: Sabrina von Nostitz
: Zeit für Gefühle Fürstenkinder 79 - Adelsroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783987574771
: Fürstenkinder
: 1
: CHF 2.00
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
In der völlig neuen Romanreihe 'Fürstenkinder' kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe - ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit. Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann. Als Thronfolger war Alexander Konstantin von Warand eine vortreffliche Wahl. Daran bestand kein Zweifel. Von königlichem Geblüt und von frühester Jugend an vorbereitet auf seine künftige Rolle, ließ man ihn an namhaften Universitäten studieren und weihte ihn ein in alle wichtigen Staatsgeschäfte. Wie der alte König Adalrich von Warand, so sollte er die Geschicke des Reiches dereinst führen und lenken. Sein Vater war nach dessen Tod zu einer Legende geworden - allgegenwärtig in den gewaltigen Mauern des Schlosses von Warand. Für seine Mutter, Königin Eugenia Lukrezia, empfand Alexander nicht die Liebe eines Sohnes, sondern Ehrerbietung und Ehrfurcht. Sein ganzes Verhalten war darauf eingestellt, ihre Wertschätzung zu erringen und sich ihrer würdig zu erweisen. Niemand, selbst sein väterlicher Freund Hofrat von Xavier von Xanten nicht und schon gar nicht Königin Eugenia, ahnte etwas von den heimlichen Phantasien, die Alexander hegte. Wenn all seine Pflichten erfüllt waren und es einsam um ihn wurde, begann er manchmal zu träumen. Als er noch ein kleiner Bub war, ohne Spielkameraden hinter den Schloßmauern von Warand, stahl er sich von Zeit zu Zeit in den Trakt der Dienstboten, wo es verführerisch aus der Küche duftete, wo es fröhlich und geschäftig lärmte. Welch ein Unterschied zum steifen Zeremoniell im Thronsaal. Erzogen als künftiger König, hatte er die innige Zuneigung einer Familie nie kennengelernt. Also malte er sich aus, wie es wohl zugehen mochte mit liebevollen Großeltern, mit einem richtigen Vater, Brüdern und Schwestern. Und einer warmherzigen Mutter, die all die kleinen Freuden und Kümmernisse mit ihnen teilte. Keine Königin, vor der er wie jedermann bei Hofe gehorsam das Haupt neigen mußte. So wie die Menschen da draußen vom Glück und Reichtum in Schlössern und Palästen träumten, so bekam in seiner Vorstellungskraft die Seligkeit des einfachen Lebens Flügel. Jetzt, zu einem jungen Mann herangereift, wußte er sehr wohl um seine Privilegien und um die Aufgabe, standesgemäß zu heiraten und einen Erben für das Reich zu zeugen. Doch all seine Pflichten hatten wenig gemein mit den romantischen Vorstellungen, die ihn in seinen stillen Momenten bewegten. Dann quälten ihn Zweifel, und er hatte niemanden, dem er sich anvertrauen konnte. Noch nie war er einer Frau begegnet, die es vermocht hätte, zärtliche Gefühle in ihm zu erwecken.

Als Thronfolger war Alexander Konstantin von Warand eine vortreffliche Wahl. Daran bestand kein Zweifel.

Von königlichem Geblüt und von frühester Jugend an vorbereitet auf seine künftige Rolle, ließ man ihn an namhaften Universitäten studieren und weihte ihn ein in alle wichtigen Staatsgeschäfte.

Wie der alte König Adalrich von Warand, so sollte er die Geschicke des Reiches dereinst führen und lenken. Sein Vater war nach dessen Tod zu einer Legende geworden – allgegenwärtig in den gewaltigen Mauern des Schlosses von Warand.

Für seine Mutter, Königin Eugenia Lukrezia, empfand Alexander nicht die Liebe eines Sohnes, sondern Ehrerbietung und Ehrfurcht. Sein ganzes Verhalten war darauf eingestellt, ihre Wertschätzung zu erringen und sich ihrer würdig zu erweisen.

Niemand, selbst sein väterlicher Freund Hofrat von Xavier von Xanten nicht und schon gar nicht Königin Eugenia, ahnte etwas von den heimlichen Phantasien, die Alexander hegte. Wenn all seine Pflichten erfüllt waren und es einsam um ihn wurde, begann er manchmal zu träumen.

Als er noch ein kleiner Bub war, ohne Spielkameraden hinter den Schloßmauern von Warand, stahl er sich von Zeit zu Zeit in den Trakt der Dienstboten, wo es verführerisch aus der Küche duftete, wo es fröhlich und geschäftig lärmte. Welch ein Unterschied zum steifen Zeremoniell im Thronsaal.

