: Ronja Ebeling
: Work Reloaded Führungskräfte im Vorstellungsgespräch
: Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
: 9783959104050
: 1
: CHF 13.40
:
: Gesellschaft
: German
: 256
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was passiert, wenn namhafte Manager*innen zum Vorstellungsgespräch geladen werden? Zeigen sie sich vielleicht auch mal ratlos oder gar verletzlich? Und vor allem: Sind sie den Anforderungen der jungen Generation gewachsen? Stellvertretend für die Generation Z führt Ronja Ebeling Vorstellungsgespräche mit bekannten Wirtschaftsakteur*innen unseres Landes und prüft, ob junge Menschen in der Arbeitswelt überhaupt mitgedacht werden. Die Journalistin und Autorin fühlt unter anderem Albrecht Hornbach, Dr. Sigrid Nikutta (DB Cargo), Nina Straßner (SAP) und sogar der katholischen Kirche auf den Zahn. Denn um in Zukunft nachhaltig und verantwortungsbewusst wirtschaften zu können, brauchen wir heute Gespräche auf Augenhöhe, die das menschliche Miteinander am Arbeitsplatz in den Mittelpunkt rücken. Ronja Ebeling führte für ihr Buch Interviews mit Jos de Blok (Buurtzorg), Bischof Helmut Dieser (Katholische Kirche), Caroline Farberger (Wellstreet), Albrecht Hornbach (Hornbach), Marc Marthaler (Swisscom), Sigrid Nikutta (DB Cargo), Tijen Onaran (Global Digital Women), Nina Straßner (SAP) und Waldemar Zeiler (Einhorn).

Ronja Ebeling ist 1996 geboren und gelernte Redakteurin. Ihre journalistische Ausbildung absolvierte sie beim Hamburger Verlag Gruner + Jahr, in diesem Rahmen besuchte sie auch die Henri-Nannen-Schule. In ihrem Podcast »Hungry Minds - Eine Generation, die fordert« beleuchtet sie gesellschaftliche Probleme aus der jungen Perspektive. Seit ihrem ersten Buch »Jung, besorgt, abhängig - Eine Generation in der Krise« berät sie Unternehmen zu Themen der jungen Generation, unterstützt in Recruiting-Prozessen und begeistert als mitreißende Keynote-Speakerin.

Bedeutet der Abbau von Hierarchien den Zerfall der Autorität, Waldemar Zeiler?


(EINHORN)

Seit zehn Minuten starre ich in das Kühlregal. Ich stehe im EDEKA auf der Osterstraße in Hamburg und überlege, was ich kaufen soll. In der WhatsApp stand, dass alle etwas mitbringen sollen, Tommy würde außerdem Ph-Suppe mit Tofu kochen. Weil er keine klaren Ansagen gemacht hat, schwanke ich nun zwischen Eistorte mit Waldfrüchten und den kleinen Browniekuchen, die ich zusammen mit Vanilleeis kaufen könnte. Wenn ich besonders schnell mit dem Fahrrad fahre, sollte das Zeug in meinem Jutebeutel auch nicht schon geschmolzen sein, bevor ich bei Tommy ankomme. Laut Verpackung brauchen sie im Backofen nur sieben Minuten. Nach langem Hin und Her entscheide ich mich für die Brownies und das Eis, bezahle an der Kasse und springe aufs Rad.

Tommy wohnt nur ein paar Straßen weiter in Eimsbüttel. Die Tür zu dem Wohnhaus steht wie gewohnt offen, und ich sprinte die erste Treppe hoch. Im dritten Stockwerk werde ich langsamer, und als ich ganz oben angekommen bin, stöhne ich fast vor Anstrengung. Die Luke zum Dach ist geöffnet, und ich höre schon die Musik und lautes Gelächter von oben. Ich rücke meinen Jutebeutel auf der Schulter zurecht und klettere die einzelnen Sprossen hoch. Oben angekommen sehe ich, wie die Abendsonne über den Dächern Hamburgs steht und den Himmel über der Stadt in ein feuriges Rot färbt.

»Sorry, ich bin zu spät … Happy Birthday!«, juble ich, als Tommy mich entdeckt und mir den Jutebeutel abnimmt, damit ich besser aus der Luke klettern kann.

»Kein Stress. Toll, dass du da bist«, sagt er und drückt mich ganz fest, als ich sicher auf beiden Füßen stehe. Er hat sich heute einen neuen Ohrring stechen lassen, sehe ich, während ich ihn umarme. Der silberne kleine Ring passt zu seiner großen Brille, die ihm auf der Nase sitzt.

»Mega!«, kommentiere ich und strahle ihn an. »Ich habe Brownies und Vanilleeis mitgebracht«, sage ich fast schon stolz.

»Oh, noch mehr Schokolade!«, lacht Tommy und zeigt auf drei Kuchen, die ein paar Meter weiter auf dem Dach stehen. Ein Typ, den ich nicht kenne, schneidet sich gerade ein Stück davon ab.

»What? Alles Schoko? Oh Mann, nächstes Mal musst du sagen, was ich genau mitbringen soll«, sage ich und verziehe das Gesicht. Hätte ich mal doch die Eistorte mit den Waldfrüchten genommen, denke ich und gehe zum provisorischen Buffet, das auf dem Flachdach aufgebaut wurde. Dort stopfe ich die Brownies und das Eis in eine rumstehende Kühltruhe. Daneben steht ein Campinggasherd, auf dem Tommys legendäre Ph-Suppe köchelt.

»Trotzdem danke«, sagt Tommy. Um Platz zu schaffen, nimmt er ein Bier und eine Apfelschorle aus der Truhe und öffnet beides mit dem Feuerzeug. Als ich mit dem Verstauen fertig bin, erspähe ich meine Freundin Pia, die am Schornstein sitzt und ziemlich genervt guckt.

»Oh, was geht denn bei Pia?«, frage ich Tommy.

»Ach, keine Ahnung … irgendwas mit der Arbeit?«, mutmaßt er und wandert wieder Richtung Dachluke, um eine weitere Person zu begrüßen.

»Na, du?«, sage ich zu Pia und stoße meine Apfelschorle gegen ihre Bierflasche, sodass sie kurz zusammenzuckt.

»Oh, hab dich gar nicht kommen sehen«, sagt sie erschrocken. Meine Freundin studiert in Berlin Medizin und ist das Wochenende zu Besuch, um Tommys Geburtstag mit uns zu feiern.

»Was ziehst du so einen Flunsch?«, frage ich sie und setze mich auf den Boden. Ich lehne mich mit dem Rücken an den Schornstein und genieße den Ausblick. Pia erzählt mir währenddessen, dass sie von ihrem Chef genervt sei. »Der akzeptiert gar keine anderen Gedanken. Nur seine Meinung zählt«, sagt sie und skizziert mir kurz, worum es in dem Konflikt geht. Aber weil Pia gerade in einem Krankenhaus ihr Praxisjahr macht u