: Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Orville R. Emerson, E. F. Benson, Arthur Leo Zagat
: Das Grab und 6 andere Geschichten des Schreckens: Geisterkrimi Sammelband
: Uksak E-Books
: 9783738973907
: 1
: CHF 2.40
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: Horror
: German
: 300
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dieser Band enthält folgende Titel: Jäger in der finsteren Nacht (Frank Rehfeld) Blutige Tränen (Alfred Bekker) Das Zimmer im Turm (E.F.Benson) Das Grab Orville R. Emerson) Teufelskämpfer Doc Turner (Arthur Leo Zagat) Eine teuflische Fähigkeit (Alfred Bekker) Der Dämon (Alfred Bekker) Die New Vanguard Bar war eine exquisite Adresse in der 5th Avenue. Das Ambiente war ganz im Stil der Fünfziger gehalten. Signierte Portraits von Jazz-Größen wie Charlie Parker und Miles Davis zierten die Wände. Petra Brunstein ließ den Blick durch die Bar schweifen. Ein verhaltenes Lächeln spielte um ihre Lippen. Das seidene Kleid passte sich nahezu perfekt an den grazilen Körper der schönen Vampirin an. 'Kommen Sie!', sagte der grauhaarige Mann an ihrer Seite. Sein Blick wirkte eigenartig starr. Homer F. Jespers war einer der wichtigsten Galeristen und Kunstexperten von New York City. Seinem Einfluss in der Art-Scene verdankte Petra Brunstein unter anderem ihren Ruf als bedeutende Künstlerin. Bereitwillig ließ sie sich von Jespers zu einem der Separees führen. Der Mann, der dort vor seinem Drink saß, hatte langes, bis über die Schultern reichendes Haar, das zu einem Zopf zusammengefasst war. Er trug einen edlen, doppelreihigen Nadelstreifenanzug. 'Jean-Aristide! Mon amour!', stieß Petra hervor. 'Petra! Ich habe dir versprochen, dass ich zurückkehren werde!', erwiderte Comte Jean-Aristide Leroque. 'Ja', murmelte sie. 'Am Tag von Radvanyis Ende!' 'Möge der Staub dieser dreihundertjährigen Mumie in alle Winde verstreut werden...'

Jäger in der finsteren Nacht (von Frank Rehfeld)



Schummriges Zwielicht erfüllte den Zuschauerraum, gerade hell genug, daß die Kellnerinnen ihren Weg fanden und die Gäste ihre Tischpartner noch erkennen konnten. Die Bühne hingegen wurde von Scheinwerfern in gleißende Helligkeit getaucht, damit den Zuschauern kein Handgriff des weißgekleideten Mannes entging, der dort Zeitungen in bunte Blumensträuße verwandelte, Tauben aus Tüchern aufflattern ließ und sogar die berüchtigten Kaninchen aus seinem Zylinder hervorholte. Beifall belohnte jedes erfolgreiche Zauberkunststück.

Rachel Jefferson, die an einem der vordersten Tische saß, klatschte nicht. Sie war viel zu sehr damit beschäftigt, sich über sich selbst zu ärgern.

Eine innere Stimme warnte sie, daß sie sich wie eine pubertäre Teenagerin aufführte, die sich in ihren Lehrer oder irgendeinen Star verknallt hatte, und sie versuchte sich einzuhämmern, daß sie damit aufhören sollte, doch es gelang ihr nicht. Ihr Blick wurde immer wieder wie magisch von David Spencers Gesicht angezogen. Nun, bei einem Magier paßte der Vergleich wenigstens, was den Sachverhalt selbst jedoch nicht weniger peinlich machte.

Ein kleiner Trost war es immerhin, daß er angesichts der gleißenden Bühnenscheinwerfer nicht merken konnte, wie sie ihn anstarrte. Wenn Rachel dennoch das Gefühl hatte, daß er ihren Blick erwiderte und immer wieder zu ihr herüberschaute, dann dürfte das nur Einbildung sein. Vermutlich konnte er das Publikum höchstens schemenhaft wahrnehmen.

Sie mußte sich eingestehen, daß er in der Tat phantastisch aussah. Sein strahlend weißer Smoking mit dem ebenfalls weißen Rüschenhemd bildete einen interessanten Kontrast zu seiner sonnengebräunten Haut und den pechschwarzen, dichten Haaren. Auch seine Augen waren so schwarz, als würde sich die Pupille über die gesamte Iris erstrecken, was seinen Blick ein wenig stechend, vor allem aber geheimnisvoll erscheinen ließ.

Vermutlich wurde der Effekt durch dunkle Kontaktlinsen hervorgerufen.

Spencer trug nicht nur den gleichen Vornamen wie David Copperfield, der wohl weltweit berühmteste Bühnenzauberer, sondern ähnelte ihm auch optisch ein wenig.

Für Rachel war dies jedoch keine Entschuldigung für ihr kindisches Verhalten. Sie hatte oft genug mit gutaussehenden Männern zu tun, und außerdem war sie aus dem Alter heraus, in dem sie beim Anblick eines schönen Mannes gleich Herzklopfen bekam. Die meiste Zeit über beobachtete sie nur Spencers Gesicht anstelle seiner Hände, was in ihrem Fall um so ärgerlicher war, da sie im Gegensatz zu den anderen Gästen nicht hier war, um sich zu amüsieren.

Sie war Reporterin und sollte einen Artikel über Spencers Bühnenshow verfassen. Zwar bestritt er das Varieteprogramm des Flamingo-Casinos in Las Vegas zusammen mit anderen Künstlern, doch sollte er der hoffnungsvollste Nachwuchsstar auf seinem Gebiet sein, und er entwickelte sich immer mehr zu einem Publikumsliebling. Seine Darbietungen bildeten angeblich schon jetzt den Höhepunkt des Program