Erzogen als künftiger König, hatte er die innige Zuneigung einer Familie nie kennengelernt. Also malte er sich aus, wie es wohl zugehen mochte mit liebevollen Großeltern, mit einem richtigen Vater, Brüdern und Schwestern. Und einer warmherzigen Mutter, die all die kleinen Freuden und Kümmernisse mit ihnen teilte. Keine Königin, vor der er wie jedermann bei Hofe gehorsam das Haupt neigen mußte.

So wie die Menschen da draußen vom Glück und Reichtum in Schlössern und Palästen träumten, so bekam in seiner Vorstellungskraft die Seligkeit des einfachen Lebens Flügel.

Jetzt, zu einem jungen Mann herangereift, wußte er sehr wohl um seine Privilegien und um die Aufgabe, standesgemäß zu heiraten und einen Erben für das Reich zu zeugen. Doch all seine Pflichten hatten wenig gemein mit den romantischen Vorstellungen, die ihn in seinen stillen Momenten bewegten. Dann quälten ihn Zweifel, und er hatte niemanden, dem er sich anvertrauen konnte.

Noch nie war er einer Frau begegnet, die es vermocht hätte, zärtliche Gefühle in ihm zu erwecken. Gab es diese Frau überhaupt? Oder lag es an ihm? Vielleicht war er ja gar nicht imstande zu lieben? Oder mußte er diesem Gefühl entsagen, weil das Schicksal ihn zu Höherem bestimmt hatte? Dann schien es ihm mitunter ein allzu harter Verzicht, der ihm da auferlegt war.

Es herauszufinden, bevor er sich der unvermeidlichen Eheschlie-ßung fügte, war seine geheimste Sehnsucht. Denn danach wäre es zu spät, und er würde es niemals erfahren.

Königin Eugenia hingegen zog es vor, das Leben nüchtern zu betrachten. Sie saß, die Hände im Schoß gefaltet, in der ersten Reihe der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche und schaute mit unbewegter Miene zu, wie der Pfarrer die Stirn des Babys mit Taufwasser benetzte. Aus dem Augenwinkel meinte sie, einen Anflug von Rührung in den Zügen ihres Sohnes zu entdecken, was leicht als Ausdruck aufrichtiger Anteilnahme mißverstanden werden konnte.

Sie war angespannt. Dieser Augenblick der feierlichen Taufe ihres Großneffen Kristian Paul Julius von Karlinger schürte ihre tiefsten Ängste. Bis zu dieser Stunde hatte sie keinen Grund gehabt, ihren Sohn nicht mit Genugtuung anzusehen. Nicht nur, wenn sie sich seine Zeugnisse vorlegen ließ, seine Referenzen begutachtete. Am meisten mit Stolz und Hoffnung erfüllte es sie, daß er ihr ähnlich war, in Haltung und Charakter unverkennbar ihr Fleisch und Blut, ausersehen für die Aufgabe, die sie ihm zugedacht hatte. Dann war sie überzeugt, daß sich die Opfer gelohnt hatten. Kein Hindernis schien es zu geben, bis auf eines.

»Die Uhr tickt unerbittlich«, raunte sie ihrem Sohn in einem unbeobachteten Moment zu, während vor der Kirche Baron Karlinger mit seiner Gattin dem Volke triumphierend den jüngsten Sproß seines Geschlechts präsentierte. Dieser Sohn war mehr als nur ein Stammhalter. Richtig eingesetzt, war der pausbäckige Säugling von Stund an eine entscheidende Figur. Auf dem Brettspiel um die Macht konnte er den König matt setzen.

»Seit das Weihwasser die Stirn dieses Kindes benetzt hat, läuft deine Zeit durchs Stundenglas«, zischte Königin Eugenia. Sie wußte nicht, was sie mehr erboste. Daß sie nicht umhin kam, diesem Schauspiel beizuwohnen – und dies auch noch mit guter Miene – oder daß ihr Sohn die Angelegenheit offensichtlich heiteren Mutes aufnahm. Wie um alles in der Welt konnte er nur so gleichmütig sein?

»Ich respektiere deine Besorgnis, Mutter«, erwiderte Alexander von Warand. Sie waren gerade aus dem Wagen gestiegen, der sie nach Schloß Warand zurückgebracht hatte. Königin Eugenia eilte so entschlossen die Freitreppe hinauf, daß er Mühe hatte, Schritt zu halten. Der Lakai riß eifrig die Flügeltür vor ihnen auf.

»Einen Sherry in den Salon«, herrschte sie das Dienstmädchen an, das sich nicht flink genug bewegte, um ihr aus dem Pelz zu helfen. Geistesgegenwärtig griff Alexander zu und legte das