: Reinhard Rohn
: Leise, stirb leise
: Aufbau Verlag
: 9783841231543
: Lena Larcher ermittelt
: 1
: CHF 7.80
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 320
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ein Mörder wird zum Opfer

Als junger Mann wurde er zum Mörder, doch er wurde nie gefasst. 26 Jahre lang lebt er seitdem unentdeckt als angesehenes Mitglied der Gesellschaft, als Ehemann und Familienvater ein geordnetes Leben. Dann holt ihn jedoch die Vergangenheit ein: In Köln wird eine Prostituierte tot aufgefunden, ermordet nach »seinem« Muster von damals.

Dieses Mal ist er unschuldig, doch ein skrupelloser Erpresser schwört Rache. Und der Countdown läuft. Für Kommissarin Lena Larcher ein Fall, der sie an ihre beruflichen und persönlichen Grenzen treibt. Denn auch sie kämpft mit Gespenstern der Vergangenheit ...



Reinhard Rohn wurde 1959 in Osnabrück geboren und ist Schriftsteller, Übersetzer, Lektor und Verlagsleiter. Seit 1999 ist er auch schriftstellerisch tätig und veröffentlichte seinen Debütroman 'Rote Frauen', der ebenfalls bei Aufbau Digital erhältlich ist.

Die Liebe zu seiner Heimatstadt Köln inspirierte ihn zur seiner spannenden Kriminalroman-Reihe über 'Matthias Brasch'. Reinhard Rohn lebt in Berlin und Köln und geht in seiner Freizeit gerne mit seinen beiden Hunden am Rhein spazieren.

 

1.


Um neun Uhr, hatte Gerald Bohl gesagt, der Kriminaldirektor. Sie solle um neun Uhr ihren Dienst antreten. Sie würde einen Schreibtisch haben und von ihrem Kollegen Henning Mahn eingewiesen werden. Sie solle die Sache ruhig angehen – neun Monate Pause seien keine Kleinigkeit. Der Fall, um den sie sich kümmern solle, sei eigentlich eingestellt worden – eine Frau sei vor über einem Jahr spurlos verschwunden, eine Zeitungszustellerin, die morgens auf ihrer Runde in Riehl wahrscheinlich ihrem Mörder oder einem geheimen Liebhaber begegnet sei, mit dem sie ihr normales Leben verlassen habe. Keine große Angelegenheit, aber das Richtige, um wieder in die alltägliche Polizeiarbeit zu finden. Und wenn die Sache zu anstrengend für sie sei, solle sie sich direkt bei ihm melden.

Ein kurzes, freundliches Telefonat.

Erst nachdem Lena Larcher aufgelegt hatte, war ihr aufgefallen, dass ihre Hände zitterten. Dann hatte die Glocke von Sankt Agnes geschlagen, und sie war zusammengezuckt.

Nach neun Monaten würde sie wieder ins Präsidium gehen – sie galt als gesund, zumindest dienstfähig. Von ihren Kopfschmerzattacken und den gelegentlichen Sehstörungen hatte sie nichts gesagt. Sie musste wieder arbeiten – raus aus der Wohnung, aus den Erinnerungen. Wenn sie die Kraft fände, würde sie auch endlich aus der Wohnung ausziehen, die nun, da Robert und Simon tot waren, viel zu groß für sie war.

Insgeheim wusste sie, dass ihr Vater dahintersteckte – der legendäre Hauptkommissar Georg Larcher, der vor über dreißig Jahren das entführte Mädchen eines Großindustriellen aufgespürt und gerettet hatte. Ihr Vater hatte mit Bohl gesprochen und ihm gesagt: Meine Tochter wird zu Hause verrückt, sie muss wieder arbeiten, findet etwas für sie.

Der Himmel war bewölkt, ein unfreundlicher Oktobertag in Köln. Die Uhr zeigte bereits zwanzig nach acht. Sie sollte sich beeilen, wollte sie nicht zu spät kommen.

Sie hatte nur einen Kaffee getrunken, und irgendwie, während sie sich auf den Weg nach Kalk zum Präsidium machte, hatte sie das Gefühl, gleich kein Wort herauszubringen. Es hatte in den letzten Monaten Tage gegeben, an denen sie nicht ein einziges Wort gesprochen hatte.

Was wäre, wenn Mahn ihr den Autoschlüssel in die Hand drücken würde, damit sie zu einem Einsatzort fuhr? Wieder durchlief sie ein Schauder. Daran hatte keiner gedacht, dass sie nach dem Unfall nicht mehr hinter einem Steuer gesessen hatte. Wahrscheinlich würden sich die stechenden Ko