: Nora Roberts
: Im Schutz der Nacht Roman
: Blanvalet
: 9783641302245
: 1
: CHF 8.90
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 608
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein Gentleman-Gauner trifft auf die Liebe seines Lebens - doch ein gefährlicher Auftraggeber droht ihm alles zu nehmen ... Der neue große Roman von Nora Roberts!
Harry Booth ist ein Kind, gerade einmal neun, da erkrankt seine Mutter schwer an Krebs. Um die hohen Arztrechnungen begleichen zu können, greift er zu ungewöhnlichen Mitteln: Er bricht im Schutze der Nacht in die leerstehenden Häuser der Reichen ein. Harry erweist sich als ebenso klug wie talentiert, und er schätzt den Adrenalinrausch bei seinen Abenteuern. Jahre später erliegt seine geliebte Mutter dem Krebs, und Harry verlässt seine Heimat. Schon längst versteht er sich als Dieb mit festen Regeln: niemals Aufsehen erregen, niemals lange bleiben, nur von denen nehmen, die es sich leisten können.

Bis er auf Miranda Emerson trifft und über die Liebe zu ihr alle Vorsicht vergisst. Ausgerechnet jetzt spürt ihn Carter LaPorte auf, ein früherer Auftraggeber. Er sieht in Harry nur ein äußerst nützliches Werkzeug, das er mit allen Mitteln gefügig machen darf. Harry weiß, wie wenig Zeit ihm und Miranda bleibt, bevor LaPorte skrupellos Jagd auf sie machen wird. Er trifft eine einsame Entscheidung ...

Jeder Roman ein Bestseller! Lesen Sie auch »Nach dem Sturm« und »Am dunkelsten Tag«.

Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren. Ihren ersten Roman veröffentlichte sie 1981. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von über 500 Millionen Exemplaren. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.

Unter dem Namen J. D. Robb veröffentlicht Nora Roberts seit Jahren ebenso erfolgreich Kriminalromane.

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Mit neun Jahren, als seine Mutter zum ersten Mal mit dem tödlichen Krebs rang, wurde er zum Dieb. Damals sah er es nicht als Wahl, als Abenteuer oder als Kick – obwohl er all dies später genau so empfand. Als Junge war Stehlen für Harry Booth gleichbedeutend mit Überleben.

Sie mussten essen, die Hypothek und die Arztrechnungen bezahlen und Medikamente kaufen, obwohl seine Mutter zu krank war, um zu arbeiten. Sie tat ihr Bestes, das tat sie immer, und zwang sich aufzustehen, auch wenn ihr die Haare büschelweise ausfielen und sie so viel abnahm, dass sie nur noch ein dünnes Klappergestell war.

Das kleine Unternehmen, das sie mit ihrer Schwester aufgebaut hatte, seiner verrückten Tante Mags, konnte die unvorstellbar hohen Kosten für die Krebsbehandlung und die Medikamente, die in den Körper seiner Mutter gepumpt wurden, nicht tragen. Seine Mutter war die Seele vom Funkelschwestern-Reinigungsdienst, und obwohl Harry an den Wochenenden einsprang, gingen Kunden verloren.

Keine Kunden, kein Einkommen. Kein Einkommen, da musste man das Geld für die Hypothek des gemütlichen kleinen Hauses in Chicagos West Side anderswo herholen.

Ihr Haus war nicht besonders groß, aber es gehörte ihnen – und der Bank. Seine Mutter hatte immer pünktlich ihre Raten gezahlt, bis sie krank wurde. Doch das war den Banken egal, sobald man nur ein einziges Mal im Rückstand war.

Alle wollten Geld von ihnen, und wenn man es nicht rechtzeitig bezahlte, kam immer noch mehr dazu. Wenn man eine Kreditkarte hatte, konnte man Dinge wie Medikamente und Schuhe kaufen – seine Füße wurden immer größer –, aber daraus entstanden immer noch mehr Rechnungen und Zinsen und so was. Nachts, wenn sie glaubte, er schliefe, hörte er seine Mutter weinen.

Er wusste, dass Mags half, so gut sie konnte. Sie arbeitete hart, um die Kundschaft zu halten, und sie bezahlte einige Rechnungen oder Verzugszinsen aus ihrer eigenen Tasche. Aber es reichte einfach nicht.

Mit neun lernte er, das WortZwangsvollstreckung hieß, dass man auf der Straße saß. Und das WortPfänden bedeutete, dass Leute einem das Auto einfach so wegnehmen konnten.

Und so lernte er mit neun Jahren, dass es den Männern in Anzug und Krawatte mit den Aktentaschen völlig egal war, dass seine Mutter sich immer an alle Regeln gehalten hatte.

Er war geschickt im Taschendiebstahl. Seine verrückte Tante Mags hatte ein paar Jahre in einem Wanderzirkus verbracht und ein paar Tricks gelernt. Sie hatte sie ihm wie ein Spiel beigebracht.

Er war gut, verdammt gut darin und wusste dieses Talent zu nutzen. Seine Mutter hatte ihm zwar sorgfältig vermittelt, was richtig und was falsch war, aber ihm sagte das nicht viel, wenn sie sich nach der Chemo im Badezimmer erbrach oder sich einen Schal um den kahlen Kopf schlang und in irgendein vornehmes Haus an der Küste zum Putzen ging.

Er machte den Leuten in den schicken Häusern, den eleganten Penthouse-Wohnungen oder den glänzenden Bürogebäuden keinen Vorwurf. Sie hatten einfach mehr Glück im Leben als seine Mom.

Er fuhr mit dem Zug, wanderte durch die Straßen, suchte sich seine Opfer aus. Er hatte ein gutes Auge dafür. Die sorglosen Touristen, der Typ, der bei der Happy Hour ein Glas zu viel getrunken hatte, die Frau, die zu sehr mit ihren Textnachrichten beschäftigt war, um auf ihre Handtasche zu achten.

Er sah nicht aus wie ein Dieb, der dünne, kleine Junge, der noch wachsen musste, mit seinem lockigen braunen Haarschopf und den großen blauen Augen, die so unschul