Es ist sehr schwierig, DER MANN, DER DONNERSTAG WAR zu klassifizieren. Man kann sagen, dass es eine packende Abenteuergeschichte von mörderischen Verbrechern und brillanten Polizisten ist; aber es war zu erwarten, dass der Autor der Pater-Brown-Geschichten eine Detektivgeschichte erzählen würde wie kein anderer. Auf dieser Ebene ist DER MANN, DER DONNERSTAG WAR also hervorragend gelungen; wenn auch nicht anders, als eine grandiose Tour-de-Force des Spannungsschreibens.
Der Leser wird jedoch bald entdecken, dass es viel mehr als das ist. Von Chestertons wunderbarem, übermütigem Stil mitgerissen, wird er bald erkennen, dass er in viel tiefere Gewässer hineingetrieben wird, als er geplant hatte; und die völlig unvorhersehbare Auflösung wird sich für den modernen Leser, wie für Tausende andere seit 1908, als das Buch zum ersten Mal veröffentlicht wurde, als unausweichliche und bewegende Erfahrung erweisen, wenn die Ermittler schließlich entdecken, wer der Sonntag ist.
Der Vorort Saffron Park lag auf der Sonnenuntergangsseite Londons, so rot und zerklüftet wie eine Wolke im Sonnenuntergang. Er war durchweg aus hellem Backstein gebaut; seine Himmelslinie war fantastisch, und selbst sein Grundriss war wild. Es war der Ausbruch eines spekulativen Baumeisters, der seine Architektur mal elisabethanisch und mal Queen Anne nannte, offenbar in der Annahme, dass die beiden Herrscherinnen identisch seien. Sie wurde mit einigem Recht als Künstlerkolonie bezeichnet, obwohl sie nie in irgendeiner definierbaren Weise Kunst produzierte. Aber obwohl ihr Anspruch, ein intellektuelles Zentrum zu sein, ein wenig vage war, war ihr Anspruch, ein angenehmer Ort zu sein, ziemlich unbestreitbar. Der Fremde, der zum ersten Mal die malerischen roten Häuser betrachtete, konnte nur denken, wie seltsam geformt die Menschen sein mussten, die in sie hineinpassen konnten. Auch als er die Menschen kennenlernte, wurde er in dieser Hinsicht nicht enttäuscht. Der Ort war nicht nur angenehm, sondern perfekt, wenn er ihn einmal nicht als Täuschung, sondern eher als Traum betrachten konnte. Auch wenn die Menschen keine „Künstler“ waren, so war das Ganze doch künstlerisch. Dieser junge Mann mit dem langen, kastanienbraunen Haar und dem frechen Gesicht ‒ dieser junge Mann war nicht wirklich ein Dichter; aber sicher war er ein Gedicht. Jener alte Herr mit dem wilden, weißen Bart und dem wilden, weißen Hut ‒ dieser ehrwürdige Humbug war nicht wirklich ein Philosoph; aber er war wenigstens die Ursache der Philosophie in anderen. Der wissenschaftliche Herr mit dem kahlen, eiförmigen Kopf und dem kahlen, vogelähnlichen Hals hatte kein wirkliches Recht auf die wissenschaftlichen Allüren, die er annahm. Er hatte nichts Neues in der Biologie entdeckt; aber welches biologische Geschöpf hätte er einzigartiger entdecken können als sich selbst? So, und nur so, mußte der ganze Ort richtig betrachtet werden; er mußte nicht so sehr als eine Werkstatt für Künstler, sondern als ein zerbrechliches, aber vollendetes Kunstwerk betrachtet werden. Ein Mann, der in seine gesellschaftliche Atmosphäre eintrat, fühlte sich, als sei er in eine geschriebene Komödie eingetreten.
Noch mehr fiel diese anziehende Unwirklichkeit bei Einbruch der Dunkelheit über sie her, wenn die extravaganten Dächer sich dunkel gegen das Nachleuchten abhoben und das ganze verrückte Dorf so getrennt schien wie eine treibende Wolke. Noch stärker galt dies für die vielen Nächte der örtlichen Festlichkeiten, wenn die kleinen Gärten oft beleuchtet waren und die großen chinesischen Laternen in den zwergenhaften Bäumen wie eine wilde und monströse Frucht leuchteten. Und am stärksten war dies an einem bestimmten Abend, an den man sich im Ort noch vage erinnert, an dem der rostbraune Dichter der Held war. Es war beileibe nicht der einzige Abend, an dem er der Held war. An vielen Abenden konnten die Passanten in seinem kleinen Garten seine hohe, didaktische Stimme hören, mit der er den Männern und besonders den Frauen die Leviten las. Die Haltung der Frauen in solchen Fällen war in der Tat eines der Paradoxa des Ortes. Die meisten Frauen waren von der Sorte, die man vage als emanzipiert bezeichnen kann, und protestierten gegen die männliche Vorherrschaft. Dennoch würden diese neuen Frauen einem Mann immer das extravagante Kompliment machen, das ihm keine gewöhnliche Frau jemals macht, nämlich zuzuhören, während er redet. Und Mr. Lucian Gregory, der rothaarige Dichter, war wirklich (in gewissem Sinne) ein Mann, dem zuzuhören sich lohnte, auch wenn man am Ende nur lachen konnte. Er brachte das alte Geschwätz von der Gesetzlosigkeit der Kunst und der Kunst der Gesetzlosigkeit mit einer gewissen frechen Frische vor, die zumindest ein kurzes Vergnügen bereitete. Dabei half ihm in gewissem Maße die verblüffende Seltsamkeit seiner Erscheinung, die er, wie man so schön sagt, nach allen Regeln der Kunst bearbeitete. Sein dunkelrotes, in der Mitte gescheiteltes Haar war buchstäblich wie das einer Frau und wogte in den langsamen Locken einer Jungfrau in einem präraffaelitischen Bild. Aus diesem fast heiligen Oval jedoch ragte sein Gesicht plötzlich breit und brutal hervor, das Kinn mit einem Blick der Cockney-Verachtung nach vorne getragen. Diese Kombination kitzelte und erschreckte zugleich die Nerven einer neurotischen Bevölkerung. Er wirkte wie eine wandelnde Blasphemie, eine Mischung aus Engel und Affe.
Dieser besondere Abend, wenn er für nichts anderes in Erinnerung bleibt, wird an diesem Ort für seinen seltsamen Sonnenuntergang in Erinnerung bleiben. Es sah aus wie das Ende der Welt. Der ganze Himmel schien mit einem recht lebhaften und greifbaren Gefieder bedeckt zu sein; man konnte nur sagen, dass der Himmel voller Federn war, und zwar von Federn, die fast das Gesicht streiften. Über den großen Teil der Kuppel waren sie grau, mit den seltsamsten Tönungen von Violett und Mauve und einem unnatürlichen Rosa oder blassen Grün; aber nach Westen hin wuchs das Ganze jenseits aller Beschreibung, durchsichtig und leidensc