: Leni Behrendt
: Krafft von Broede Leni Behrendt Bestseller 47 - Liebesroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740914790
: Leni Behrendt Bestseller
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Leni Behrendt nimmt längst den Rang eines Klassikers der Gegenwart ein. Mit großem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe. Leni Behrendt entwickelt Frauenschicksale, wie sie eindrucksvoller nicht gestaltet werden können. Herr Schmehlich, der Besitzer des vielbesuchten Nervensanatoriums Seelenruh, saß gedankenverloren in einem der tiefen Sessel seines Arbeitszimmers. Er sog an einer dicken Zigarre und rauchte wie ein Schlot. Herr Schmehlich kam nur einmal in der Woche nach Seelenruh, um sich darin umzusehen. Er hatte noch weitere Unternehmungen, war ein gewiegter Geschäftsmann, der es zu großem Reichtum gebracht hatte. Heute war er auf einen Brief Doktor Meders hin hergekommen. Und was er vorhatte, das mußte ernstlich und reiflich erwogen werden. Endlich schien er zu einem Entschluß gekommen zu sein; denn er richtete sich im Sessel auf und rief den Diener herbei. »Sagen Sie Fräulein Rainer, ich ließe sie zu einer Unterredung hierher bitten.« Gleich darauf stand die gewünschte Dame vor Herrn Schmehlich. Ein wohlgefälliges Lächeln huschte über sein rotes Gesicht, in seinen verschwommenen Äuglein zuckte es begehrlich auf. So ein wunderschönes Geschöpf bekam er aber auch nicht alle Tage zu sehen! Der begehrliche Herr mußte wieder einmal feststellen, daß das Mädchen von einer bestrickenden Süße war, die selbst auf kühle, sachliche Menschen verwirrend wirken mußte. Die lässige Haltung des biegsamen, gepflegten Körpers, das stolzgetragene Köpfchen, um das sich wunderbares Blondhaar bauschte und wellte. Und dann die Augen - diese rätselhaften Märchenaugen von weichem dunklem Grau! »Nehmen Sie Platz, mein Fräulein«, forderte er die junge Dame auf, die erwartungsvoll auf ihn schaute. »Ich habe Ihnen eine Eröffnung zu machen. Zuerst will ich Ihnen erklären, weshalb Sie so lange in meinem Sanatorium weilen mußten, dessen Aufsicht und Pflege Sie nur kurze Zeit nötig hatten. Doch Ihr Vater verlangte Ihr Bleiben, weil er sich mit einer jungen Schönen verheiratete und ihm die erwachsene Tochter daher unbequem war. Und da Sie sich hier wohl fühlten und das Pensionsgeld auch einigermaßen pünktlich gezahlt wurde, machte Ihr Bleiben weiter keine Schwierigkeiten.

Ihre 70 Romane sind berühmt. Sie werden von einem vielfachen Millionenpublikum gelesen. Leni Behrendt versteht sich wie kaum eine andere in die Herzen der Menschen zu schreiben. Ihr Werk vermittelt unendlich viel Liebe und Güte. Als Schriftstellerin ist sie ein wahres Naturtalent. Mit ihrer bewusst schlichten und damit authentischen Sprache findet sie Anklang und Beifall auch von Seiten der Literaturwissenschaft. Eines ihrer Erfolgsgeheimnisse liegt darin, dass für jeden ihrer mitreißenden Romane Bilder und Begebenheiten aus ihrem eigenen schicksalhaften Leben erwachsen sind. Als Privatlehrerin gewann die in Insterburg / Ostpreußen geborene Leni Behrendt schon früh einen tiefen Einblick in die adlige Gesellschaft. In vielen ihrer Romane spiegeln sich die Bilder unserer Welt wider. Aus den Erlebnissen stammt die Glaubwürdigkeit ihrer bewundernswerten Moral. Mit großem, sicherem Einfühlungsvermögen charakterisiert sie Land und Leute. Über allem steht die Liebe, besonders eindrucksvoll schildert sie die liebende Frau. Die Romane der Leni Behrendt vermitteln die Botschaft einer tiefen Wahrhaftigkeit. Eben dieser Wert ist heute mehr gefragt denn je.

Herr Schmehlich, der Besitzer des vielbesuchten Nervensanatoriums Seelenruh, saß gedankenverloren in einem der tiefen Sessel seines Arbeitszimmers. Er sog an einer dicken Zigarre und rauchte wie ein Schlot.

Herr Schmehlich kam nur einmal in der Woche nach Seelenruh, um sich darin umzusehen. Er hatte noch weitere Unternehmungen, war ein gewiegter Geschäftsmann, der es zu großem Reichtum gebracht hatte.

Heute war er auf einen Brief Doktor Meders hin hergekommen. Und was er vorhatte, das mußte ernstlich und reiflich erwogen werden.

Endlich schien er zu einem Entschluß gekommen zu sein; denn er richtete sich im Sessel auf und rief den Diener herbei.

»Sagen Sie Fräulein Rainer, ich ließe sie zu einer Unterredung hierher bitten.«

Gleich darauf stand die gewünschte Dame vor Herrn Schmehlich. Ein wohlgefälliges Lächeln huschte über sein rotes Gesicht, in seinen verschwommenen Äuglein zuckte es begehrlich auf.

