: Melissa Anderson
: Ein Alptraum, der kein Ende nahm Irrlicht 5 - Mystikroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740962920
: Irrlicht
: 1
: CHF 1.60
:
: Spannung
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der Liebesroman mit Gänsehauteffekt begeistert alle, die ein Herz für Spannung, Spuk und Liebe haben. Mystik der Extraklasse - das ist das Markenzeichen der beliebten Romanreihe Irrlicht: Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen erzeugen wohlige Schaudergefühle. Dein Tod ist beschlossene Sache, Naomi Landers! »Naomi«, hörte ich meine Kollegin Rosy durch die Sprechanlage nach mir rufen, »bitte zum Chef.« Ich runzelte die Stirn und stellte die Pinsel, die ich eben gereinigt hatte, in ein Wasserglas, damit sie über Nacht nicht austrockneten. »Okay«, antwortete ich, »ich komme gleich.« Fünf Minuten vor Feierabend? fragte ich mich dann. Was konnte Mr. Larson da noch von mir wollen? Hoffentlich geriet dadurch nicht das geplante Dinner mit meinem Vater in Gefahr, der gerade wieder einmal geschäftlich in Los Angeles zu tun hatte und wie stets seine Einzige ausführen wollte. Ich verließ das Atelier, in dem ich normalerweise noch mit meinem Kollegen Rudy Perrida und der Halbtagskraft Joan arbeitete. Bei der renommierten Firma Larson und Larson wurden Kunstwerke restauriert, hauptsächlich Gemälde und Kirchenfenster. Ich arbeitete gerade an einem solchen Fenster. Doch es kam nur noch selten vor, daß wir alle zusammen mal im Atelier waren. Immer häufiger mußten wir Aufträge an Ort und Stelle erledigen. Rudy war der Star von uns allen, auch unter den freiberuflichen Mitarbeitern, die Mr. Larson noch beschäftigte, und ich beneidete ihn sehr um sein Talent. Ich war sogar regelrecht eifersüchtig auf ihn, denn er bekam stets die interessantesten Aufträge. Aber ich mochte ihn ganz gern.

Melissa Anderson kennt sich im Liebesroman mit Thrillercharakter aus wie kaum eine andere Schriftstellerin. Dabei fallen auch ihre großartigen atmosphärisch dichten Naturbeschreibungen ins Gewicht. Sie hat für Spannungsreihen wie Irrlicht und Gaslicht bahnbrechende Romane geschrieben, die unter die Haut gingen auch wegen ihrer Kompetenz in dramatischen Fragen. Der schriftstellerischen Entwicklung dieser begabten, begnadeten Autorin hat ihr Umzug in die kanadische Wildnis, wo sie seit vielen Jahren lebt, offensichtlich gut getan. In Kanada ließ sie sich noch einmal neu inspirieren.

»Naomi«, hörte ich meine Kollegin Rosy durch die Sprechanlage nach mir rufen, »bitte zum Chef.«

Ich runzelte die Stirn und stellte die Pinsel, die ich eben gereinigt hatte, in ein Wasserglas, damit sie über Nacht nicht austrockneten.

»Okay«, antwortete ich, »ich komme gleich.«

Fünf Minuten vor Feierabend? fragte ich mich dann. Was konnte Mr. Larson da noch von mir wollen? Hoffentlich geriet dadurch nicht das geplante Dinner mit meinem Vater in Gefahr, der gerade wieder einmal geschäftlich in Los Angeles zu tun hatte und wie stets seine Einzige ausführen wollte.

Ich verließ das Atelier, in dem ich normalerweise noch mit meinem Kollegen Rudy Perrida und der Halbtagskraft Joan arbeitete. Bei der renommierten Firma Larson und Larson wurden Kunstwerke restauriert, hauptsächlich Gemälde und Kirchenfenster. Ich arbeitete gerade an einem solchen Fenster.

