: Josef Imbach
: Vergib uns unsere Unschuld Wie ich Verantwortung übernehme
: Echter Verlag
: 9783429065911
: 1
: CHF 11.70
:
: Philosophie, Religion
: German
: 158
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wo ist die Grenze zwischen Verantwortung übernehmen und Selbstaufopferung? Sind Fürbitten und Gebete nur eine Möglichkeit, Verantwortung von uns zu weisen? Und macht Verantwortung und die damit verbundene Macht den Menschen böse? Diese und viele weitere Fragen zum Thema Verantwortung stellt sich Josef Imbach in diesem Buch. Dabei beschäftigt er sich nicht nur mit den moralischen und religiösen Hintergründen, sondern liefert auch praktische Hinweise, was wir selbst beitragen und wie wir aktiv werden können, anstatt Ausreden zu suchen und uns unsere eigene Unschuld einzureden. Denn jeder Einzelne kann etwas bewirken.

Josef Imbach, 1945 in Zofingen (Schweiz) geboren, 1975 bis 2002 Professor für Fundamentaltheologie und Grenzfragen zwischen Literatur und Theologie an der Päpstlichen Theologischen Fakultät San Bonaventura in Rom und 2005-2010 Lehrbeauftragter für Katholische Theologie an der Theologischen Fakultät in Basel.

Grenzfälle oder Ein Kapitel mit lauter Fragen


Von einem verantwortungsbewussten Menschen erwartet man, dass er ehrlich ist. Und dass er keinesfalls lügt. Lügen – was versteht man unter diesem Begriff?

Der Schweizer Dichter Gottfried Keller, ein Pädagoge von Großformat, obwohl (oder weil?) Junggeselle, vermag uns auf die Sprünge zu helfen. In seiner NovelleFrau Regel Amrain und ihr Jüngster geht es unter anderem um die Erziehung zur Wahrhaftigkeit.

Wie schwer merken die wackeren Erziehungsleute ein früh verlogenes und verblümtes inneres Wesen an einem Kinde, während sie mit höllischem Zeter über ein anderes herfahren, das aus Übermut oder Verlegenheit ganz naiv eine vereinzelte derbe Lüge gesagt hat. Denn hier haben sie eine greifliche bequeme Handhabe, um ihr donnerndes Du sollst nicht lügen! dem kleinen erstaunten Erfindungsgenie in die Ohren zu schreien. Wenn Fritzchen eine solche derbe Lüge vorbrachte, so sagte Frau Regel einfach, indem sie ihn groß ansah: »Was soll denn das heißen, du Affe? Warum lügst du solche Dummheiten? Glaubst du, die großen Leute zum Narren halten zu können? Sei du froh, wenn dich niemand anlügt, und lass dergleichen Späße!« Wenn er eine Notlüge vorbrachte, um eine begangene Sünde zu vertuschen, zeigte sie ihm mit ernsten, aber liebevollen Worten, dass die Sache deswegen nicht ungeschehen sei, und wusste ihm klarzumachen, dass er sich besser befinde, wenn er offen und ehrlich einen begangenen Fehler eingestehe; aber sie baute keinen neuen Strafprozess auf die Lüge, sondern behandelte die Sache, ganz abgesehen davon, o