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Elf Minuten später blieb Blix vor einem Haus stehen. Leirfallsgate 11. Ein Elektroroller lehnte an der Hauswand.
Es regnete leicht.
Zögernd richtete Blix seinen Zeigefinger auf die Klingelschilder an der Tür, trat aber gleich wieder einen Schritt zurück.
Dumusst das nicht tun, sagte er zu sich selbst. Noch kannst du einfach weggehen. Doch dann presste er den Finger auf Krissander Dokkens hellgrünen Klingelknopf. Eine Sekunde später summte der Türöffner.
Am Ende des Flurs im zweiten Stock war eine Tür einen Spaltbreit geöffnet. Vorsichtig schob Blix sie auf. Krissander Dokken stand im Flur und streckte ihm mit einem etwas distanzierten Lächeln die Hand entgegen. Mit der anderen umklammerte er den Stock, auf den er sich stützte.
»Kommen Sie rein.«
Blix zog die Schuhe aus und hängte seine nasse Jacke an die Garderobe. Ohne ein weiteres Wort führte Dokken ihn in einen Raum, in dem zwei Stühle an einem runden Tisch standen. Eine gut gefüllte Wasserkaraffe und zwei Gläser standen bereit. Aus einer viereckigen Box ragten dünne weiße Papiertaschentücher.
Blix setzte sich auf den hinteren Stuhl und schlug die Beine übereinander. Der tiefe Atemzug verursachte einen stechenden Schmerz in der Brust. Vergeblich versuchte er, sich zu entspannen.
Krissander Dokken setzte sich auf seinen üblichen Stuhl, lehnte den Stock neben sich und platzierte einen Notizblock auf seinem Schoß. An der Wand hinter ihm hing der bekannte Druck eines van Goghs. Neben dem weiß gestrichenen Bücherregal stand ein Terrakottatopf mit einer leuchtend grünen Glückskastanie.
»Also«, sagte Dokken und rückte seine kleine, runde Brille zurecht. »Wie geht es Ihnen? Wie waren die letzten Tage?«
Dokken sprach langsam mit heller, spröder Stimme. Blix wusste nicht, was er antworten sollte. Er könnte sagen, dass er noch immer das Gefühl hatte, jeden Morgen von einer unsichtbaren Kraft aufs Laken gedrückt zu werden. Dass kein einziger Tag und nicht eine Minute verstrich, in der er nicht an Iselin und ihren Mörder dachte. Und an das, was danach geschehen war. Die Zeit im Gefängnis. Die Zeit nach seiner Entlassung.
Stattdessen sagte er: »Gut.« Er schluckte. »Ich denke, es geht mir … ganz gut.«
»Was heißt das?«
Dokken sah ihn eindringlich an.
»Tja«, sagte Blix zögernd. »Ich weiß auch nicht so recht.«
»Was bedeutetgut gehen für Sie?«