So ein wunderschönes Geschöpf bekam er aber auch nicht alle Tage zu sehen! Der begehrliche Herr mußte wieder einmal feststellen, daß das Mädchen von einer bestrickenden Süße war, die selbst auf kühle, sachliche Menschen verwirrend wirken mußte.

Die lässige Haltung des biegsamen, gepflegten Körpers, das stolzgetragene Köpfchen, um das sich wunderbares Blondhaar bauschte und wellte. Und dann die Augen – diese rätselhaften Märchenaugen von weichem dunklem Grau!

»Nehmen Sie Platz, mein Fräulein«, forderte er die junge Dame auf, die erwartungsvoll auf ihn schaute. »Ich habe Ihnen eine Eröffnung zu machen. Zuerst will ich Ihnen erklären, weshalb Sie so lange in meinem Sanatorium weilen mußten, dessen Aufsicht und Pflege Sie nur kurze Zeit nötig hatten. Doch Ihr Vater verlangte Ihr Bleiben, weil er sich mit einer jungen Schönen verheiratete und ihm die erwachsene Tochter daher unbequem war. Und da Sie sich hier wohl fühlten und das Pensionsgeld auch einigermaßen pünktlich gezahlt wurde, machte Ihr Bleiben weiter keine Schwierigkeiten. Aber seit zwei Monaten blieb die Bezahlung aus und wird es auch fernerhin, da Ihr Vater nicht mehr unter den Lebenden weilt. Seine eifersüchtige Gattin hat ihn und sich nach einem heftigen Streit erschossen. Die Villa fiel in die Hände der Gläubiger – und Sie, mein Kind, sind nun allein und bettelarm. Nachdem die Verhältnisse sich so gestaltet haben, ist Ihres Bleibens hier nicht länger.«

Forschend sah er zu dem Mädchen hin, das seine Eröffnung nicht erregt zu haben schien. Vielleicht war das hochmütige Antlitz etwas blasser als sonst. Da es jedoch immer von durchsichtiger Zartheit war, ließ sich das schwer feststellen. Als sie nicht antwortete, räusperte sich der kleine Dicke: »Haben Sie mir nichts zu antworten, Fräulein Rainer? Geht Ihnen die Tragödie Ihres Vaters denn gar nicht zu Herzen?«

»Nein!«

Kalt, schroff klang es, man hätte der weichen Stimme einen solchen Ton nicht zugetraut. Schmehlich sah sie betroffen an.

»Aber ja – aber nein –«, meinte er ratlos – und da erschien ein Lächeln auf dem zarten Antlitz, das den guten Dicken ganz und gar betörte.

»Ich kann um meinen Vater nicht trauern, da er mir nie nahe stand. Er hat sein Unglück selbst verschuldet. Daß ich arm bin, weiß ich. Auch daß ich die Betreuung hier längst nicht mehr nötig hatte. Warum mein Vater mich trotzdem im Sanatorium ließ, darüber habe ich mir wohl manchmal den Kopf zerbrochen, forschte aber nicht weiter nach, da es mir hier gutging. Nun allerdings muß ich diese friedliche Stätte verlassen. Schade!«

Jetzt war der Augenblick für Herr Schmehlich gekommen. Er setzte sich in Positur, legte sein fettes Gesicht in wichtige Falten und sah mit etwas herablassendem Wohlwollen das Mädchen an.

»Tja«, meinte er salbungsvoll. »Über diesen Punkt möchte ich mit Ihnen reden, meine liebe, verehrte Ilse-Sibylle. Ihretwegen bin ich heute hierher gekommen, obgleich ich viel Geschäftliches zu erledigen habe. Ich habe mir die Sache reiflich überlegen müssen. Sie sind immerhin das Kind Ihres leichtsinnigen Vaters, und für Künstler habe ich nie viel übrig gehabt. Trotzdem habe ich mich entschlossen, Sie zu heiraten. Hoffentlich erkennen Sie das Glück, das ich Ihnen zu geben imstande bin, auch genügend an.«

So, nun war es heraus. Herr Schmehlich blähte sich ordentlich auf vor Edelmut und Selbstgefälligkeit. Er wappnete sich, um mit Würde die Dankesbezeigungen des Fräuleins entgegenzunehmen. Allein, es sah ja fast so aus, als kämpfe es mit einem Lachen. Und auch die Stimme klang ganz danach: »Ihr Opfermut ist sehr anerkennenswert, Herr Schmehlich. Daher verzeihen Sie meine Undankbarkeit. Wie mich Ihr Antrag auch ehrt – ich muß ihn dennoch ablehnen.«

»Was – ablehnen?« wiederholte er, als habe er nicht recht gehört.

»Leider.«

Das genügte, um den Herrn aus seiner selbstgefälligen Ruhe zu reißen. Er schnappte nach Luft, sein Gesicht wurde dunkelrot.

»Hören Sie, Fräulein, haben Sie etwa den Verstand verloren?!« schrie er sie an. »Mich weisen Sie ab – mich? Na da hört doch alles auf! Ich habe Geld, mein Fräulein – Geld! Verstehen Sie? Was wollen Sie denn anfangen?«

»Mir eine Stellung suchen.«

»So sehen Sie aus –!« erboste er sich immer mehr. »Für derartige Angestellte wie Sie bedankt sich jeder. Sie haben bestimmt keine Veranlassung, sich aufs hohe Pferd zu