: Claudi Feldhaus
: Hauptstadt Cupcakes Ein Berlinroman über Freundschaft
: epubli
: 9783756543502
: 4
: CHF 3.60
:
: Familie
: German
: 290
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die Marzahnerin Aileen hat den großen Sprung gewagt - gemeinsam mit ihrer Freundin Pami gründet sie ein Cateringunternehmen: Hauptstadt Cupcakes! Aileen ist blass, zynisch und reserviert und stammt aus verkorksten Familienverhältnissen. Pami hingegen ist eine schwarze Schönheit, die sich unerschütterlicher Fröhlichkeit, warmherziger Eltern und ihrer süßen Tochter erfreut. Dass es im Leben des Kindes keinen Vater gibt, gleichen die beiden Endzwanzigerinnen voller Liebe aus. Eines Tages erfährt Aileen aus einem Brief, dass ihr Vater und dessen Mutter noch leben. Ihr Erzeuger ist also gar nicht in den Wirren der deutschen Wiedervereinigung umgekommen? Und sie hat noch eine Oma? Entschlossen begibt sie sich auf die Suche ...

Claudi Feldhaus, anno 1987 im Berliner Umland, hat, bis sie mit ca. 7 schreiben konnte, Bildergeschichten gemalt. In ihren wilden Teenagerjahren zeichnete sie Comics und Mangas. Dann kamen die Romane und sind bis heute ihr Medium. Mit Anfang 20 absolvierte sie ein Belletristikstudium, es folgten mehrere Romanveröffentlichungen, erst in Verlagen, dann im Selfpublishing. Sie veröffentlicht zeitgenössische Berlinromane und Fantasy und, unter ihrem anderen Pseudonym Amalia Frey, feministische Romance und Herstory. Claudi Feldhaus lebt, liebt und trinkt Kaffee in Berlin.

9


Am nächsten Morgen kam Pami wie immer rüber und half mir, die Waren für das »You’re welcome«, das dreißig Cupcakes, zwei zuckerfreie Sandkuchen, zwei Torten und zehn Fruchtörtchen – alles vegan – bestellt hatte, in den Wagen zu verstauen. Ich wollte meinen Hintern gerade auf den Fahrsitz wuchten, als sie vorschlug, dass sie die Lieferung übernehmen könne. »Wäre toll, wenn du dich an ein paar neue Flyer und an ein Dauerangebot für das ›welcome‹ setzen würdest. Vielleicht fällt dir ja auch eine Marketingaktion ein. Du hast immer so tolle Ideen.«

Büroarbeit war wirklich nicht Pamis Sache, aber natürlich glaubte sie mich sicherer, je weiter weg ich von Steglitz war. Wäre die Lieferung nach Pankow oder Weißensee gegangen, hätte ich sie gewiss machen dürfen. Ich beschwerte mich nicht, sondern ließ sie fahren. Pfeifend brachte ich das Vehikel nach oben, band mir einen Schal um, knöpfte den Mantel zu und ging wieder hinunter.

Auf der Treppe zum S-Bahnhof Springpfuhl lauerte mir Lina auf. »Was machst du denn hier? Müsstest du nicht in der Schule sein?«

»U-Und was m-machst du hier?«, fragte sie scherzhaft anklagend zurück.

»Ich muss nicht zur Schule!«

»Und w-wohin willst du?«

Wir guckten uns doof an, dann lachten wir. Als wir uns zu den Gleisen wandten, nahm sie meine Hand.

»Wenn deine Mutter rauskriegt, dass du schwänzt …«

»W-wenn deine P-Partnerin r-rauskriegt, d-dass du deine O-Oma besuchen fährst …«

»Touché! Du bist ziemlich schlau, weißt du das?«

Ich kaufte mir eine Club Mate und für Lina einen Früchtetee und einen Nussring am »Star Backshop« auf dem Bahnsteig. Die S 7 fuhr ein, wir setzten uns nebeneinander entgegen der Fahrtrichtung.

Ich fragte Lina interessehalber: »Und wie läuft es mit den grobschlächtigen Sechstklässlern?«

»A-Ach, m-mach dir k-kein Kopf!«, erwiderte sie, ehe sie am abgekühlten Tee nippte, »m-meine Fr-Freunde Anh und Xuan w-weichen mir nicht von der Seite!« Die Tran-Zwillinge waren ihre besten Freund*innen, nicht nur weil sie mit ihr Kampfsport lernten und mit ihr ihre Krabbenchips teilten, die Pami verboten hatte.

Wir fuhren bis zum Ostkreuz und krochen tiefer in unsere Schals, als uns beim Aussteigen ein scharfer Windzug erwischte. Nachdem wir den Müll ordnungsgemäß entsorgt hatten; Papier und Plastik getrennt, die leere Club Mate unter neben dem Abfalleimer, damit Flaschensammelnde sie finden konnten, nahm ich wieder Linas Hand. Der Berufsverkehr war offenbar noch nicht abgeklungen und die Menschen drängten sich hektisch über den Bahnsteig. Die Rolltreppe zur Hochbahn war mal wieder defekt, deshalb mussten wir die steilen Treppen erklimmen.

Auf einmal stoppte die Masse, dann bekam ich mit, dass auf dem unteren Drittel eine Frau stehen geblieben war. An der Art, wie sie die Taschen in eine Hand nahm, um die andere auf ihren Bauch zu legen, erkannte ich, dass sie schwanger war und die vielen Stufen ihr große Mühe bereiteten. Die Passierenden drängten genervt an ihr vorbei, und als wir sie erreichten, fühlte sich gar ein Mittvierziger bemüßigt, sie anzupflaumen: »Halt nicht den ganzen Verkehr auf, du Fesselballon!«

Sofort war ich auf 180. »Halt bloß die Klappe, du Schlappschwanz! Du würdest die Verantwortung, die sie hier unter dem Herzen trägt, nicht einen Tag aushalten!«

Er sah mich verdattert an und öffnete seinen Mund. Doch er bemerkte, was auch ich spürte: Um mich und die werdende Mutter herum formierte sich eine entschlossene Gruppe von Frauen, die ihn böse anguckte. Geschlagen zog er von dannen. Eine Dame, die hinter mir stand, frag