: H.G. Wells
: mehrbuch Verlag
: Wenn der Schläfer erwacht
: neobooks Self-Publishing
: 9783754984048
: 1
: CHF 1.80
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 358
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Zur Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts fällt Graham nach mehreren Nächten der Schlaflosigkeit in eine totenähnliche Starre. So verharrt er für einen Zeitraum von mehr als zweihundert Jahren. Als er schließlich erwacht, muss er feststellen, dass er in der Zeit seines langen Schlafes zum reichsten und mächtigsten Mann der Welt geworden ist, denn durch geschickte Investitionen seiner geschäftlichen Stellvertreter ist sein Vermögen immens angewachsen. Auf diese Weise wurde einer Trust-Oligarchie der Weg bereitet, die nun die uneingeschränkte Herrscherin der gesamten Welt ist.

Herbert George Wells war ein englischer Schriftsteller und Pionier der Science-Fiction-Literatur. Wells, der auch Biologe, Historiker und Soziologe war, schrieb u. a. Bücher mit Millionenauflage wie Die Geschichte unserer Welt.

1.
Schlaflosigkeit


Eines Nachmittags ging Mr. Isbister, ein junger Künstler, der in Boscastle wohnte, zur Ebbezeit von diesem Ort nach der malerischen Bucht von Pentargen, weil er die Höhlen dort zu untersuchen wünschte. Halbwegs den steilen Pfad zum Strand von Pentargen hinunter traf er plötzlich auf einen Menschen, der in der Stellung tiefen Grames unter einer vorspringenden Felsmasse saß. Die Hände hingen diesem jungen Mann schlaff herab, seine Augen waren rot, er starrte vor sich hin, und sein Gesicht war von Tränen naß.

Bei dem Geräusch von Isbisters Schritten blickte er sich um. Beide Männer waren aus der Fassung gebracht, Isbister am meisten, und um die Verlegenheit seiner unwillkürlichen Pause zu überwinden, bemerkte er mit einer Miene reifer Überzeugung, das Wetter sei heiß für die Jahreszeit.

»Sehr,« antwortete der Fremde kurz, zögerte eine Sekunde und fügte in farblosem Tone hinzu: »Ich kann nicht schlafen.«

Isbister blieb abrupt stehen. »Nein?« war alles, was er sagte, aber seine Haltung verriet seinen hilfreichen Impuls.

»Es mag unglaublich klingen,« sagte der Fremde, indem er müde Augen auf Isbisters Gesicht wandte und seinen Worten mit einer schlaffen Hand Nachdruck lieh, »aber ich habe keinen Schlaf, überhaupt keinen Schlaf, schon seit sechs Nächten.«

»Rat eingeholt?«

»Ja. Schlechten Rat zum größten Teil. Medizinen. Mein Nervensystem ... Sie sind für die meisten Leute ja recht schön und gut. Es ist schwer zu erklären. Ich wage nicht ... genügend starke Dosen zu nehmen.«

»Das macht es schwierig,« sagte Isbister.

Er stand hilflos auf dem engen Pfad, in Verlegenheit, was er tun sollte. Offenbar wollte der Fremde reden. Ein unter den Umständen ziemlich natürlicher Gedanke trieb ihn, das Gespräch in Gang zu halten. »Ich selber habe nie unter Schlaflosigkeit gelitten,« sagte er im Ton der Alltagsplauderei, »aber in den Fällen, die ich gekannt habe, haben die Leute gewöhnlich etwas gefunden –«

»Ich wage nicht zu experimentieren.«

Er sprach müde. Er machte eine Geste der Abweisung, und eine Zeitlang waren beide Männer still.

»Bewegung?« regte Isbister ohne Vertrauen an, indem er von des anderen elendem Gesicht auf den Touristenanzug blickte, den er trug.

»Das habe ich versucht. Unklugerweise, vielleicht. Ich bin Tag für Tag der Küste gefolgt – von New Quai her. Das hat zu der geistigen Ermüdung nur die der Muskeln hinzugefügt. Die Ursache dieser Unrast war Überarbeitung – Aufregung. Ich hatte etwas –«

Er hielt wie vor bloßer Ermüdung inne. Er rieb sic