Doch es kam nur noch selten vor, daß wir alle zusammen mal im Atelier waren. Immer häufiger mußten wir Aufträge an Ort und Stelle erledigen. Rudy war der Star von uns allen, auch unter den freiberuflichen Mitarbeitern, die Mr. Larson noch beschäftigte, und ich beneidete ihn sehr um sein Talent. Ich war sogar regelrecht eifersüchtig auf ihn, denn er bekam stets die interessantesten Aufträge. Aber ich mochte ihn ganz gern. Er war ein netter Kollege, und ich hatte schon eine Menge von ihm lernen können.

Eilig lief ich über den Korridor und öffnete die Tür zum Büro. Rosy, Mr. Larsons Sekretärin, packte im Vorzimmer gerade ihre Sachen zusammen.

»Was ist?« fragte ich sie nervös. »Warum…«

Rosy lächelte merkwürdig geheimnisvoll. »Geh nur hinein, dann wirst du es gleich erfahren.«

Ihrem Gesicht nach zu schließen, schien es sich nicht gerade um eine schlechte Nachricht zu handeln, die mein Chef für mich parat hatte. Ich klopfte an seine Tür und trat ein.

Im Gegensatz zu Rosy machte Mr. Larson ein ernstes Gesicht, und mein Herz sank. Mit gemischten Gefühlen nahm ich auf dem Stuhl Platz, den er mir angeboten hatte. Er saß hinter seinem Schreibtisch und sah mich hinter seinen dicken Brillengläsern kummervoll an.

»Rudy ist verunglückt…«, begann er.

Ich schluckte und setzte mich kerzengerade auf. »Rudy ist verunglückt?« wiederholte ich mit gepreßter Stimme. »Das ist ja furchtbar. Ist er… ich meine…«

»Er ist schwer verletzt«, unterbrach Mr. Larson mein Gestammel. »Mehrere Knochenbrüche, Abschürfungen und eine Kopfverletzung. Aber er wird es überstehen, hat mir der Arzt vom Krankenhaus versichert.« Er seufzte schwer und bot mir eine Zigarette an, bevor er sich selbst eine anzündete. »Das Problem ist nur, daß Rudy nun seinen Auftrag nicht ausführen kann«, fuhr er fort«, deshalb habe ich Sie rufen lassen, Naomi.«

Er machte eine gedankenvolle Pause, und mein Herz fing an zu pochen. Sollte ich etwa einen von Rudys begehrten Aufträgen übernehmen? War meine Chance nun gekommen?

»Ich muß nun jemand anderen nach Carmel schicken«, redete Mr. Larson weiter, »und nach reiflicher Überlegung ist meine Wahl auf Sie gefallen, Naomi. Sie haben gerade in der letzten Zeit hervorragende Arbeit geleistet, und meine Kunden loben Sie in den höchsten Tönen. Ich bin sicher, daß Mr. Cummings Gemäldesammlung bei Ihnen in den besten Händen ist.«

Ich merkte, wie ich vor Freude und Aufregung heiße Ohren bekam. Einen Moment lang konnte ich ihn nur stumm anstarren, weil mir die Worte fehlten. Auf Mr. Larsons rundem, gutmütigem Gesicht lag wieder jenes väterliche Lächeln, mit dem er uns so oft bedachte. Er war der netteste Chef, den man sich denken konnte.

»Mr. Cummings?« rief ich dann begeistert. »In Carmel? Auf Monterey Peninsula?« Ich konnte es kaum glauben, Mr. Cummings besaß eine umfangreiche und wertvolle Privatgalerie, die in der Fachwelt Aufsehen erregte. Rudy bekam oft mehrmals im Jahr den Auftrag, nach Carmel zu fahren und ein paar von Mr. Cummings Gemälden zu restaurieren. Noch nie war jemand anders geschickt worden, und soviel ich wußte, wollte man in Cypress Manor – so hieß der herrschaftliche Besitz an der Küste von Monterey Peninsula – auch keinen anderen haben.

»Richtig«, hörte ich Mr. Larson in meine Gedanken hinein sagen. Erst jetzt sah ich ihn wieder bewußt an und registrierte sein breites Grinsen. »Wie würde Ihnen dieser Auftrag gefallen, Mädchen? Ich nehme an, Sie wissen, worum es sich handelt?«

Ich nickte benommen.