: Inka-Gabriela Schmidt
: Engelsleid
: Elysion Books
: 9783960002253
: 1
: CHF 3.60
:
: Fantastische Literatur
: German
: 240
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Laura fühlt sich von ihren Freundinnen verraten. Hatten sie einander nicht geschworen, das Leben in allen Facetten zu genießen, statt zu heiraten? Doch ausgerechnet auf einer dieser Hochzeiten lernt Laura Giuseppe kennenlernt, den attraktiven Nachfahren des Grafen Orsini, der vor rund vierhundert Jahren in Bomarzo einen Park geheimnisvoller Steinskulpturen anlegte. Giuseppe überzeugt Laura davon, dass dieser Park einen Artikel in dem Reisemagazin verdient, für das sie als Journalistin arbeitet und nur zu gerne folgt sie seiner Einladung. Da erscheint eines Nachts in ihrem Zimmer ein Mann, der sie vor Giuseppe warnt, der mit ihrem Blut Dämonen aus den Skulpturen befreien wolle. Damit nicht genug, behauptet der Fremde auch noch, ein Engel zu sein. Wem soll Lauera Glauben schenken und ist wirklich ihr Leben in Gefahr? Oder sind alle um sie herum völlig übergeschnappt?

Inka-Gabriela Schmidt ist eine deutsche Fachbuch- und Roman-Schriftstellerin. Ihre Romane sind in den Genres Fantasy, Liebesroman und Mystery-Thriller angesiedelt und spielen durchwegs in unserer Zeit. Unter zwei Pseudonymen ist sie sehr erfolgreich im Bereich der Liebesromane unterwegs. Ihre Romane sind u.a. bei Ullstein, Weltbild und Ubooks zu finden.

Die Stadt der Liebe


 

Es war eine kalte und ungemütliche Nacht. Wie stets, wenn Azaradeel ins Grübeln verfiel, mit sich und seiner Situation unzufrieden, schien der Himmel seine schlechte Laune zu teilen und schickte Regen. Aber was vom Himmel herabstürmte, war nicht etwas, was mit dem simplen Wort Regen zu betiteln war. Ein Orkan peitschte über die Dächer, wie Azaradeel in diesem Jahr noch keinen erlebt hatte. Unerbittlich, über Stunden, mit Sturmböen, die Bäume abknickten und Laub durch die Luft wirbelten, Straßen und Gehwege überflutend, weil die Gullys die Wassermassen nicht aufzunehmen vermochten.

Azaradeel schlug den Kragen seines langen Ledermantels hoch und zog den Kopf ein, obwohl dies nichts nützte. Die kalten Fluten prasselten auf sein Haupt und rannen in den Kragen hinein, tränkten sein Hemd und arbeiteten sich bis auf seine Haut vor. Wäre er ein Mensch, würde er frieren und sich eine üble Erkältung zuziehen. Aber er war kein Mensch und trotz dieses unangenehmen Wetters war er sich auch in einer Nacht wie heute nicht im Klaren darüber, ob er dies nicht doch bedauerte.

Seit über einer Stunde saß er auf dem Dach des Kaufhauses Lafayette, die imposante Glaskuppel in seinem Rücken. Der Regen trommelte ein lautes Stakkato auf die großen Glasflächen. Die Beine über die Dachkante baumelnd, starrte Azaradeel hinunter auf die trotz des schlechten Wetters belebte Straße. Die Lichter der Autokolonnen konkurrierten mit denen der Straßenlaternen und Kaufhäuser. Auf Azaradeel wirkte dies wie eine gut beleuchtete Theaterkulisse.

Seufzend stützte er seinen Kopf auf die Hände, während er halbherzig den jüngsten Eskapaden seines besten Freundes lauschte, der neben ihm stand, dem Seitenwind wie ein Stahlpfeiler trotzend.

»Ihre Haut war von einem leichten Bronzeton und weich wie Samt. Ihre Augen gelbgrün und durchdringend wie die einer Katze. Und genauso verhielt sie sich. In der einen Minute schnurrend anschmiegsam und in der nächsten kratzbürstig ihre Krallen ausfahrend. Wow, dieses Temperament! Ich muss sie dir mal vorstellen, Aza. Ein Traum von einer Frau.«

Leviathan hielt kurz inne, beugte sich herunter und schaute Azaradeel von der Seite an, das eigene Gesicht von triefnassen Haaren umrahmt.

»Hey! Du hörst mir ja gar nicht zu!«

»Doch, doch«, erwiderte Azaradeel und schaute ihn kurz an, ehe er sich wieder dem Geschehen unter ihnen widmete. In all der Zeit, seit sie sich schon kannten – und das konnte man getrost als einen Teil der Ewigkeit bezeichnen – hatte Leviathan sich nicht im Geringsten geändert. Seit eh und je war er derselbe unvernünftige Draufgänger, der schamlos jede Frau verführte, die ihm gefiel, ohne über irgendwelche Konsequenzen nachzudenken.

Die Frauen allerdings konnte Azaradeel durchaus verstehen. Sein Freund war ein Bild von einem Mann. Leuchtende Augen mit einem Blau wie von Vergissmeinnicht, umrahmt von langen dichten Wimpern, um die ihn jede Frau beneidete. Lange und dichte, zu einem Pferdeschwanz gebundene, schwarze Haare. Dazu war er eins fünfundachtzig groß und muskulös.

Alles in allem hatte Leviathan eine derart erotische Ausstrahlung, für die Azaradeel keine Konkurrenz darstellte, und Männer des Menschengeschlechts sowieso nicht. Wobei ihm persönlich dies nichts ausmachte, denn im Gegensatz zu seinem Freund befand Azaradeel sich nie auf der Jagd nach dem weiblichen Geschlecht. Für einen Augenblick überzog ein ironisches Lächeln seine Lippen.

Denn es gab au