: Barbara Vinken
: Ver-kleiden Was wir tun, wenn wir uns anziehen
: Residenz Verlag
: 9783701746910
: 1
: CHF 11.70
:
: Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
: German
: 96
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Mann als Frau als Mann? Frau als Mann als Frau? Lustvoll analysiert Barbara Vinken Mode als das Spiel zwischen Geschlechtern und Identitäten. Ziehen wir uns als Frau, als Mann an? Drücken wir in unseren Kleidern nur uns selbst aus oder immer auch eine Fülle von gesellschaftlichen Codes? Mode, so Barbara Vinken, ist immer zugleich eine Sprache, eine Konvention, der wir unterworfen sind, und ein Mittel, genau diese Konventionen zu durchkreuzen - sich dem Reiz des Ver-kleidens hinzugeben. Erst als Spiel zwischen den Geschlechtern, den Klassen und den Identitäten gelingt es der Mode, Gender als raffiniertes rhetorisches Gebilde vorzuführen. Und so ist, was in der Mode passiert, auch kein Verwischen von Gender, nicht Gender fluidity, sondern ein durchaus verunsicherndes, hartes Gegeneinander-Führen der Konstruktionen von 'Weiblichkeit' und 'Männlichkeit' - provokativ, witzig und geistreich.

Barbara Vinken, seit 2004 Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Romanische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universitä München. Gastprofessorin u. a. an HU und FU Berlin, EHESS Paris, NYU New York, Johns Hopkins und University of Chicago. Derzeit Fellow am IFK, Wien. Zahlreiche Publikationen u.a.: 'Bel Ami' (2020), 'Die Blumen der Mode: Klassische und neue Texte zur Philosophie der Mode' (2016), 'Angezogen: Das Geheimnis der Mode' (2013), regelmäßige Beiträge für 'ZEIT,' 'SZ', 'NZZ', 'Harper's Bazaar'. Mitglied der Talkrunde Buchzeit in 3SAT.

I Vom Mut zur Nicht-Identität


Gesprengte Genderkorsetts, Oszillieren


Leute von Welt sind heutzutage pansexuell, nicht binär oder genderfluid. So wie Virginia Woolfs Orlando, Mozarts Cherubino, Chanelsgarçonne. Oder David Bowie. Sie alle waren gleichzeitig erotische Ikonen, deren Reiz im Oszillieren zwischen weiblich und männlich, im Schillern zwischen Kind und Mann, Kind und Frau liegt. Die reizende, vielleicht genderfluide, sicher nicht genderneutrale Zwischenlage dieser Personen wurde durch Kleider, Körpersprache und Haltung, durch Kosmetik und Körperbehandlung unterstützt. Alles eine Frage des Fashioning: Diegarçonne hat Hosen und vielleicht sogar die Hosen an. Sie trägt das Kleidungsstück, das zum