Kapitel 1
CONNOR
Die Tage verschwimmen; das Einzige, was mich noch interessiert, ist Basketball. Denn noch nie wollte ich so sehr einen Ausweg aus diesem brennenden Müllhaufen von Leben finden wie in letzter Zeit. In Psychologie sitzt jetzt Karen neben mir, Ava hingegen am anderen Ende des Raums, so weit wie möglich von mir entfernt. Sie redet nicht mehr mit mir, sieht mich noch nicht mal an. Ich verbringe jede Mittagspause in der Cafeteria, wo ich an der Dummheit der Menschen um mich herum ersticke.
Es gibt keine Gutenachtküsse mehr.
Kein Klopfen an meinem Fenster.
Keine langen Nachrichten.
Keine nächtlichen Anrufe.
Und keine Luftballons vor meinen Basketballspielen.
Es gibt nur noch mich. Der in einer Welt dahinvegetiert, die sich auf einmal völlig fremd anfühlt. Der ein Leben lebt, von dem er dachte, dass er es will, und der ein Mädchen liebt, das ihn nicht zurückliebenkann.
Und natürlich gibt es da auch noch dieses Scheißauto, das aus dem Nichts den Geist aufgibt. Dabei wollte ich nach einem weiteren Marathon an Einzeltrainingseinheiten einfach nur nach Hause. Mir bleibt gerade noch genug Zeit, um an den Straßenrand zu fahren, bevor der Motor komplett absäuft. Seufzend lasse ich die Stirn auf das Lenkrad sinken und drehe den Zündschlüssel. Nichts. Ich prüfe die Tankanzeige, doch da ist alles in Ordnung. Also mache ich die Warnblinkanlage an, stoße ein lautes, entnervtes Stöhnen aus und trete frustriert die Tür mit beiden Füßen auf. Ich öffne die Motorhaube, starre auf den Haufen Metall und habe keinen blassen Schimmer, was ich da überhaupt vor mir habe.
Ich laufe um den Wagen herum, prüfe die Reifen, weil … keine Ahnung, warum. Ich bin müde, mir tut alles weh und ich will einfach nur nach Hause und auf meinem Bett liegen und nie wieder aufstehen – wenn es nicht wirklich sein muss. Ich hole das Handy aus dem Auto und wähle Dads Nummer. Es klingelt … und klingelt … bis die Mailbox anspringt. Also versuche ich es noch mal. Und noch mal. Es gibt bestimmt auch jemand anders, den ich anrufen könnte, aber ich bin so geschlaucht, sowohl körperlich als auch gefühlstechnisch, dass ich mich einfach vor dem Auto an den Straßenrand setze und die Stille um mich herum in mir aufnehme. Sie regelrecht begrüße. Es ist bereits dunkel, der Himmel ist klar, ein paar einsame Sterne blinken darin. Sollte jetzt ein Serienmörder vorbeikommen, ich wäre das perfekte Opfer. Der Gedanke bringt mich zum Lachen, und ich greife reflexartig nach dem Handy, um Ava zu schreiben … Doch dann fällt mir wieder ein, dass sie ja mit mir Schluss gemacht hat. Und ich frage mich, wie ich das überhaupt hatte vergessen können.
Nach der ganzen Sache, die mit meiner Mom passiert ist, hat Dad vorgeschlagen, ich solle eine Therapie machen, sowohl allein als auch mit ihm zusammen. Ich erinnere mich noch daran, wie ich neben ihm gesessen habe und der Therapeut ihn gebeten hat, zu beschreiben, wie es sich anfühle, sie – seine Frau – zu verlieren. Und Dad hat daraufhin gesagt – mal abgesehen von der Sorge, was das alles langfris