sagen Sie uns das rasch und befriedigen Sie unsere begreifliche Neugierde, oder entfernen Sie sich, denn wir haben bereits genug Sorgen und werden unwillkürlich mißtrauisch in diesen Zeiten, wo man die letzte Verschwörung den Katholiken in die Schuhe schiebt und unter diesem Vorwand die armen Jesuiten ausweist.«

»Ich bin«, antwortete der junge Mann (und sein Gesicht drückte ehrliche Aufrichtigkeit aus) »Euer Sohn Eduard.«

»Und ich«, fügte die schöne Unbekannte hinzu, »bin Eure Tochter Elisabeth.«

Und wiederum eilten sie auf die alten Leute zu, um ihre zärtlichen Liebkosungen zu erneuern; doch der weise Jakob schob sie zurück und sprach zu ihnen voller Entrüstung und mit gebieterischer Stimme: »Wie traust du dich, Unverschämter, uns Unwahrscheinliches glauben machen zu wollen? Und du, Dirne, die mit ihm unter einer Decke steckt, um diesen dummen Schwindel zu bekräftigen, sag, wie willst du diese Behauptung aufrechterhalten?«

Elisabeth: »Ihnen, lieber Vater, will ich nur die Wahrheit sagen; und Sie, teure Mutter, will ich bitten, uns etwas aufmerksamer betrachten zu wollen.«

Wilhelmine: »Lieber Mann, ich bin wirklich außer mir. Diese zwei Menschen sind ja zwei Ebenbilder, lebende Porträts unserer beiden Kinder, die wir vor einundachtzig Jahren beweint haben, als sie mit dem Schiff Bolsey untergingen, das in Norwegen durch den Malstrom verschlungen wurde, durch diesen schrecklichen grausamen Meeresstrudel, der alle Schiffe, die sich ihm nähern, in seine Tiefen herabzieht.«

Eduard: »Ganz richtig.«

Jakob: »Was? Ganz richtig? Du bist entweder ein Narr ober du hältst uns für blödsinnig. Du Haft dich natürlich als geschickter Betrüger, der du bist, sehr genau über alles unterrichten lassen; denn allerdings hatten wir einen Sohn und eine Tochter, die dieselben Namen führten, die ihr euch gebt: aber selbst wenn wir nicht sicher wären, daß sie damals verunglückt sind, – wie erkühnt ihr euch, ihr frechen Menschen, euch für jene auszugeben, da ihr doch augenscheinlich nicht das Alter habt, das unsere Kinder heute hätten, wenn sie noch lebten? Du würdest fünfundneunzig und deine Schwester dreiundneunzig Jahre alt sein; nicht wahr, meine gute Frau? Und wie alt seid ihr denn? Man sieht ja, daß keines von euch älter als fünfundzwanzig ist.«

Elisabeth: »Aber abgesehen von unserem Alter, erkennt Ihr, lieber Vater, unser ganzes Wesen nicht wieder?«

Jakob: »Ich gebe wohl zu, daß eine überraschende Ähnlichkeit mich ganz stutzig macht und ich vor Staunen gar nicht zu mir komme; aber selbst wenn du mir das Zeichen, den Biß des Hundes, der meine arme Elisabeth am linken Ellbogen verletzt hat, vorweisen würdest, so hätte ich auch dann noch nicht die Kraft, an das zu glauben, was mein Verstand als wahnwitzig und falsch annehmen muß.«

Wilhelmine: »Und mein armer Eduard hatte oben am rechten Schenkel ein großes Muttermal i