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Freunde und Verwandte
Doktor Herkenrath hat sich heute Morgen unters Sofa verkrochen. Jetzt ist es sechs Uhr abends und er liegt immer noch da. Hat sich keinen Zentimeter von der Stelle gerührt. Weil er sich schämt. Und das völlig zu Recht! Gestern hat mein überängstlicher Cockerspaniel mal wieder für reichlich Aufruhr gesorgt.
Kurz nach siebzehn Uhr war ich mit ihm am Boringer Platz, um mir den Martins-Umzug anzusehen. Bei der Gelegenheit hat sich rausgestellt, dass er nicht nur eine Heidenangst vor Eichhörnchen, Katzen, Schmetterlingen und Salamandern hat. Sondern auch vor Blasmusik.
Als sich der Umzug in Bewegung gesetzt und die BlaskapelleIch geh mit meiner Laterne angestimmt hat, ist Doktor Herkenrath durchgedreht, in Panik über die Straße geschossen und hat –Rabimmel, rabammel, rabumm – einen Trompeter, eine Tuba-Spielerin und zu guter Letzt auch noch einen unbeteiligten Brezelverkäufer ins Stolpern gebracht. Dabei hat er dermaßen hysterisch gejault, dass zwei Polizeipferde und das Pferd von St. Martin scheuten und auf die Hinterbeine stiegen. Was ein kleines Mädchen so erschreckte, dass es ungeschickt mit seiner Laterne hantierte, die augenblicklich in Flammen aufging.
Der Laternen-Brand war schnell gelöscht, aber Doktor Herkenrath und ich haben bis auf Weiteres strengstes Martins-Umzug-Verbot. Ausgesprochen von einer berittenen Polizistin. Und von St. Martin höchstpersönlich.
Weswegen ich im Moment nicht besonders gut auf meinen feigen Hund zu sprechen bin.
Er winselt und guckt verschämt unter dem Sofa hervor, was wohl bedeuten soll:»Entschuldige, dass ich mal wieder ausgeflippt bin, Matilda. Ich verspreche hoch und heilig, mich in Zuku