: Susanne Scholl
: Omas Bankraub
: Residenz Verlag
: 9783701746828
: 1
: CHF 16.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 208
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Wenn am Ende vom Geld noch ganz schön viel Monat bleibt, ist Kreativität gefragt: Vier Frauen verbünden sich gegen die Altersarmut. Schlecht bezahlte Berufe, Scheidungen, aber auch die Höhen und Tiefen einer Künstlerinnenexistenz oder ein leichtsinniger Hang zu den schönen Dingen des Lebens - die Gründe für Altersarmut sind so vielfältig wie weibliche Biografien. Um dem chronischen Geldmangel zu begegnen, helfen nur Kreativität und Solidarität. Erika, die pensionierte Volksschullehrerin, Lilli, die erfolglose Musikerin, Anna, die verwitwete Verschwenderin, und Ursula, Krankenschwester mit einem fatalen Hang zu exotischen Liebesbeziehungen, erfinden 'Omas Kurse' und veranstalten Wohnungsflohmärkte, backen Torten und bewirtschaften Erikas Schrebergarten. Als das alles jedoch nicht reicht, beschließen sie, ihr Glück mit illegalen Methoden zu versuchen ...

Susanne Scholl, geboren 1949 in Wien, Studium der Slawistik in Rom und Moskau. Langjährige ORF-Korrespondentin in Moskau. Susanne Scholl hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und wichtige Preise für ihre journalistische Arbeit und ihr menschenrechtliches Engagement erhalten, u. a. den Concordia Preis und das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. Zuletzt erschienen: 'Emma schweigt' (2013), 'Warten auf Gianni' (2016), 'Wachtraum' (2017), 'Die Damen des Hauses' (2019), 'Omas Bankraub' (2022).

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Die Verschwenderin


Anna sitzt in ihrem Wohnzimmer und öffnet die Post: die Stromrechnung, eine Mahnung für die Handyrechnung, eine zweite Mahnung für die Miete.

Anna hat überall Schulden.

Nicht, weil sie zu wenig Geld hätte. Sie hat eine ausreichende eigene Pension und bekommt zusätzlich eine Witwenrente nach ihrem verstorbenen Ehemann, der Arzt war und gut verdient hat.

Anna hat Schulden, weil sie nicht mit Geld umgehen kann.

Manchmal überkommt sie eine regelrechte Kaufwut. Dann schaut sie weder rechts noch links und schon gar nicht auf ihren Kontostand.

Sie kauft. Punkt. So manches, was sie später weiterschenkt, weil sie draufkommt, dass sie es tatsächlich nicht nur nicht braucht, sondern auch nicht mag.

Als sie noch Redakteurin in einem renommierten Verlag für wissenschaftliche Publikationen war, hat sie gut verdient und dank ihrer Sprachkenntnisse auch noch nebenbei mit Übersetzungen gutes Geld gemacht. Übersetzen kann sie ja noch immer, aber die Einkünfte fließen jetzt spärlicher.

»Man wird halt nicht jünger«, seufzt Anna und legt die gesammelten Mahnungen und Zahlungsaufforderungen auf den Schreibtisch.

»Morgen geh ich auf die Bank und