: Wolfram Dornik, Otto Hochreiter, Georg Tiefengraber
: Graz Biografie Geschichte einer Stadt
: Residenz Verlag
: 9783701746941
: 1
: CHF 20.00
:
: Biographien, Autobiographien
: German
: 536
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Geschichte der Stadt und der Menschen in kompakter und reich illustrierter Form. Die Autoren erzählen die Grazer Stadtgeschichte vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Italienische Festungsmeister bauten Graz als äußersten Vorposten des 'Heiligen Römischen Reiches' gegen das Osmanische Reich aus. Diese Architektur und viele andere Einflüsse prägen die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Altstadt. Lange sahen sich die Stadtväter als Vertreter der 'deutschesten Stadt' der Habsburgermonarchie. 1938 war Graz nationalsozialistisch, noch bevor Hitlers Truppen in Österreich einmarschierten. Nach 1945 mussten sich die Grazer*innen neu erfinden: Industrie, Kultur und Wissenschaft bilden heute die Markenzeichen. Wie kam es dazu? Ein reich bebildertes Lesebuch, das die aktuellsten Forschungsergebnisse zusammenfasst.

Wolfram Dornik geboren 1978, Studium der Geschichte und einer Fächerkombination an der Universität Graz, 2003 Promotion. Mitinitiator des 'Forums: Österreich-Ungarn im Ersten Weltkrieg'. Seit 2015 für das Stadtarchiv sowie seit 2020 für die Sammlungen im Stadtmuseum Graz verantwortlich. Co-Autor von 'Habsburgs schmutziger Krieg. Ermittlungen zur österreichisch-ungarischen Kriegsführung 1914-1918' (2014) und 'Graz Biografie. Geschichte einer Stadt' (2022). Otto Hochreiter (Beiträger) Studium der Bildwissenschaften an der Donau-Universität Krems. Seit 2005 Direktor des Graz Museums und seit 2014 auch des Stadtarchivs Graz, Geschäftsführer der Stadtmuseum Graz GmbH. Georg Tiefengraber (Beiträger) Studium der Klassischen Archäologie und Altertumskunde an der Universität Graz sowie der Ur- und Frühgeschichte in Wien. 2021/22 Stadtarchäologe von Graz. Seit 2022 wiss. Mitarbeiter und Kurator der Sammlung Bronze- und Eisenzeit am Naturhistorischen Museum Wien.

Einleitung
Wolfram Dornik


Graz ist nicht die Reichsstadt, Graz ist keine Weltstadt, Graz ist keine bischöfliche Residenzstadt, Graz ist nicht die Bundeshauptstadt. Graz ist nicht die Stadt des Jugendstils, der Festspiele oder des Wintersports. Aber: Graz war Hauptstadt von Herzogtum und Kronland und ist seit 1918 jene des Bundeslandes Steiermark. Graz war Festungsstadt. Graz ist Messe- und Einkaufsstadt. Graz ist Universitätsstadt, Graz ist Verkehrsknotenpunkt, Graz war Europäische Kulturhauptstadt 2003, Graz ist Fahrradstadt, Graz ist Autoclusterstadt, Graz ist Feinstaubhauptstadt, Graz ist … Die Aufzählung, was Graz ist und was es nicht ist, ließe sich noch weiter fortsetzen. Doch es bleibt der schale Nachgeschmack von vielen Grazer*innen, dass »ihre Stadt« immer in der zweiten Reihe stand und steht: Graz ist nicht Wien, Graz ist nicht Salzburg, Graz ist nicht Innsbruck. Graz steht immer ein klein wenig hinter den großen Stadtgeschwistern. Nicht umsonst stand während des Kulturhauptstadtjahres 2003 an der Stadtausfahrt der Südautobahn in Wien ein Werbeschild mit der provokanten Aufschrift: »Willkommen in Wien, dem schönsten Vorort von Graz«. Unter dem Motto »Graz darf alles« wollte sich die Stadt zumindest in diesem Jahr aus dem Schatten der Bundeshauptstadt, der Mozartstadt an der Salzach und der Wintersportmetropole am Inn in das gleißende Licht der europäischen Öffentlichkeit stellen. Und, es gelang! Seitdem war und wurde Graz zunehmend auch nördlich der Alpen (wieder) wahr- und ernstgenommen, sowohl in Berlin, London, Amsterdam und nicht zuletzt in Brüssel. Zuvor war Graz eher den Menschen aus Zagreb, Maribor, Belgrad, Sarajewo, Triest, vielleicht auch Budapest ein Begriff. Bis zum Beginn der COVID-19-Pandemie im März 2020, die vieles veränderte. Vieles, das wir heute, mit Drucklegung dieses Buches – im Sommer 2022 – noch gar nicht abschätzen können.

Dass Graz aus einer europäischen Perspektive in der Reihe der österreichischen Städte immer ein wenig in der zweiten Reihe stand, hatte im Verlauf der Geschichte aber auch seine Vorteile. Vom Dreißigjährigen Krieg blieb die Stadt verschont. Auch die osmanischen Truppen hatten nicht Graz sondern Wien im Visier. Die Truppen der Roten Armee zielten 1945 ebenso auf Wien, lediglich die US-amerikanischen und britischen Bombergeschwader nahmen Graz nur zu oft ins Visier: Die kleine Industriestadt mit den strategisch wichtigen Eisenbahnlinien lag am Rückweg von den Hauptzielen Wien, Wiener Neustadt und Obersteiermark. Doch ein Schicksal wie Berlin, Budapest, Wien, Belgrad, Dresden blieb Graz erspart. Die Sta