: Carl von Clausewitz
: Grundgedanken über Krieg und Kriegführung
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: 9783958646742
: Classics To Go
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: Belletristik
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Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz (* 1. Juni 1780 als Carl Philipp Gottlieb Claußwitz in Burg; ? 16. November 1831 in Breslau) war ein preußischer Generalmajor, Heeresreformer, Militärtheoretiker und -ethiker. Clausewitz wurde durch sein unvollendetes Hauptwerk Vom Kriege bekannt, das sich mit der Theorie des Krieges beschäftigt. Seine Theorien über Strategie, Taktik und Philosophie hatten großen Einfluss auf die Entwicklung des Kriegswesens in allen westlichen Ländern und werden bis heute an Militärakademien gelehrt. Sie finden auch im Bereich der Unternehmensführung sowie im Marketing Anwendung. (Auszug aus Wikipedia)

Kriegerische Tugenden. Heer und Feldherr


Der Krieg ist ein bestimmtes Geschäft. Und wie allgemein auch seine Beziehung sei, und wenn auch alle waffenfähigen Männer eines Volkes dasselbe trieben, so bliebe es doch immer ein solches: verschieden und getrennt von den übrigen Fähigkeiten, die das Menschenleben in Anspruch nehmen.

Vom Geiste und Wesen dieses Geschäfts durchdrungen sein, – die Kräfte, die in ihm tätig sein sollen, in sich üben, erwecken und aufnehmen, – das Geschäft mit dem Verstande ganz durchdringen, – durch Übung Sicherheit und Leichtigkeit in ihm gewinnen, – ganz darin aufgehen, – aus dem Menschen übergehen in die Rolle, die uns darin angewiesen wird: das ist die kriegerische Tugend des Heeres in jedem einzelnen.

Die kriegerische Tugend ist für die Teile überall, was das Genie des Feldherrn für das Ganze ist.

Je mehr ein Feldherr gewohnt ist, von seinen Soldaten zu fordern, um so sicherer ist er, daß die Forderung geleistet wird. Der Soldat ist ebenso stolz auf überwundene Mühseligkeiten als auf überstandene Gefahren. Aber nur im Boden einer beständigen Tätigkeit und Anstrengung gedeiht dieser Keim, auch nur im Sonnenlicht des Sieges.

Wenn wir ein rohes Volk betrachten, so ist ein kriegerischer Geist unter den einzelnen Menschen viel gewöhnlicher als bei den gebildeten Völkern, denn bei jenen besitzt ihn fast jeder einzelne Krieger, während bei den gebildeten eine ganze Masse nur durch die Notwendigkeit und keineswegs durch inneren Trieb mitfortgerissen wird. Aber unter rohen Völkern findet man nie einen eigentlich großen Feldherrn und äußerst selten, was man ein kriegerisches Genie nennen kann, weil dazu eine Entwicklung der Verstandeskräfte erforderlich ist, die ein rohes Volk nicht haben kann.

Der Krieg ist das Gebiet der Gefahr. Es ist also Mut vor allen Dingen die erste Eigenschaft des Kriegers.

Der Mut ist doppelter Art: einmal Mut gegen die persönliche Gefahr, und dann Mut gegen die Verantwortlichkeit, sei es vor dem Richterstuhl irgendeiner äußeren Macht, sei es vor dem einer inneren, nämlich des Gewissens.

Der Mut gegen die persönliche Gefahr ist wieder doppelter Art. Erstens kann er Gleichgültigkeit gegen die Gefahr sein. Sei es, daß sie aus dem Organismus des Individuums oder aus Geringschätzung des Lebens oder aus Gewohnheit hervorgehe, in diesen Fällen ist der Mut als ein bleibender Zustand anzusehen.

Zweitens kann er aus positiven Motiven hervorgehen, wie Ehrgeiz, Vaterlandsliebe, Begeisterung jeder Art. In diesem Fall ist der Mut nicht sowohl ein Zustand als eine Gemütsbewegung, ein Gefühl.

Es ist begreiflich, daß beide Arten von verschiedener Wirkung sind. Die erste Art ist sicherer, weil sie,