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Die Verschwenderin
Anna sitzt in ihrem Wohnzimmer und öffnet die Post: die Stromrechnung, eine Mahnung für die Handyrechnung, eine zweite Mahnung für die Miete.
Anna hat überall Schulden.
Nicht, weil sie zu wenig Geld hätte. Sie hat eine ausreichende eigene Pension und bekommt zusätzlich eine Witwenrente nach ihrem verstorbenen Ehemann, der Arzt war und gut verdient hat.
Anna hat Schulden, weil sie nicht mit Geld umgehen kann.
Manchmal überkommt sie eine regelrechte Kaufwut. Dann schaut sie weder rechts noch links und schon gar nicht auf ihren Kontostand.
Sie kauft. Punkt. So manches, was sie später weiterschenkt, weil sie draufkommt, dass sie es tatsächlich nicht nur nicht braucht, sondern auch nicht mag.
Als sie noch Redakteurin in einem renommierten Verlag für wissenschaftliche Publikationen war, hat sie gut verdient und dank ihrer Sprachkenntnisse auch noch nebenbei mit Übersetzungen gutes Geld gemacht. Übersetzen kann sie ja noch immer, aber die Einkünfte fließen jetzt spärlicher.
»Man wird halt nicht jünger«, seufzt Anna und legt die gesammelten Mahnungen und Zahlungsaufforderungen auf den Schreibtisch.
»Morgen geh ich auf die Bank und